Bis 2030 sollen 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Dieser Plan der Bundesregierung wird jedoch nicht von allen Bürgern positiv aufgenommen. Einige fühlen sich nicht nur durch die steigenden Benzinpreise belastet, sondern auch durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur im Land.
Arme Menschen ohne Elektroautos
Vielen Städte funktionieren öffentliche Parkplätze zu Ladeplätzen für Elektroautos um. Auf solchen E-Parkplätzen dürfen nur Elektrofahrzeuge während des Ladevorgangs parken. Verbrenner oder nicht angeschlossene E-Autos können mit Bußgeldern belegt werden, wenn sie diese widerrechtlich nutzen.
Sollen diese expliziten Parkflächen eigentlich die Attraktivität der Stromer begünstigen, stoßen sie doch bei Anwohnenden, denen sie vor die Tür gesetzt werden, nicht selten auf Unmut.
„Hier leben arme Menschen ohne eAutos“, heißt es etwa auf einem Sticker, den ein anonymer Bewohner über ein Baustellenschild in seiner Straße geklebt hat. „Lasst uns unsere Parkplätze!“ Reiche Menschen würden gegenüber wohnen – dort könne man die E-Parkplätze errichten. Geteilt hatte der Nutzer Opening-Pear9485 das Bild des Protestschreibens via Reddit.
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Kampf der Parkplätze
Der Ausbau von Ladestationen für Elektroautos in Städten sorgt zunehmend für Spannungen, da er oft zulasten des ohnehin knappen Parkraums geht. Besonders in dicht besiedelten Stadtgebieten, wo öffentliche Parkplätze für viele unverzichtbar sind, kann die Installation von Ladesäulen den Wettbewerb um die verbleibenden Stellflächen verschärfen.
Zumindest in Städten, wo zwar der Parkraum umkämpft ist, die jedoch gleichzeitig über öffentlichen Nahverkehr verfügen, könnte genau dieser Wettbewerb entscheidend sein. Denn wenngleich Elektroautos umweltfreundlicher als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor sind, ist ihre Nutzung längst nicht so klimaschonend wie die von (E-)Bus und Bahn.
So sieht auch das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) das Parkraummanagement als eine entscheidende Stellschraube für die Verkehrswende. „Denn das Auto wird erwiesenermaßen seltener als Verkehrsmittel genutzt, wenn am Ziel kein Parkplatz zur Verfügung steht“, erklärt die Berliner Forschungsanstalt. „Städte haben es selbst in der Hand, die Lebensqualität in der Stadt zu erhöhen und den Verkehr sinnvoll zu lenken.“
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Stromer werden günstiger
Ein weiteres Problem ist die soziale Ungleichheit, die durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur verstärkt werden kann. So bleiben E-Autos trotz staatlicher Förderungen für viele Menschen mit geringem Einkommen – zumindest in der Anschaffung – unerschwinglich. Das wiederum führt dazu, dass eher wohlhabendere Haushalte von den Ladestationen profitieren, während einkommensschwächere Gruppen benachteiligt werden.
Politik und Industrie arbeiten jedoch fortlaufend daran, auch diese Hürde zu meistern. Mit stetigen Fortschritten in der Batterien- und Motorentechnologie sowie der Rückkehr günstiger Klassiker wie dem Renault Twingo der 90er Jahre als Elektroautos könnten die Stromer schon in wenigen Jahren preislich mit Verbrennern gleichziehen.
Quelle: Reddit/Opening-Pear9485; Deutsches Institut für Urbanistik
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