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Heizungsgesetz: CDU-Pläne würden „Situation verschlimmern“, warnen Experten

Immer mehr Stimmen aus der Heizungsbranche wenden sich entschlossen gegen die Pläne von CDU, AfD und BSW, die GEG-Novelle zu kippen.

Heizungstausch-Schild
© IMAGO / Wolfilser [M]

Heizung nachts abschalten: Ist das wirklich sinnvoll?

Um Energie zu sparen, planen viele im Winter weniger zu heizen. Aber ist es auch sinnvoll, die Heizung nachts komplett abzuschalten? Wir klären auf!

Die jüngste Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) trat bereits im Januar 2024 in Kraft. Sie schreibt mitunter vor, dass neue Heizungen in Neubauten mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen müssen. Die CDU unter Friedrich Merz will das Gesetz rückabwickeln, falls sie die Bundestagswahl 2025 gewinnt. Auch das BSW und die AfD unterstützen diese Forderung – alle drei Parteien stellen sich offen gegen das Heizungsgesetz. Kritiker*innen warnen, dass das den Umstieg auf erneuerbare Energien ausbremsen und Unternehmen schaden würde, die sich bereits darauf eingestellt haben.

Heizungsgesetz auf der Kippe

Die Heizungsbranche steckt in der Krise. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 1,3 Millionen Heizsysteme verkauft, 2024 waren es nur noch 712.500 – ein Rückgang von 46 Prozent. Besonders stark betroffen sind Wärmepumpen: Ihr Absatz sank der WirtschaftsWoche (WiWo) zufolge von 356.000 auf 193.000 Stück.

Hersteller und Handwerksbetriebe sehen die Ursache vor allem in unsicheren Förderprogrammen und fehlenden kommunalen Wärmeplänen. Viele Menschen warten nun zudem ab, bevor sie sich für eine neue Heizung entscheiden, da ihnen im Rahmen des Wahlkampfes immer wieder suggeriert wird, das Heizungsgesetz gehöre schon bald wieder der Geschichte an.

„Wir haben im vergangenen Jahr einen Absatzeinbruch von 50 Prozent bei allen Wärmeerzeugern gesehen“, erklärte Björn Schreinermacher, Leiter Politik beim Bundesverband Wärmepumpen, gegenüber der WiWo. „Wenn man nun die Situation weiter verschlimmern will, dann schafft man das Heizungsgesetz ab.“

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Rückabwicklung nur bedingt möglich

Fakt ist: Deutschland kann das Heizungsgesetz nicht einfach abschaffen, weil es zu großen Teilen auf EU-Richtlinien basiert. Die Europäische Gebäuderichtlinie (Energy Performance of Buildings Directive, EPBD) schreibt strenge Effizienzvorgaben vor. Die CDU will deshalb vor allem § 71 GEG ändern, der die 65-Prozent-Regel festlegt.

Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) fordert, dass jede Änderung gemeinsam mit der Branche geplant wird, um ein erneutes politisches Chaos wie 2023 zu vermeiden. „Sowohl in der Industrie als auch beim Endverbraucher ist Verlässlichkeit bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen eine wichtige Voraussetzung, damit sie investieren“, betonte BDH-Sprecher Frederic Leers.

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„Förderprogramme entfalten nun ihre Wirkung“

Viele Unternehmen haben bereits viel Geld und Zeit investiert, um sich an die Regeln anzupassen. Der schwedische Wärmepumpenhersteller Nibe musste Arbeitsplätze abbauen, weil die Nachfrage so stark gesunken ist. Trotzdem bleibt das Unternehmen bereit, die Produktion wieder hochzufahren, falls der Markt anzieht.

Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) warnt: Ein plötzlicher Kurswechsel könnte Investitionen wertlos machen und viele kleinere Betriebe in Schwierigkeiten bringen. Einige Unternehmen haben sich bereits neue Geschäftsfelder gesucht, um sich abzusichern.

Langsam sorgen staatliche Förderprogramme wieder für mehr Zuversicht. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat 2024 über 151.100 Anträge für Wärmepumpen genehmigt. „Die Förderprogramme entfalten nun ihre Wirkung“, meint auch Schreinermacher. „Das Potenzial sollte nun genutzt werden, um den Wärmemarkt und die Industrie dahinter wieder in Gang zu bekommen.“

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Für die Zukunft gerüstet

Die Stimmen aus der Branche machen deutlich: Die Pläne der CDU, AfD und BSW, die GEG-Änderungen rückgängig zu machen, könnten erhebliche negative Auswirkungen auf die Industrie haben. Deutschland steht bereits vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen, darunter eine schwächelnde Industrieproduktion und demografische Veränderungen. Ein Rückschritt bei der Förderung erneuerbarer Energien könnte diese Probleme weiter verschärfen und Deutschlands Position als führende Industrienation gefährden.

Zudem könnte die Abschaffung des Heizungsgesetzes die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verlängern, was nicht nur klimapolitisch kontraproduktiv ist, sondern auch die Energiesicherheit Deutschlands beeinträchtigt. Die aktuelle geopolitische Lage hat gezeigt, wie verletzlich die Abhängigkeit von importierten fossilen Energieträgern macht. Eine konsequente Förderung erneuerbarer Energien und effizienter Technologien wie Wärmepumpen ist daher essenziell, um langfristig unabhängiger von Energieimporten zu werden und die Versorgungssicherheit zu erhöhen.

Schließlich könnte die Rücknahme der Novelle die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Bereich grüner Technologien beeinträchtigen. Andere Länder investieren massiv in erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien. Ein Festhalten an veralteten fossilen Infrastrukturen könnte dazu führen, dass Deutschland den Anschluss verliert und wichtige Marktchancen verpasst. Die Förderung von Innovationen und die Unterstützung der heimischen Industrie bei der Transformation hin zu nachhaltigen Technologien sind daher unerlässlich, um Deutschlands wirtschaftliche Zukunft zu sichern.

Quelle: WirtschaftsWoche; Energy Performance of Buildings Directive

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