In der Automobilindustrie ist VW schon lange einer der größten und bekanntesten Hersteller weltweit. Entsprechend hat das Unternehmen auch viele Standorte, darunter auch in Fernost. Doch nun werden Stimmen laut, dass sich der Konzern aus einem bestimmten Gebiet unbedingt verabschieden soll.
VW: Politiker fordern Rückzug aus Xinjiang
Für viele verschiedene Branchen ist der chinesische Markt von enormem wirtschaftlichem Interesse. Schließlich bietet allein die große Bevölkerung das Potenzial immenser Kaufkraft, weshalb auch Automobilhersteller wie VW dort Standorte betreiben. Doch wie die dpa berichtet (via heise), fordert die deutsche Politik, dass sich die Volkswagen AG aus Xinjiang zurückzieht.
Diesen Wunsch sollen Politikerinnen und Politiker von SPD, Grünen und FDP geäußert haben, nachdem schon der Chemiekonzern BASF diesen Schritt angekündigt hat. Unter anderem sagte Renata Alt von der FDP gegenüber dem Tagesspiegel: „Xinjiang muss als Standort für wirtschaftliche Aktivitäten für westliche Unternehmen, so auch für VW, zu einem ‚NO-GO‘ werden.“
Auch interessant: Der deutsche Traditionshersteller hat es derzeit nicht gerade leicht. Ein Insider behauptete letztes Jahr sogar, VW habe ein kritisches Problem, weshalb der chinesische Markt eine wichtige Rolle spielt.
„Katastrophale“ Menschenrechtslage in Xinjiang
Grund für die vehementen Aufforderungen sind anhaltende Menschenrechtsverletzungen in der autonomen Region im Nordwesten der Volksrepublik China. Vor allem ethnische Minderheiten wie die Uiguren, aber auch andere melden seit Jahren, dass zahlreiche Menschen in Umerziehungslager geschickt und gefoltert werden und Zwangsarbeit leisten müssen.
Diese Vorwürfe bestreitet die Regierung. Und auch eine eigene Untersuchung von VW in seinem Werk, das der Konzern zusammen mit dem chinesischen Hersteller Saic betreibt, soll dem Bericht zufolge keine Hinweise oder Belege auf Zwangsarbeit ergeben haben. Erst Anfang Februar betonte man außerdem, die Verantwortung für Menschenrechte auch in China sehr ernst zu nehmen.
Laut Alt dürfe man aber in Bezug auf Menschenrechte „keine faulen Kompromisse“ eingehen. Der Grünen-Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer formuliert es sogar noch schärfer:
Leider sticht seit langem VW negativ heraus, wenn es darum geht, die schlimmen Zustände in Xinjiang zu beschönigen und billige Ausflüchte zu suchen. Der Druck auf VW wird nun nochmals zunehmen. VW muss Xinjiang verlassen! Es gibt eine ethische rote Linie für die Geschäftstüchtigkeit von Unternehmen; Komplizenschaft mit dem Zwangsarbeits-Regime in Xinjiang liegt dahinter.
Reinhard Bütikofer, Die Grünen
Und auch der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe (SPD) betont, dass die Menschenrechtslage in Xinjiang „katastrophal und unübersichtlich“ sei, weshalb „deutsche Unternehmen dort nicht tätig sein sollten“. Das gelte auch für VW. Ob und wie der Hersteller jetzt reagiert, bleibt abzuwarten.
Quellen: dpa (via heise), Tagesspiegel
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