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„Das blockiert die Wärmewende“: Heizungsexperte warnt vor CDU-Plänen

Die Heizungsbranche warnt vor einer Rückabwicklung des Gebäudeenergiegesetzes nach der Wahl. Experte Hagen Fuhl fordert stattdessen ein einfacheres und technologieoffeneres Gesetz.

Baustellenschild mit der Aufschrift
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Heizung nachts abschalten: Ist das wirklich sinnvoll?

Um Energie zu sparen, planen viele im Winter weniger zu heizen. Aber ist es auch sinnvoll, die Heizung nachts komplett abzuschalten? Wir klären auf!

Deutschlands Energiewende steht vor großen Herausforderungen, vor allem wegen der Debatten um das auf das sogenannte Heizungsgesetz heruntergekürzte Gebäudeenergiegesetz (GEG). Es soll helfen, die Kohlenstoffdioxid (CO)-Emissionen im Gebäudesektor zu senken. Doch viele kritisieren die Komplexität und fehlende Technologieoffenheit des Gesetzes. Hagen Fuhl von SenerTec meint dazu: „Wir müssen in der Energie- und Klimapolitik wieder den Fokus auf CO-Einsparung richten, das ist doch das eigentliche Ziel unserer Klimapolitik.“

Heizungsgesetz muss selbsterklärender werden

Im Interview mit Merkur forderte Fuhl dazu auf, eine einfachere und praxisnähere Lösung zu unterstützen, die alle Technologien einbezieht, die zur CO-Reduktion beitragen können. Er hob insbesondere die Bedeutung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) hervor, die gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt und dadurch besonders effizient ist. „Dabei ist KWK ein idealer Partner im Zusammenspiel mit den erneuerbaren Energien – zum Beispiel als Hybridlösung mit einer Wärmepumpe, oder mit Solaranlagen“, so der Bereichsleiter für Produktmanagement, Marketing und Public Affairs.

Gerade in Zeiten mit wenig Sonne und Wind, wie in sogenannten Dunkelflauten, könne die Kopplung Versorgungslücken schließen. Das mache sie zu einer wichtigen Ergänzung für erneuerbare Energien, die stärker in die Energiepolitik eingebunden werden sollte.

Das GEG in seiner aktuellen Form sorgt bei vielen Nutzenden, Planenden und Installierenden für Verwirrung. „Das Heizungsgesetz muss einfacher, technologieoffener und selbsterklärender werden“, forderte Fuhl. Er schlug vor, weg von starren Vorschriften, hin zu mehr Anreizen zu kommen. Zum Beispiel könnten Förderungen oder Steuererleichterungen nach der tatsächlich eingesparten Menge an CO gestaffelt werden – gegensätzlich zu den aktuellen Plänen der Christlich Demokratischen Union (CDU). Denn „es muss jeder die Möglichkeit haben, bei der Energiewende mitzumachen.“

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„Nicht wieder alles auf Null setzen“

Die Kosten im Gebäudesektor sind in den letzten Jahren stark gestiegen, was Investitionen in Neubauten und Sanierungen erschwert hat. „In 2024 wurden statt der geplanten 400.000 Neubauwohnungen nur etwa 200.000 Wohnungen fertiggestellt“, so Fuhl. „Investitionsbereitschaft kann nur ausgelöst werden, wenn das Ganze finanzierbar bleibt.“ Er glaubt, dass strengere Vorgaben und hohe Anforderungen viele abschrecken. Damit die Wärmewende gelinge, müsse die Politik für bezahlbare Lösungen sorgen, die die Menschen nicht überfordern.

Auch die Bepreisung von CO sieht er kritisch, wenn sie ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage anderer EU-Staaten umgesetzt wird. „Wir in Deutschland sind vielleicht in der Lage, einen hohen CO-Preis finanziell zu verkraften. Was passiert aber in den ärmeren Ländern der EU, die das nicht können?“ Er betonte, dass eine überlegte, gemeinsame Herangehensweise notwendig sei, um niemanden auf dem Weg zur Klimaneutralität zurückzulassen. Ein zu schneller Anstieg der CO-Preise könnte langfristig klimapolitisch kontraproduktiv sein.

Einer der größten Bremsklötze für die Wärmewende sei ihm zufolge die Unsicherheit, die durch widersprüchliche politische Signale entsteht. Viele Hausbesitzende und Unternehmer*innen zögern mit Investitionen, weil sie nicht wissen, welche Vorschriften in Zukunft gelten. „Optimierungen und Anpassungen sind gut, aber wir sollten hier nicht wieder alles auf Null setzen“, mahnte Fuhl. Die neue Bundesregierung müsse langfristige, stabile Rahmenbedingungen schaffen, damit die Menschen Planungssicherheit haben und endlich ins Handeln kommen.

„Die Bürger und Bürgerinnen haben – so ist unser Eindruck aus zahlreichen Gesprächen – überwiegend aus der kommunalen Wärmeplanung die Botschaft mitbekommen, bis Mitte 2026 oder Mitte 2028 – je nach Größenordnung der Kommune – mit der Entscheidung bezüglich Austausch ihrer eigenen Heizung zu warten. Das blockiert die Wärmewende.“

Hagen Fuhl

Quelle: Merkur

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