In Deutschland steigen die Bemühungen, das Ladenetz für Elektroautos weiter auszubauen. Doch obwohl immer mehr Ladenetze eingerichtet werden, hat die aktuelle Situation auch negative Folgen für die Fahrer*innen. Das zeigt zumindest eine Studie des Stuttgarter Marktforschungsunternehmen Uscale.
Elektroautos: Preise an Ladestationen steigen
Denn dieses hat im Okobter seine diesjährige Lade-Services-Studie veröffentlicht. So gibt diese zwar preis, dass sich in Deutschland mittlerweile immer mehr Ladeparks und Ladesäulen finden lassen. Doch Uscale kam auch zu dem Ergebnis, dass gleichzeitig auch die Preise an vielen öffentlichen Ladepunkten steigen.
Doch das liegt nicht an den gestiegenen Stromkosten per se, wie viele zunächst vermuten dürften, sondern an den immer höher ausfallenden Roaming-Gebühren. Damit sind Kosten gemeint, die Ladenetzbetreiber erheben, sobald eine Kundin oder ein Kunde einen Vertrag nutzt, der nicht zu ihrem eigenen Netz gehört.
Das bedeutet, wer einen Ladevertrag hat und unterwegs dann doch mal bei einem anderen Anbieter laden muss, muss in letzter Zeit immer tiefer in die Tasche greifen. Doch damit nicht genug. Denn so wird laut der Studie auch ein Prozess in Gang gesetzt, der das Ladenetz in Deutschland nachhaltig verändern könnte. Die „Veränderung kommt einer tektonischen Plattenverschiebung gleich“, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung von Uscale.
Kund*innen wechseln zu immer größeren Anbietern
Denn die Fahrer*innen von Elektroautos reagieren bereits auf den Preisanstieg und wechseln ihre Anbieter. Denn um die Roaming-Gebühren möglichst gut zu umgehen, wählen sie jetzt häufiger Betreiber mit einem möglichst großen eigenen Ladenetz. Das sind zum Beispiel EnBW, ARAL pulse oder IONITY. Auch das Supercharger-Netz von Tesla kann so bei den Kund*innen punkten.
Doch noch ein weiterer Faktor begünstigt die zunehmende Beliebtheit der großen Ladenetzbetreiber, nämlich clevere Kooperationen. So konnte die Studie auch herausfinden, dass die Hälfte der Kund*innen von ARAL pulse auf eine Kooperation mit dem ADAC zurückgehen. Autohersteller setzen ebenfalls immer mehr auf die Zusammenarbeit mit großen Anbietern, statt eigene Ladedienste zu entwickeln. Prominente Beispiele sind die Kooperation von Hyundai mit ARAL und BYD mit Shell.
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„Auf dem Weg in Richtung einer oligopolistischen Struktur“
Doch dies könnte auf lange Sicht auch ernsthafte Folgen für die angestrebte Verkehrswende haben. Uscale beschreibt diese Entwicklungen der Lade-Branche überaus kritisch. Denn so könnte es „einen neuen Ladedschungel [geben], der auch die Etablierung der Elektromobilität in Deutschland behindert.“
Dies betont auch Axel Sprenger, Gründer und Geschäftsführer der USCALE GmbH in einem Fazit: „Wir beobachten ein Erdbeben im Lade-Anbieter-Markt. Die hohen Roaming-Gebühren haben die Intransparenz und im Mittel auch die Ladepreise erhöht. Das macht nicht nur das Laden für E-Auto-Fahrende teurer, sondern für alle, die die hohen Roaming-Gebühren vermeiden wollen, deutlich unkomfortabler.“
Für die Verschiebung der Struktur beim Laden von Elektroautos findet er dabei drastische Worte und spricht eine deutliche Warnung aus: „Kunden reagieren und gehen häufiger zu den großen Anbietern. Mit der sich abzeichnenden Konzentration ist der Lademarkt auf dem Weg in Richtung einer oligopolistischen Struktur, wie wir sie von Tankstellen kennen.“
Quelle: Uscale
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