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Elektroautos: „Systematisch unterschätzt“ – so viel Energie verbrauchen die Stromer wirklich

Ob durch äußere Einflüsse oder das Gewicht des Fahrzeugs, der Energieverbrauch von Elektroautos ist oft höher als angegeben. Ein Energielabel könnte allerdings Abhilfe schaffen.

Ki-generiertes Bild einer Leuchte im Auto, die einen niedrigen Batteriestand anzeigt.
© Zhongyuan Chen - stock.adobe.com

Elektroautos: Forscher widerlegen Mythos

Eine Studie von Recurrent Motors Incorporated liefert aufschlussreiche Ergebnisse über die Batterielebensdauer in Elektrofahrzeugen.

Elektroautos gelten als Hoffnungsträger der nachhaltigen Mobilität. Sie sollen den CO₂-Ausstoß senken und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern. Doch hinter ihrem umweltfreundlichen Image gibt es Herausforderungen: Viele E-Modelle verbrauchen deutlich mehr Energie als angegeben. Eine umfassende Untersuchung zeigt, warum das so ist – und welche Lösungen es geben könnte.

Verbrauch von Elektroautos: Reale Werte weichen oft ab

Laut einer Studie des Forschungsteams um Martin Weiss von der Hochschule Trier liegt der tatsächliche Stromverbrauch von Elektroautos etwa sieben Prozent höher als in den Zertifikaten angegeben. Im Durchschnitt benötigen die Fahrzeuge 20,7 Kilowattstunden (kWh) Strom pro 100 Kilometer. Hersteller geben jedoch meist einen Verbrauch von nur 19,4 kWh an. Ähnlich sieht es bei der Reichweite aus: Statt der durchschnittlich versprochenen 438 Kilometer schaffen die Stromer real etwa 383 Kilometer.

„Wir stellen fest, dass der tatsächliche Energieverbrauch etwa sieben Prozent höher ist als der zertifizierte Energieverbrauch. Dieses Ergebnis lässt darauf schließen, dass beim europäischen Zertifizierungstest der durchschnittliche Energieverbrauch systematisch unterschätzt wird“, zitiert Scinexx die Forschenden. Laut den Wissenschaftler*innen kommt die Abweichung allerdings auch durch äußere Faktoren wie Fahrverhalten, Straßenbeschaffenheit und Temperaturen zustande.

Ein weiterer wesentlicher Faktor für den Stromverbrauch ist zudem das Gewicht der Fahrzeuge. Elektro-SUVs verbrauchen aufgrund ihrer Masse deutlich mehr Energie als kleinere Modelle. „Je 100 Kilogramm Fahrzeugmasse erhöhen den Energieverbrauch um 0,2 ± 0,1 Kilowattstunden pro 100 Kilometer“, heißt es in der Studie. Auch die Form der Fahrzeuge spielt eine Rolle: Ein größerer Luftwiderstand steigert den Verbrauch zusätzlich.

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Energielabel könnte Abhilfe schaffen

Trotz technischer Fortschritte werden Elektroautos nicht effizienter – im Gegenteil. Größere Batterien für mehr Reichweite machen die Fahrzeuge schwerer und damit ineffizienter. „Effiziente Autos sind zu jedem Preis erhältlich, aber große Reichweiten haben ihren Preis. Diese Erkenntnisse deuten auf erhebliche Kompromisse bei der Effizienz hin, die den Verbrauchern durch ein spezielles Energielabel aufgezeigt werden könnten“, so die Wissenschaftler*innen.

Um Verbraucher*innen also mehr Transparenz zu bieten, schlagen die Forschenden ein Energielabel für Elektroautos vor, ähnlich wie es bereits bei Haushaltsgeräten der Fall ist. Dieses soll Fahrzeuge anhand ihres Stromverbrauchs in Klassen von A bis G einteilen. Diese Kennzeichnung könnte Hersteller motivieren, effizientere Autos zu entwickeln.

Marken wie Dacia und DS zeigen, dass weniger oft mehr ist. Sie bieten Elektroautos mit vergleichsweise geringem Verbrauch. Ein Umdenken hin zu leichteren und kompakteren Fahrzeugen könnte also helfen, die Umweltbilanz zu verbessern. Bis dahin bleibt die Wahl eines effizienten Modells eine Herausforderung – ohne klare Kennzeichnungen sind Käufer*innen oft auf sich allein gestellt.

Quellen: „Energy Consumption of Electric Vehicles in Europe“ (2024, Sustainability); Scinexx

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