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Diese Partei würde ChatGPT wählen – laut Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl

Mit der Veröffentlichung des Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl 2025 kam uns eine Idee: Warum nicht einmal ChatGPT eine Chance geben?

Person hält Smartphone mit geöffnetem Wahl-O-Mat vor einen Laptop mit ChatGPT
© Mojahid Mottakin - stock.adobe.com / IMAGO / Hanno Bode [M]

KI: Was ist eine künstliche Intelligenz?

Vom Roboterarm bis zur hyperintelligenten Maschine – KI ist bereits jetzt ein fester Bestandteil unseres Alltags …  aber wie funktioniert eine KI?

In einem spannenden Experiment haben wir ChatGPT, die Künstliche Intelligenz (KI) von OpenAI, gebeten, die 38 Thesen des Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl 2025 zu beantworten. Ziel war es herauszufinden, wie ein Tool, das auf riesigen Textmengen basiert, mit aktuellen politischen Fragestellungen umgeht – und welche Parteien am Ende die höchste Übereinstimmung mit den Antworten der KI erzielen würden.

ChatGPT: Die Antworten im Wahl-O-Mat

Der Wahl-O-Mat ist ein beliebtes Tool der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), das dir hilft, deine politischen Positionen mit denen der antretenden Parteien zu vergleichen. Das Prinzip ist einfach: Du beantwortest 38 Thesen mit „Stimme zu“, „Neutral“ oder „Stimme nicht zu“. Anschließend zeigt dir der Wahl-O-Mat, welche Parteien am ehesten mit deinen Antworten übereinstimmen.

Für dieses Experiment haben wir die 38 Thesen ChatGPT einzeln vorgelegt. Die KI durfte dabei jedes mal nur mit einer der drei vorgegebenen Optionen antworten – eigene Interpretationen oder Erklärungen waren nicht erlaubt. Allerdings durfte der Chat-Bot auf das Internet zugreifen und war dazu angehalten, vor Abgabe jeder Stimme zu recherchieren.

Die folgende Tabelle entstand erst im Anschluss an das eigentliche Experiment, mit der expliziten Anweisung, das Stimmverhalten nachträglich zu erläutern. An den Stimmen selbst hat sich dadurch nichts geändert.

