Mercedes-Benz will Führungskräfte zurück ins Büro holen und begründet das mit Vorteilen wie mehr Kreativität, schnelleren Entscheidungen und einer stärkeren Wettbewerbsfähigkeit. Dieser Schritt sorgt für Frust, weil er im Widerspruch zu früheren Zusagen steht, flexibles Arbeiten aktiv zu unterstützen. Zusammenhängen könnte dieser Sinneswandel unter anderem mit der wankenden Position des Herstellers am Markt für Elektroautos.
Elektroauto-Sorgen bei Mercedes
Es heißt, dass Führungskräfte informell dazu angehalten werden, Mitarbeitende zur Rückkehr ins Büro zu bewegen, berichtete die WirtschaftsWoche (WiWo) unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Mercedes-Manager.
Auf dem Markt für Elektroautos hat Mercedes Schwierigkeiten, vor allem im Vergleich zu BMW. Die Luxusstrategie, auf die das Unternehmen gesetzt hat, zeigt nicht die erhoffte Wirkung. Die Umsatzrendite für das Jahr 2024 wird auf nur sieben bis achteinhalb Prozent geschätzt, statt der angepeilten 14 Prozent. Besonders in China brechen die Verkaufszahlen ein, was die Situation weiter verschlechtert.
Um Milliarden Euro einzusparen, hat Mercedes das Sparprogramm „Next Level Performance“ gestartet. Dabei soll ein großer Teil der Kostenreduktionen durch Einsparungen beim Personal erreicht werden. Gleichzeitig laufen Verhandlungen über das Programm „Zukunftssicherung 2035“, das langfristig Arbeitsplätze sichern soll. Dafür könnte die Belegschaft aber größere Opfer bringen müssen.
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Stimmung „am Tiefpunkt“
Zu den geplanten Maßnahmen gehören das Auslagern zentraler Aufgaben, der Ersatz von finanziellen Zulagen durch mehr Freizeit und eine Vereinheitlichung von Urlaubsregelungen. Auch Personalabbau ist im Gespräch, vor allem in Bereichen, in denen Projekte auslaufen. Viele Mitarbeitende machen sich der WiWo zufolge Sorgen, dass langjährige Vorteile und Sicherheiten verloren gehen könnten.
Schon jetzt würden Führungskräfte vereinzelt mit Abfindungsangeboten angesprochen, was die Unsicherheit weiter verstärkt. Desk-Sharing, bei dem sich mehrere Nutzende einen Arbeitsplatz teilen, mache das Büro zudem weniger attraktiv und schwächt die Argumente für die Rückkehr ins Büro. Viele empfinden die Maßnahmen als Belastung und kritisieren den Umgang mit der Belegschaft.
Die Stimmung ist angespannt, und viele Mitarbeitende zweifeln wohl an den Prioritäten der Unternehmensleitung. Die Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen sei „am Tiefpunkt“, zitierte die Wirtschaftszeitschrift weiter. Seit Jahren schon drücke der Mercedes-Benz-CEO Ola Källenius „permanent den Krisenknopf, ein Sparprogramm jagt das nächste“. Dadurch sei für die eigentliche Arbeit, etwa die Entwicklung neuer Elektroautos, „kaum noch Zeit da“.
Quelle: WirtschaftsWoche
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