Die digitale Währung Bitcoin ist in aller Munde. Als Geld umstritten, ist für viele Wirtschaftszweige die dahinter liegende Technologie spannend: Die „Blockchain“, eine spezielle Datenbank, kann bei richtiger Anwendung hohe Einsparungen bringen, sagen Experten. Bitcoin sei hingegen wegen extremem Stromverbrauch „eigentlich eine dumme Anwendung der Blockchain“, so Josef Zöchling von Wien Energie.
„Energievernichtung sondergleichen“
„Im Jahr 2020 könnte der Energieverbrauch des Staates Dänemark notwendig sein, um Bitcoin am Leben zu erhalten“, sagte Christian Minarovits von IBM Österreich bei einer Podiumsdiskussion der Plattform „Digital Business Trends“ (DBT) am Donnerstagabend in Linz. „Das ist eine Energievernichtung sondergleichen“, ergänzte Zöchling.
Dabei sei die Blockchain-Technologie oft sehr nützlich: Im Energiehandel ließen sich sehr komplexe Abläufe deutlich vereinfachen und beschleunigen. Praxistests hätten das bestätigt. Die Wien Energie sei Teil einer Blockchain mit 28 internationalen Energiehändlern. „Wir wissen noch nicht, was diese Systeme kosten. Aber der Druck auf die Intermediäre steigt und die Transaktionskosten sinken“, sagte Zöchling. Trotzdem wisse man noch nicht, ob Blockchain der neue Standard im Energiehandel wird.
Blockchain könnte auch die Vernetzung von Geräten (Internet der Dinge (IoT)) beschleunigen und die Abrechnung zwischen Maschinen ermöglichen. Im Energiebereich könnten Kunden in eine Blockchain eingebunden werden. Autonome E-Fahrzeuge könnten in der Stadt über die eigene digitale Brieftasche unterwegs Strom kaufen, glaubt Thomas Zeinzinger, Gründer des BlockchainHub Graz. Finanzinstitute werde es noch geben, „aber klassische Banken sind nicht mehr notwendig“, erwartet er.
Blockchain: Hype oder Allheilmittel?
Blockchain ist kein Allheilmittel, nicht jede Anwendung eignet sich dafür. Wenn aber doch, sei das Einsparpotenzial durch optimierte und beschleunigte Prozesse enorm, sagte Christian Minarovits von IBM Österreich. Erste Anwendungen, etwa im Produktionsbereich, würden hier bald Klarheit bringen. Insbesondere könne die Blockchain das bisher teilweise fehlende Vertrauen wieder herstellen, ergänzte Minarovits.
„In drei bis fünf Jahren wird jedenfalls keiner mehr fragen, ob Blockchain ein Hype oder ein Allheilmittel ist. Vielmehr wird sie Schritt für Schritt im Alltag eingesetzt werden“, glaubt Zeinzinger.