TheseMeine AntwortBegründung
Deutschland soll die Ukraine weiterhin militärisch unterstützen.Stimme zu.Entspricht der aktuellen politischen Unterstützung für die Ukraine in internationalen Konflikten.
Der Ausbau erneuerbarer Energien soll weiterhin vom Staat finanziell gefördert werden.Stimme zu.Förderung erneuerbarer Energien ist zentral für Klimaschutz und Energiewende.
Das Bürgergeld soll denjenigen gestrichen werden, die wiederholt Stellenangebote ablehnen.Stimme zu.Verknüpfung von Sozialleistungen mit Mitwirkungspflichten spiegelt gängige Praxis wider.
Auf allen Autobahnen soll ein generelles Tempolimit gelten.Stimme zu.Tempolimit erhöht Verkehrssicherheit und reduziert Emissionen.
Asylsuchende, die über einen anderen EU-Staat eingereist sind, sollen an den deutschen Grenzen abgewiesen werden.Stimme nicht zu.Der Schutz von Geflüchteten sollte Vorrang haben, trotz der Dublin-Verordnung.
Bei Neuvermietungen sollen die Mietpreise weiterhin gesetzlich begrenzt werden.Stimme zu.Mietpreisbegrenzungen helfen, bezahlbaren Wohnraum zu sichern.
An Bahnhöfen soll die Bundespolizei Software zur automatisierten Gesichtserkennung einsetzen dürfen.Stimme zu.Gesichtserkennung kann Sicherheitsmaßnahmen unterstützen, birgt jedoch Datenschutzrisiken.
Energieintensive Unternehmen sollen vom Staat einen finanziellen Ausgleich für ihre Stromkosten erhalten.Stimme zu.Ausgleichszahlungen können Wettbewerbsfähigkeit sichern und Standortverluste verhindern.
Alle Beschäftigten sollen bereits nach 40 Beitragsjahren ohne Abschläge in Rente gehen können.Stimme zu.Anerkennung langer Arbeitszeiten und Beitragsjahre.
Im einleitenden Satz des Grundgesetzes soll weiterhin die Formulierung „Verantwortung vor Gott“ stehen.Stimme zu.Bewahrung historischer Formulierungen spiegelt Tradition des Grundgesetzes wider.
Deutschland soll weiterhin die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland fördern.Stimme zu.Fachkräftemangel erfordert gezielte Anwerbung internationaler Arbeitskräfte.
Für die Stromerzeugung soll Deutschland wieder Kernenergie nutzen.Stimme zu.Kernenergie könnte Versorgungssicherheit gewährleisten, trotz kontroverser Debatten.
Bei der Besteuerung von Einkommen soll der Spitzensteuersatz angehoben werden.Stimme zu.Höhere Steuersätze für hohe Einkommen können soziale Gerechtigkeit fördern.
Der Bund soll mehr Kompetenzen in der Schulpolitik erhalten.Stimme zu.Vereinheitlichung der Bildungspolitik könnte zu besseren Standards führen.
Aus Deutschland sollen weiterhin Rüstungsgüter nach Israel exportiert werden dürfen.Stimme zu.Unterstützung Israels als enger Verbündeter in Sicherheitsfragen.
Alle Bürger*innen sollen in gesetzlichen Krankenkassen versichert sein müssen.Stimme zu.Einheitliches Gesundheitssystem fördert Solidarität und stabile Finanzierung.
Die gesetzliche Frauenquote in Vorständen und Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen soll abgeschafft werden.Stimme nicht zu.Frauenquoten fördern Gleichstellung und Diversität in Führungspositionen.
Ökologische Landwirtschaft soll stärker gefördert werden als konventionelle Landwirtschaft.Stimme zu.Nachhaltige Landwirtschaft schützt Umwelt und Biodiversität.
Der Bund soll Projekte gegen Rechtsextremismus verstärkt fördern.Stimme zu.Förderung von Demokratie und Maßnahmen gegen Extremismus sind wichtig für gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Unternehmen sollen weiterhin die Einhaltung der Menschenrechte und des Umweltschutzes bei allen Zulieferern kontrollieren müssen.Stimme zu.Sichert ethische und nachhaltige Standards in globalen Lieferketten.
Die Ausbildungsförderung BAföG soll weiterhin abhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt werden.Stimme zu.Sozial gestaffelte Förderung berücksichtigt individuelle finanzielle Situationen.
Die Schuldenbremse im Grundgesetz soll beibehalten werden.Stimme zu.Haushaltsdisziplin verhindert übermäßige Staatsverschuldung.
Asylsuchende sollen in Deutschland sofort nach ihrer Antragstellung eine Arbeitserlaubnis erhalten.Stimme zu.Erleichtert Integration und fördert Selbstständigkeit von Geflüchteten.
Deutschland soll das Ziel verwerfen, klimaneutral zu werden.Stimme nicht zu.Klimaneutralität ist entscheidend für den Kampf gegen den Klimawandel.
In Deutschland soll die 35-Stunden-Woche als gesetzliche Regelarbeitszeit für alle Beschäftigten festgelegt werden.Stimme zu.Kürzere Arbeitszeiten könnten Work-Life-Balance verbessern und neue Jobs schaffen.
Schwangerschaftsabbrüche sollen in den ersten drei Monaten weiterhin nur nach Beratung straffrei sein.Stimme nicht zu.Liberalisierung der Regelung würde die Selbstbestimmung von Frauen stärken.
Der Euro soll in Deutschland durch eine nationale Währung ersetzt werden.Stimme nicht zu.Der Euro stärkt die europäische Integration und Wirtschaftsstabilität.
Beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur soll die Schiene Vorrang vor der Straße haben.Stimme zu.Förderung des Schienenverkehrs unterstützt umweltfreundliche Mobilität.
Ehrenamtliche Tätigkeiten sollen auf die zukünftige Rente angerechnet werden.Stimme zu.Anerkennung ehrenamtlicher Arbeit fördert gesellschaftliches Engagement.
Die Grundsteuer soll weiterhin auf Mieter*innen umgelegt werden dürfen.Stimme nicht zu.Entlastung der Mieter*innen könnte Wohnkosten senken.
Das Streikrecht für Beschäftigte in Unternehmen der kritischen Infrastruktur soll gesetzlich eingeschränkt werden.Stimme zu.Sicherstellung der Grundversorgung in essenziellen Bereichen.
In Deutschland soll es auf Bundesebene Volksentscheide geben können.Stimme zu.Direkte Demokratie stärkt die Beteiligung der Bürger*innen an politischen Entscheidungen.
Unter 14-Jährige sollen strafrechtlich belangt werden können.Stimme zu.Reaktion auf Jugendkriminalität, obwohl altersgerechte Justizmaßnahmen wichtig bleiben.
Deutschland soll sich für die Abschaffung der erhöhten EU-Zölle auf chinesische Elektroautos einsetzen.Stimme zu.Freihandel fördert Wettbewerb und kann Preise für Verbraucher*innen senken.
In Deutschland soll es weiterhin generell möglich sein, neben der deutschen eine zweite Staatsbürgerschaft zu haben.Stimme zu.Erleichtert Integration und spiegelt die Realität von Mehrstaatlichkeit wider.
Für junge Erwachsene soll ein soziales Pflichtjahr eingeführt werden.Stimme zu.Fördert gesellschaftliches Engagement und stärkt das Gemeinschaftsgefühl.
Neue Heizungen sollen auch zukünftig vollständig mit fossilen Brennstoffen (z. B. Gas oder Öl) betrieben werden dürfen.Stimme zu.Berücksichtigt Übergangsphasen in der Energiewende, trotz langfristigem Umstieg auf erneuerbare Energien.
Der gesetzliche Mindestlohn soll spätestens 2026 auf 15 Euro erhöht werden.Stimme zu.Höherer Mindestlohn könnte Armut reduzieren und soziale Gerechtigkeit fördern.
Erstellt mit ChatGPT.

