In Deutschland hat sich der Markt für Elektroautos in letzter Zeit deutlich abgeschwächt. Neben vielen weiteren Faktoren betrachten potenzielle Käufer*innen häufig vor allem die Möglichkeiten zum Laden von Elektrofahrzeugen hierzulande mit Skepsis. Der Online-Geodatendienst HERE Technologies und das Analystenhaus SBD Automotive gibt jedes Jahr einen Bericht heraus, wie es um die Ladeinfraktur in Deutschland und ganz Europa bestellt ist. Das Expertenteam findet dabei deutliche Worte.
Elektroautos: Ladeinfrastruktur in Deutschland
So ist laut der Studie Deutschland mit fast 1,5 Millionen zugelassenen batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs) das Land mit den meisten Elektrofahrzeugen in Europa. Doch das Expertenteam betont auch, dass die Abschaffung staatlicher Anreize für den Kauf von Elektroautos aufgrund von Haushaltsdefiziten dem Markt deutlich geschadet hat.
Ebenso kritisieren sie den Glauben von Entscheidungsträgern hierzulande, „der Markt würde sich selbst tragen.“ Denn die fehlenden staatlichen Förderungen habe die Nachfrage nach Elektroautos stark abgekühlt. Dabei haben sie jedoch auch gute Nachrichten für alle, die mit dem Gedanken spielen, sich in nächster Zeit ein E-Auto zuzulegen.
Denn trotz der Abschwächung des Marktes hat die Ladeinfrastruktur in Deutschland nicht darunter gelitten. Ganz im Gegenteil habe „sich die deutschen Infrastrukturkennzahlen, wie z.B. die Anzahl der Ladestationen pro BEV, aufgrund der kontinuierlichen Investitionen in die Ladeinfrastruktur leicht verbessert.“
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So steht Deutschland im europäischen Vergleich
Deutschland bleibt damit auch in diesem Jahr in den Top 5 des Indexes der Ladeinfrastruktur in Europa. Es belegt nun Platz 5, ist damit aber doch in der Rangliste leicht abgerutscht. Denn im letzten Jahr lag die Bundesrepublik noch auf Platz 4. Spitzenreiter sind dabei Dänemark, Norwegen, Luxemburg und die Niederlande.
Der Index basiert auf den folgenden Kriterien:
- Wie weit man fahren muss, um eine Ladestation zu finden, also der Anzahl der öffentlichen E-Ladestationen pro Straßenlänge.
- Wie lange der Ladevorgang dauert, sprich die durchschnittliche Leistungskapazität öffentlicher Ladestationen.
- Anzahl von E-Fahrzeugen auf der Straße im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.
- Die Wahrscheinlichkeit, eine freie Ladestation zu finden, gemessen am Verhältnis von registrierten E-Fahrzeugen zu öffentlichen Ladestationen.
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So lautet das Fazit
Mit Blick auf die Situation in Deutschland zieht das Expertenteam das Fazit: „Trotz der hohen Anzahl an registrierten BEVs deutet die leichte Verbesserung der Ladegerätekennzahlen darauf hin, dass die Infrastruktur zwar entwickelt wird, aber angesichts der Abkühlung der EV-Verkäufe möglicherweise aggressivere Maßnahmen erforderlich sind, um die Dynamik aufrechtzuerhalten.“
Dies unterstreicht auch Christopher Handley, Vice President, Dynamic Spatial Data bei HERE Technologie in Bezug auf den schwächelnden Markt von Elektroautos: „Trotz der Fortschritte beim Ausbau der Infrastruktur für Elektrofahrzeuge deutet die zurückgehende Nachfrage auf eine anhaltende Herausforderung hin: die Notwendigkeit eines robusten und zuverlässigen öffentlichen Ladenetzes. Um die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen zu beschleunigen und die Marktdynamik anzukurbeln, muss sich die Branche darauf konzentrieren, ein leistungsfähiges und nahtloses Ladeerlebnis zu schaffen.“
Quelle: HERE
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