Die Netflix-Doku „Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur“ (englischer Titel: „Ancient Apocalypse“) wird von dem selbsternannten Journalisten Graham Hancock begleitet. Er nimmt binnen acht Folgen die Zuschauerschaft mit auf die Suche nach einer verstorbenen Zivilisation, die weitaus fortschrittlicher gewesen sein soll, als erfahrene Archäolog*innen bisher herausgearbeitet haben. Dabei soll er Kritiker*innen zufolge nicht nur historisch unpräzise arbeiten, sondern zu Verschwörungstheorien ermutigen und gefährliche Lügen verbreiten.
Warnung vor Netflix-Doku mit Hancock
So wendet sich beispielsweise die Society for American Archaeology (SAA) in einem offenen Brief über die Netflix-Doku direkt an den Streamingdienst. Der 1934 gegründete Verband „widmet sich der Erforschung, Interpretation und dem Schutz des archäologischen Erbes Amerikas“, heißt es in dem Anschreiben. Man sah sich dazu gezwungen, Netflix direkt zu kontaktieren, da in der betreffenden Netflix-Doku der „archäologischen Beruf auf der Grundlage falscher Behauptungen und Desinformationen“ abgewertet würde.
Dabei arbeitet der Brief von SAA drei Kernpunkte heraus, die an dem achtteiligen Streifen besonders problematisch seien:
- Der Moderator der Show, Graham Hancock, attakiert mehrere Male den gesamten Berufsstand der Archäolog*innen. Dabei nutzt er nicht nur aggressive, sondern auch abwertende Sprache.
- Beim Streamingdienst ist der Titel als Netflix-Doku klassifiziert. Allerdings, so der Brief von SAA, beruht der Inhalt nicht auf Fakten, weswegen man die Zuordnung ändern müsse.
- Zuletzt verbreiten Hancock und Netflix mit der Serie „weiße rassistische Ideologien; tun den indigenen Völkern Unrecht; und ermutigen Extremisten“.
Letzterer Punkt wird unter anderem durch seine Verbindung zum umstrittenen Joe Rogan unterstrichen, der durch seine Verschwörungsmythen zur Corona-Pandemie regelmäßig polarisiert. Zudem ist er bereits mit rassistischen Äußerungen in seinem Podcast negativ aufgefallen, wie der SWR herausarbeitet.
Show ist mit Vorsicht zu genießen
Trotz aller Kritik kannst du die Serie nach wie vor auf Netflix schauen. Möchtest du einen Blick riskieren, solltest du dir einiger Punkte bewusst sein. In einem Gespräch mit Slate.com gibt der Archäologe John Hoopes mehr Einblicke zur Netflix-Doku und empfiehlt folgendes:
- Graham Hancock hat nach 25-jährigen, täglichen Kannabiskonsums laut Selbstaussage ebenfalls eine Ayahuasca-Erfahrung gemacht. Dem psychedelischem Pilzsud wird unter anderem eine tiefgreifende Bewusstseinsänderung nachgesagt. In der Netflix-Doku präsentiert er daher durchweg seine eigene Wahrheit, die er jedoch als wissenschaftliche Fakten präsentiert.
- In der Serie musst du darauf acht geben, dass hier nur eine – Hancocks – Sicht der Dinge betrachtet wird. Er greift auf keinerlei journalistische Grundsätze zurück wie etwa mehrere Erklärungen für ein Phänomen dialektisch zu betrachten.
- Geschnitten deutet nicht passiert: Hoopes macht auf eine Szene der zweiten Folge aufmerksam, indem der erfahrene und angesehene Archäologe Geoffrey McCafferty Hancock eine Pyramidentour gibt. Beim Schnitt fällt auf, dass die Aufnahmen so einandergereiht wurden, als würde McCafferty enthsuatisch Hancock zustimmen. Dabei ist er nur ein begeisterter Guide bei der Pyramidenbesichtigung.
Möchtest du dir das heißdiskutierte Spektakel doch nicht geben, haben wir für dich hier ein paar Netflix-Dokus gesammelt, die wir uneingeschränkt weiterempfehlen können.
Quellen: Netflix, Slate.com, Society for American Archaeology (SAA)
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