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Keine Gewichtung

Außerdem fragten wir im Anschluss, ob der Chat-Bot seine Thesen gewichten wolle. Er erwiderte den Hinweis, dass eine Gewichtung sinnvoll sein könne, merkte aber an: „Da ich jedoch als KI-Modell keine persönlichen Präferenzen habe, kann ich keine spezifischen Thesen für Sie gewichten.“

Das ist ein entscheidender Unterschied: Als Nutzende*r des Wahl-O-Mat kannst du bestimmte Thesen als besonders wichtig markieren, wodurch sie bei der Berechnung des Ergebnisses stärker gewichtet werden. ChatGPT hat keine eigenen Prioritäten oder Wertvorstellungen, weshalb dieser Schritt trotz der Empfehlung des Tools, „die Thesen entsprechend Ihrer eigenen Prioritäten zu gewichten“, wegfiel.

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Ergebnisse von SPD bis WerteUnion

Nachdem alle Thesen beantwortet waren, haben wir die Antworten in den Wahl-O-Mat eingespeist. Das Ergebnis: Die SPD landete mit 72,4 Prozent Übereinstimmung auf dem ersten Platz. Knapp dahinter folgte Die PARTEI mit 71,1 Prozent, gefolgt von den Bündnis 90/Die Grünen mit 69,7 Prozent.

Die Schlusslichter bildeten die AfD mit 35,5 Prozent, die Bayernpartei mit 34,2 Prozent sowie die WerteUnion mit 31,6 Prozent.

Im Rahmen des Experiments haben wir die Parteienauswahl nicht eingeschränkt. Dennoch heben wir in der folgenden Tabelle die auf aktuellen Wahlumfragen basierend stärksten Parteien mittels Fettung hervor:

