Seit 2021 ist der Strompreis erheblich gestiegen. Während er damals bei etwa 32 Cent pro Kilowattstunde (kWh) lag, erreichte er 2023 nahezu 46 Cent – ein Anstieg von über 40 Prozent. Zwar sind die Preise mittlerweile leicht zurückgegangen, doch liegen sie weiterhin deutlich über dem früheren Niveau. Eine geplante Umverteilung der Ausbaukosten des Stromnetzes soll nun für Entlastung sorgen. Bereits im kommenden Jahr könnten so die Stromkosten für rund zehn Millionen Haushalte in Deutschland sinken.
Stromkosten werden umverteilt
Ein Hauptgrund für den Anstieg der Strompreise sind die gestiegenen Gaspreise. Gas ist in vielen Ländern Europas eine wichtige Energiequelle für die Stromproduktion, insbesondere in Kraftwerken. Seit 2021 haben sich die Preise für Erdgas stark erhöht, was zu einer Verteuerung der Stromproduktion führte. Neben der erhöhten globalen Nachfrage und den geringen Gasspeicherfüllständen in den Jahren 2021 und ’22 trugen auch Versorgungsengpässe, etwa in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, zu den erhöhten Preisen bei.
Russland war einer der größten Gaslieferanten Europas und die Sanktionen gegen das Land sowie Russlands eigene Kürzungen der Gaslieferungen haben zu Verknappungen geführt. Diese Verknappung führte zu höheren Preisen auf den globalen Gas- und Energiemärkten und damit auch zu steigenden Stromkosten für die Verbraucherinnen und Verbraucher.
Hinzu kommen etliche weiter Faktoren wie die gestiegenen Preise für CO₂-Emissionszertifikate im Rahmen des Europäischen Emissionshandelssystems (EU ETS), Verzögerungen beim Ausbau erneuerbarer Energien und die steigende Nachfrage nach Strom.
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Entgelte sinken drastisch
„In Regionen, die deutlich mehr Strom erzeugen sie als verbrauchen, entstehen für den Umbau der Netze erhebliche Kosten“, erklärte die Bundesnetzagentur bereits im Februar 2024. „Gleichzeitig versorgt der Strom nicht nur die Region, sondern ganz Deutschland. Die Netzentgelte in diesen Regionen sollen sinken. Dies führt auf der anderen Seite zu überschaubaren zusätzlichen Kosten für alle Stromverbraucher in Deutschland.“
Das dreistufige Modell zur Entlastung der Netzbetreiber, die durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) besonders belastet sind, besteht aus folgenden Schritten: Zuerst wird ermittelt, ob ein Netzbetreiber die erforderliche Kennzahl der EE-Erzeugungsleistung überschreitet. In einem zweiten Schritt wird die finanzielle Mehrbelastung dieser Netzbetreiber auf alle Stromverbraucherinnen und -verbraucher bundesweit verteilt. Schließlich erhalten die betroffenen Netzbetreiber einen finanziellen Ausgleich für ihre Mehrkosten, während die Netzentgelte in den betroffenen Regionen sinken.
Unter Berufung auf Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) berichtete die Tagesschau, der Energiekonzern E.ON habe angekündigt, dass seine Verteilernetz-Töchter die Netzentgelte für die Kundinnen und Kunden deutlich senken würden. Das betreffe rund ein Drittel des deutschen Verteilnetzes. Schleswig-Holstein Netz senke die Netzentgelte um ganze 27 Prozent und auch E.DIS Netz in Brandenburg und Mitnetz in Ostdeutschland wollen die Entgelte um 20 beziehungsweise zehn Prozent senken. In Bayern senken die Bayernwerk Netz GmbH und die Lechwerke die Entgelte um elf und 27 Prozent.
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Prüfe deine Stromrechnung
Im Gegensatz zu den sinkenden Entgelten im Osten Deutschlands erhöhen Unternehmen wie Syna (Teil von E.ON) die Entgelte um fünf Prozent und Westnetz um einen Prozent. Diese Erhöhungen bedeuten, dass Kundinnen und Kunden in diesen Gebieten mit höheren Stromkosten rechnen müssen.
Wemag, das sowohl Netzbetreiber als auch Lieferant ist, plant, die Entlastungen durch gesunkene Netzentgelte direkt an die Kunden weiterzugeben. Für einen durchschnittlichen Haushalt könnte das zu einer Reduzierung der Stromkosten um bis zu 40 Prozent führen.
Basierend auf den ersten Meldungen der Netzbetreiber gehe die Bundesnetzagentur von einem Entlastungsvolumen von mehr als zwei Milliarden Euro aus. „Kundinnen und Kunden sollten darauf achten, dass die Vergünstigungen bei ihnen ankommen oder ihren Lieferanten wechseln“, zitierte die Tagesschau den Behördenchef Klaus Müller.
Quellen: Bundesnetzagentur; Tagesschau
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