Großkonzerne wie Amazon kriegen trotz massiver Gewinne oft nicht genug. Die Folge können verkaufsfördernde Maßnahmen sein, die eher fragwürdiger Natur sind. Mit einer gezielten Lobby-Kampagne sollten einem vertraulichen Amazon-Dokument nach beispielsweise hinderliche Gesetze geändert werden.
Amazon: „gesetzgeberische Bedrohungen“ aus dem Weg schaffen
Ein interner Bericht, den Motherboard in seinen Besitz gebracht hat, zeigt wie aggressiv Amazon auf den Markt für Alkohollieferungen vordringen wollte. Gedacht war dazu laut Vice eine Kampagne in mehreren US-Bundesstaaten, die Gesetze und Regulierungen zur Vergabe von Alkohollizenzen ändern sollte.
Das Dokument mit dem Titel „2021 alkoholpolitische Strategie“ beschreibt unter anderem, dass der Konzern „Amazon-spezifische gesetzgeberische Bedrohungen“ im Zusammenhang mit dem Selbst-Checkout (an Kassen) in Kalifornien abwehren müsse, „da es sich dabei um ein stark politisiertes Gewerkschaftsthema handelt“.
Schutz erhoffte man sich bei dem Vorgehen durch das R Street Institute (RSI). Die überparteiliche amerikanische Mitte-Rechts-Denkfabrik mit Hauptsitz in Washington, D.C. betreibt laut eigener Angabe „Politikforschung und Öffentlichkeitsarbeit (…), um freie Märkte und eine begrenzte, effektive Regierung zu fördern“.
Amazon wollte dem Bericht zufolge seine politische Agenda über eine dritte Partei vorantreiben, ohne dass die Öffentlichkeit erfuhr, dass es hinter diesen Bemühungen stand.
Alkohollizenzen für alle Außenstellen
Die staatlichen Gesetze zum eigenen Vorteil zu ändern, sollte den Alkoholmarkt 2021 „entsperren“, so das Dokument. Amazon wollte eine „aggressivere Strategie“ verfolgen, um den Alkoholvertrieb zu modernisieren, indem es die staatlichen Lizenzbeschränkungen aufhob, die Lieferung von Alkohol vollständig legalisierte und direkt mit Paketgeschäften und Großhändlern konkurrierte.
Im Detail diente das Vorhaben dazu, für alle Amazon-Außenstellen so viele Alkohollizenzen wie möglich anzustreben. Damit sollten Einrichtungen und alkoholverkaufende Läden in sieben Staaten versorgt werden. Fünf davon wird ein „hoher Grad an Aufwand“ in diesem Bereich zugeordnet.
Eine der Herausforderungen liegt im Aufbau der stationären Geschäfte des Unternehmens, Fresh und Go. Diese nutzen oftmals Selbstbedienungstechnologien, wodurch die Verifizierung des Kundenalters beim Kauf von Alkohol erschwert ist. In Kalifornien ist der Verkauf von Alkohol auf diesem Wege gesetzlich verboten, damit Minderjährige keinen Zugang dazu erhalten.
„Alkohollieferungen sind gut“
Amazons Zusammenarbeit mit dem RSI erscheint in dieser Hinsicht sinnvoll. Das Institut wird als Anbieter von Beweismaterial aufgeführt, um Regierungen davon zu überzeugen, dass die Lieferung von Alkohol gut ist. Es setzt sich seit langem für eine Überarbeitung des bestehenden Systems und generell für eine freiere Alkoholpolitik ein.
Sowohl das RSI, als auch Amazon hüllen sich mit konkreten Angaben dazu in Schweigen, wie Vice weiter berichtet. Einem RSI-Sprecher zufolge, sind „alle unsere Forschung und Programmierung unabhängig von unseren Spendern“. Darüber hinaus „legt R Street seine Spender grundsätzlich nicht offen oder diskutiert sie“.
Auf Seiten Amazons distanzierte man sich von einer konkreten Kooperation. Das RSI erhalte zwar allgemeine Unterstützung, weil beide Parteien in einer Reihe von Fragen übereinstimmten. Man arbeite aber derzeit nicht mit dem RSI in Sachen Alkoholpolitik zusammen.
Quellen: Vice
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