Amazon entwickelt eine kostenfreie, werbeunterstützte Version seines Streaming-Dienstes Prime Video. Das jedenfalls berichtet das Magazin Ad Age, das sich wiederum auf mit den Plänen vertraute Personen bezieht. Derzeit spreche der Online-Konzern mit diversen Fernsehanstalten, Filmstudios und anderen Medienunternehmen über die Programmgestaltung des neuen Services.
Amazon Prime-Kunden in Deutschland zahlen aktuell einen Mitgliedsbeitrag von 69 Euro pro Jahr oder 7,99 Euro pro Monat, um etwa von einem kostenlosen Premiumversand und von unbegrenztem Streaming von Filmen, Serien und Musik bei Prime Music profitieren zu können. Außerdem haben sie die Möglichkeit, aus dem Prime Reading-Katalog Bücher auszuleihen. Werbung wurde dabei bisher nur sehr begrenzt ausgespielt, etwa bei großen Sportereignissen, in den USA beispielsweise während der Spiele der National Football League.
Vermarkter unter Druck, Amazon unter Druck
Bestehende Prognosen gehen bereits davon aus, dass sich Anbieter wie Amazon Prime und Netflix zukünftig für Werbeformate öffnen könnten. Ein werbegetriebener Service, der ohne die Beiträge von Abonnenten auskommt, könnte von beiderseitigem Vorteil sein: Für Vermarkter böte sich eine neue Möglichkeit der Monetarisierung. Gerade weil ihr einst so treues Publikum werbefreie Streaming-Angebote wie Netflix oder Amazon Prime dem linearen Fernsehprogramm vorzuziehen scheint, benötigen sie händeringend neue Plattformen, auf denen sie ihre Reklame ausspielen können.
Amazon wiederum steht unter großem Druck seitens Facebook, Apple und Netflix. Um die Zielgruppe der Video-Zuschauer für sich zu gewinnen, hat Facebook im Sommer mit Watcheinen Hub für Videostreaming mit Werbeunterbrechungen angekündigt. Apple konnte vergangene Woche Netflix überbieten und wird eine neue Serie mit Jennifer Aniston und Reese Witherspoon produzieren.
Werbeerlöse teilen
Ad Age zufolge plant Amazon sowohl Zuschauerdaten als auch die Werbeerlöse mit den Vermarktern zu teilen. „Amazon überlegt, Urhebern von Inhalten eigene Kanäle zur Verfügung zu stellen und die Werbeerlöse im Austausch mit einer bestimmten wöchentlichen Stundenanzahl an Inhalten zu teilen“, sagte ein führender Amazon-Angestellter.
Amazon selbst hat die Gerüchte bisher nicht bestätigt. Die Pläne klingen jedoch logisch: Eine kostenfreie Prime-Version könnte eine geschickte Marketingkampagne sein, die Kunden am Ende doch von einem Bezahl-Abo überzeugt.