Seit der Unternehmer Elon Musk das soziale Medium Twitter übernommen hat, machte dieses einen wesentlichen Wandel durch. Er benannte die Plattform in X und transformierte sie nach seiner Version einer umfassenden „Alles-App“ um. Auch das Geschäftsmodell hat sich mit der Einführung von Twitter Blue, einem Abo-Dienst, der Funktionen wie die Bearbeitung von Tweets und eine neue Verifizierungsstruktur bietet, stark verändert. Moderations- und Inhaltsrichtlinien wurden gelockert, was nicht nur zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer, sondern auch zahlungskräftige Werbekunden abschreckte.
Elon Musk und X-CEO erheben schwere Vorwürfe
Die World Federation of Advertisers (WFA) ist eine internationale Organisation, die globale Werbetreibende und nationale Werbeverbände vertritt. Viele dieser Werbetreibenden nutzten auch das frühere Twitter, um Kundinnen und Kunden zu gewinnen. Mittlerweile aber haben sich viele von ihnen von der Plattform abgewendet. Für Musk ist klar, dass das nur eines bedeuten könne: Die Werbenden haben sich abgesprochen, um X „Milliarden von Dollars“ vorzuenthalten.
Die Global Alliance for Responsible Media (GARM), eine der WFA nicht unähnliche Organisation, stand erst jüngst wegen vergleichbarer Vorwürfe im Visier des US-amerikanischen Repräsentantenhauses. „Die vom Ausschuss eingeholten Beweise zeigen, dass die GARM und ihre Mitglieder direkt Boykotte organisierten und andere indirekte Taktiken anwandten, um missliebige Plattformen, Urheber von Inhalten und Nachrichtenorganisationen in dem Bemühen zu demontieren und faktisch bestimmte Wahlmöglichkeiten für Verbraucher einzuschränken“, zitierte Linda Yaccarino, die Vorstandsvorsitzende von X aus dem Bericht der Kongresskammer.
Auf diese Weise habe die GARM den Nutzerinnen und Nutzern der Plattform den „Global Town Square“ vorenthalten, also die Möglichkeit für öffentliche Diskussionen und den Austausch von Ideen auf globaler Ebene. Mit anderen Worten: Die GARM – und nun auch die WFA – hätten ihnen die Meinungsfreiheit genommen oder diese zumindest eingeschränkt.
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„Genug ist genug“
„Um es einfach auszudrücken: Die Menschen werden verletzt, wenn der Markt der Ideen unterminiert wird und einige Standpunkte im Rahmen eines illegalen Boykotts nicht gegenüber anderen gefördert werden“, erklärte Yaccarino weiter. „Dieses Verhalten ist ein Schandfleck für einen großartigen Wirtschaftszweig und darf nicht weiter zugelassen werden.“
Aus diesem Grund habe X am Dienstag eine kartellrechtliche Klage gegen die beiden Organisationen eingereicht. Konkret habe das Unternehmen zudem die GARM-Mitglieder CVS Health, Mars, Orsted und Unilever ins Visier genommen. „Das illegale Verhalten dieser Organisationen und ihrer Führungskräfte kostete X Milliarden von Dollar.“
Gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden habe Yaccarino bewiesen, dass das soziale Medium Werbetreibenden eine Möglichkeit biete, ihre Marken zu präsentieren und ihre Zielgruppen nicht nur sicher, sondern auch effizient zu erreichen. Trotz aller Bemühungen und vieler Treffen habe ein großer Teil der Unternehmen die Zeichen jedoch ignoriert. Für die 60-Jährige ist die Konsequenz klar. „Genug ist genug“, schrieb sie. „Wir sind gezwungen, für den Schaden, den diese und möglicherweise weitere Angeklagte angerichtet haben, Gerechtigkeit walten zu lassen, je nachdem, was das Gerichtsverfahren ergibt.“
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Milliardenschwerer Verschwörungserzähler
Auch der X-Eigentümer und Verschwörungserzähler Elon Musk ließ es sich nicht nehmen, seiner Kollegin beizupflichten. Zwei Jahre lang habe das Unternehmen versucht, die Situation mit friedlichen Maßnahmen zu lösen, erklärte Musk in einem entsprechenden Beitrag, „jetzt ist Krieg“. Dieser reiht sich in eine endlose Folge fragwürdiger Posts ein, die der Milliardär im Laufe der vergangenen Jahre abgesetzt hat.
Zuletzt feierte Musk die Erstplatzierung der Social-Media-App X unter den News-Apps in etlichen Ländern, bezeichnete die US-amerikanische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris als „Kommunistin“ und verbreitete zahlreiche rechte Verschwörungserzählungen sowie Falschmeldungen. Mit einem Nettovermögen von circa 218 Milliarden US-Dollar ist er nicht nur der reichste, sondern zudem einer der einflussreichsten Menschen der Welt.
Yaccarinos Kartellklage gegen GARM, WFA und mehrere mutmaßlich beteiligte Unternehmen könnte erfolgreich sein, wenn die Beweise für den Boykott stichhaltig sind. Für X könnte das finanzielle Entschädigungen und eine stärkere Marktposition bringen. Allerdings sind solche Rechtsstreitigkeiten ungewiss und kostspielig, das Ergebnis bleibt also vorerst unklar.
Quelle: X/@lindayaX; X/@elonmusk
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