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Stimmzettel ohne AfD? Manipulierte Bundestagswahl-Videos gehen viral

Anlässlich der Bundestagswahl kursieren etliche Falschinformationen. Umso wichtiger ist es, dass du sie zu erkennen weißt.

Person wirft Stimmzettel in eine Wahlurne
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Kurz vor der Bundestagswahl 2025 tauchen vermehrt manipulierte Videos auf, die angebliche Wahlmanipulation zeigen sollten. In einem Clip heißt es etwa, die Alternative für Deutschland (AfD) fehle auf den Stimmzetteln im Leipziger Wahlbezirk 151. Ein anderes Video zeigte angeblich geschredderte AfD-Stimmen aus der Briefwahl in Hamburg. Die Stadt Leipzig und der Hamburger Landeswahlleiter stellten schnell klar, dass die Inhalte gefälscht waren. Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass dahinter eine gezielte Desinformationskampagne steckt.

Bundestagswahl 2025: Fake-Videos in Umlauf

Die russische Gruppe „Storm-1516“ soll laut Expertinnen und Experten hinter den Videos stecken. Microsoft hat sie als staatliche Propagandaeinheit eingestuft, die bereits die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten (USA) im Jahr 2024 mit Falschinformationen beeinflussen wollte. Damals verbreitete die Gruppe Fakevideos, um die Demokratische Partei schlecht dastehen zu lassen. Recherchen zeigen, dass „Storm-1516“ aus der berüchtigten „Internet Research Agency“ in Sankt Petersburg hervorgegangen ist.

In Deutschland hat „Storm-1516“ seit dem Zusammenbruch der Ampel-Koalition Ende 2024 seine Aktivitäten intensiviert. Recherchen von CORRECTIV und NewsGuard haben ergeben, dass über hundert gefälschte deutschsprachige Nachrichtenseiten erstellt wurden, um Desinformationen zu verbreiten und die Bundestagswahl 2025 zu beeinflussen. Diese Seiten verbreiten falsche Nachrichten, die darauf abzielen, politische Instabilität zu fördern und das Vertrauen in demokratische Prozesse zu erschüttern.

Die Fakevideos verbreiteten sich schnell in sozialen Netzwerken, besonders über Plattformen wie X und Telegram. Ein Beitrag mit dem gefälschten Leipziger Wahlzettel wurde, wie Der Spiegel berichtet, über 500.000 Mal aufgerufen. Anonyme Konten teilten das Video gezielt, um Empörung zu erzeugen. Die Plattformen reagieren langsam und kennzeichnen entsprechende Inhalte oft erst nach mehreren Tagen als manipuliert.

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Desinformation bekämpfen

Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) sieht deutliche Parallelen zu früheren russischen Einflusskampagnen. „Bei der Bekämpfung von Desinformation kommt es auf jede Einzelne und jeden Einzelnen an“, mahnt das BMI auf einer Infoseite zur Bundestagswahl 2025. „Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Thematik und eine gesellschaftliche Debatte zum Umgang mit Desinformation sind dabei essenziell.“

Seit Monaten warnt das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) vor solchen Angriffen. Ganz konkret ruft der Inlandsgeheimdienst die Bevölkerung im Rahmen der Kampagne „Sabotage stoppen“ dazu auf, bei der Bekämpfung von Desinformationen mitzuhelfen.

In Berlin arbeitet eine neue Stelle zur Erkennung ausländischer Desinformation daran, solche Fälle aufzuklären. Der Staatsschutz in Hamburg und das Landeskriminalamt (LKA) in Leipzig ermitteln bereits.

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Wenn Emotionen Fakten trumpfen

Die Strategie solcher Fake-Kampagnen ist einfach, aber wirkungsvoll. Sie setzen auf Emotionen wie Wut und Misstrauen, um Menschen zu verunsichern. Selbst wenn die Fälschung später entlarvt wird, bleibt der Zweifel oft bestehen. Faktenprüfer*innen und kritische Nutzende sind oft zu langsam, um die schnelle Verbreitung solcher Inhalte zu stoppen.

Wir empfehlen dir, Inhalte in sozialen Netzwerken kritisch zu hinterfragen und keine ungeprüften Videos oder Nachrichten zu teilen. Besonders Vorwürfe zur angeblichen Fälschung der Bundestagswahl müssen genau überprüft werden. Offizielle Stellen und Faktenprüfer*innen helfen dabei, Desinformation aufzudecken. Trotzdem müssen auch Social-Media-Plattformen schneller reagieren, um die Verbreitung von Fakevideos einzudämmen.

Quelle: Correctiv; Der Spiegel; Bundesministerium des Innern und für Heimat; Bundesamt für Verfassungsschutz

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