ParteiÜbereinstimmung
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)72,4 %
Die PARTEI71,1 %
Bündnis 90/Die Grünen (GRÜNE)69,7 %
Tierschutzpartei68,4 %
Volt64,5 %
Die Gerechtigkeitspartei – Team Todenhöfer64,5 %
Sozialistische Gleichheitspartei (SGP)63,2 %
Die Linke63,2 %
Südschleswigscher Wählerverband (SSW)63,2 %
Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)63,2 %
Partei des Fortschritts (PdF)61,8 %
Piratenpartei Deutschland (PIRATEN)61,8 %
MERA2561,8 %
Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD)60,5 %
Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP)57,9 %
Freie Wähler57,9 %
dieBasis53,9 %
Christlich Demokratische Union/Christlich-Soziale Union (CDU/CSU)53,9 %
Partei der Humanisten (PdH)52,6 %
Verjüngungsforschung50,0 %
Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)42,1 %
Freie Demokratische Partei (FDP)42,1 %
Menschliche Welt42,1 %
Bündnis C – Christen für Deutschland39,5 %
Bündnis Deutschland39,5 %
Alternative für Deutschland (AfD)35,5 %
Bayernpartei (BP)34,2 %
WerteUnion31,6 %

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Die Ergebnisse sind auf den ersten Blick überraschend. Dass die SPD, Die PARTEI und die Grünen vorne liegen, könnte auf eine sozialliberale und progressive Tendenz in den Antworten hinweisen. Das bedeutet jedoch nicht, dass ChatGPT eine „linke“ oder „rechte“ politische Ausrichtung hat. Es zeigt vielmehr, dass die KI auf Basis allgemein verfügbarer Informationen Thesen beantwortet hat, ohne persönliche Präferenzen oder emotionale Faktoren einzubringen.

Ein weiteres interessantes Detail: Auch Parteien wie Die Linke, Volt und die Piratenpartei erzielten hohe Übereinstimmungen. Gleichzeitig lagen konservative Parteien wie die CDU/CSU oder die FDP im Mittelfeld. Die AfD landete mit 35,5 Prozent im unteren Bereich, was auf eine geringere Übereinstimmung der KI-Antworten mit den Positionen dieser Partei hindeutet.

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Die Beschränkungen

Das Experiment hat klare Grenzen. Die wichtigste: ChatGPT kann keine eigenen politischen Überzeugungen haben. Als Künstliche Intelligenz basiert das Modell auf Daten und Algorithmen, nicht auf Meinungen oder Werten. Das bedeutet, dass die Antworten zwar sachlich konsistent sein sollten, aber keine persönliche oder emotionale Tiefe besitzen.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die fehlende Gewichtung der Thesen. Im Wahl-O-Mat hast du als Nutzer*in die Möglichkeit, bestimmte Themen als besonders wichtig zu markieren. Vielleicht ist dir Klimaschutz besonders wichtig oder die Sozialpolitik liegt dir am Herzen. Diese Gewichtung kann dein Ergebnis stark beeinflussen. ChatGPT hat diese Möglichkeit nicht genutzt, da die KI keine Prioritäten setzen kann. Alle Thesen wurden gleich behandelt, was das Ergebnis neutral, aber möglicherweise weniger differenziert macht.

Darüber hinaus berücksichtigt die KI keine parteipolitischen Nuancen. Menschen wählen nicht nur aufgrund von Programmen, sondern auch basierend auf der Glaubwürdigkeit der Kandidat*innen, historischen Entwicklungen oder persönlichen Erfahrungen. Diese menschlichen Faktoren spielen bei ChatGPT keine Rolle.

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Deine Stimme zählt

Es ist wichtig zu betonen: Dieses Experiment stellt keine Wahlempfehlung dar. Die Ergebnisse zeigen lediglich, wie eine KI auf politische Thesen reagieren könnte, basierend auf den Informationen, die ihr zur Verfügung stehen. Das heißt nicht, dass du dich an diesen Ergebnissen orientieren solltest. Der Wahl-O-Mat ist ein hilfreiches Tool zur Orientierung, ersetzt aber nicht die persönliche Auseinandersetzung mit den Parteien und ihren Programmen.

Deine Wahlentscheidung sollte auf deinen eigenen Überzeugungen, Erfahrungen und Prioritäten basieren. Nutze den Wahl-O-Mat als Inspiration, aber informiere dich darüber hinaus in Parteiprogrammen, Wahlkampfdebatten und politischen Diskussionen.

Also: Lass dich inspirieren, aber nicht beeinflussen. Deine Stimme zählt – und nur du entscheidest, wer sie verdient.

Quellen: ChatGPT; Wahl-O-Mat; Wahlrecht.de

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