Martina Ernst war früher Personalchefin der Erste Bank und ist Gründerin verschiedener Karriere-Beratungsfirmen. In einem Gastbeitrag verrät sie, warum mit dem aktuellen Spätsommer und bevorstehenden Herbst der ideale Zeitpunkt gekommen ist, das Thema Gehaltserhöhung anzugehen.
Gehaltserhöhung: Darauf kommt es an
Wie Ernst auf dem Portal Der Standard erklärt, planen Unternehmen in der Regel gerade ihre Lohnbudgets für das nächste Geschäftsjahr. Deshalb sollte man spätestens jetzt in Gespräche über eine Gehaltserhöhung einsteigen und einen Termin mit der zuständigen Führungskraft vereinbaren.
Die Gründe für eine Lohnsteigerung können dabei sehr unterschiedlich sein. Ein erweiterter Verantwortungsbereich, die Leitung wichtiger Projekte oder neue Personalverantwortung sind nur einige davon. Vielleicht ist es aber auch die eigene Leistung im Vergleich zu jener der Kolleginnen und Kollegen oder der Mehrwert, den du deiner Firma bisher geleistet hast. In jedem Fall gibt es verschiedene Spielregeln zu beachten, wie Ernst verrät.
Regel #1: Proaktivität ist gefragt
Wer nicht selbst aktiv wird, bekommt meistens auch nichts. Zwar ist es Aufgabe der Führungskraft, die eigenen Mitarbeitenden zu fördern und weiterzuentwickeln. In der Realität spiegelt sich das allerdings oft nicht im Arbeitsalltag wider, wenn es um die Gehaltserhöhung oder Boni geht. Tatsächlich schneiden hier oft jene Personen besser ab, die am lautesten schreien.
Wichtig ist es deshalb, nicht nur leise vor sich hinzuarbeiten und seinen Beitrag zu leisten. Geht es um deinen Lohn, solltest du proaktiv und deutlich auf die zuständigen Vorgesetzten zugehen. Mit den richtigen und begründeten Argumenten hast du zumindest eine gute Chance auf mehr Gehalt.
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Regel #2: Gleiches Gehalt für gleiche Leistung einfordern
Laut Ernst gibt die im Mai 2023 auf den Weg gebrachte EU-Richtlinie zu Gehaltstransparenz und Equal Pay eine eindeutige Richtung vor: „Gleiches Gehalt für gleiche Funktion mit vergleichbarer Leistung kann eingefordert werden, und künftig liegt die Beweislast bei der Arbeitgeberin.“
Das klappt natürlich nur, wenn sich Unternehmen in diesem Bereich transparenter aufstellen und beispielsweise gemeinsam mit ihren Angestellten über Faktoren sprechen, die eine Gehaltserhöhung beeinflussen können. Dazu zählt, aufzuklären, welcher Löhne für welche Funktionen am Arbeitsmarkt gezahlt werden sowie wann und wofür es entsprechende Lohnsteigerungen gibt.
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Regel #3: Verantwortung übernehmen
Damit es am Ende zu einer gerechten Verhandlung über mehr Gehalt kommt, egal wie das Resultat aussieht, ist auch die Führungskraft gefordert. Ernst führt hier verschleiernde Sätze wie „Ich würde dir so gerne mehr Gehalt zahlen, aber die Personalabteilung lässt mich nicht“ an, die als Klassiker gelten, um Gehaltswünsche abzuweisen.
Die Verantwortung für eine entsprechende Entscheidung liegt der Expertin zufolge oft allerdings gar nicht in den Händen der Personalabteilung, sondern direkt bei den direkten Vorgesetzten. Wichtig sei es deshalb, dass diese nicht nur gemeinsam mit ihrem Mitarbeitenden nachvollziehbare, transparente Ziele festlegen, sondern auch das Engagement ihrer Angestellten kennen und entsprechend wertschätzen.
Quellen: Der Standard
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