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Fernseher machen unbemerkt Screenshots – diese Geräte sind betroffen

Laut der Studie eines internationalen Forschungsteams erfassen zahlreiche Fernseh-Modelle von beliebten Hersteller den Inhalt, den du auf diesen ansiehst. Damit schließen sie eine wichtige Lücke in der bisherigen Untersuchung zur Datensicherheit.

Zwei Personen sitzen auf einem Sofa und gucken auf einen Fernseher.
© ake1150 - stock.adobe.com

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Wissenschaftler*innen haben herausgefunden, dass einige beliebte Smart-TV-Modelle pro Sekunde mehrere Schnappschüsse deines aktuellen Fernsehprogramms erstellen. Möglicherweise sogar, wenn du deinen Fernseher als externes Display für deinen Laptop oder deine Videospielkonsole verwendest.

Forscher*innen untersuchten Fernseher von Samsung und LG

So heißt es in der Studie des internationalen Forschungsteam: „Smart-TVs implementieren einen einzigartigen Tracking-Ansatz namens Automatic Content Recognition (ACR), um die Sehaktivität ihrer Benutzer zu profilieren“. Dabei haben sie die Fernseher zweier beliebter Hersteller untersucht: LG und Samsung.

In der Studie betonen die Forschenden, dass im Gegensatz zum herkömmlichen Online-Tracking im Web und in mobilen Ökosystemen, das normalerweise durch Drittanbieter implementiert wird, ACR normalerweise direkt in das Betriebssystem des Smart-TVs integriert ist.

Mit ihrer Studie schließen sie damit eine Lücke in der bisherigen Forschung bezüglich der Datensicherheit von Nutzer*innen. So schreiben sie darin: „Während frühere Untersuchungen das Tracking durch Dritte im Smart-TV-Ökosystem untersucht haben, wurde das ACR-Tracking durch Zweitanbieter, das direkt von der Smart-TV-Plattform durchgeführt wird, nicht untersucht.“

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Screenshots mehrmals pro Sekunde

Laut den Forschenden erfasst ACR regelmäßig visuelle und/oder Audio-Frames, erstellt dann einen Fingerabdruck des Inhalts und teilt ihn mit einem ACR-Server. Dort wird dieser mit einer Datenbank bekannter Inhalte wie Filmen, Anzeigen oder Live-Feeds abgeglichen. Wenn der Fingerabdruck übereinstimmt, kann der ACR-Server genau bestimmen, welche Inhalte auf dem Smart-TV angesehen werden.

Dadurch können Smart-TV-Plattformen wie Samsung und LG Benutzerprofile in Zielgruppensegmente einteilen, die dann für die Ausrichtung auf personalisierte Werbung verwendet werden. Die Forschenden sehen darin Potenzial für Datenschutzverletzungen. Denn „die Sehgewohnheiten eines Nutzers [sind] potenziell identifizierbar“, so die Forschenden. Dem Experiment zufolge wurden ACR-Schnappschüsse mehrmals pro Sekunde erstellt, die Daten jedoch nur alle 15 Sekunden auf ACR-Domänen hochgeladen. Dies kann jedoch je nach Region und Modell variieren.

Dabei spielte es keine Rolle, ob die Nutzer*innen ein Konto auf dem Fernseher registriert hatten. Überraschenderweise gab es keinen ACR-Verkehr, wenn Benutzer Streaming-Apps wie Netflix oder YouTube ansahen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Urheberrechtsprobleme das Sammeln von Schnappschüssen von gestreamten Inhalten Dritter erschweren. Anders sieht es aus, wenn man Antennenfernsehen schaut oder Geräte nutzt, die via HDMI-Anschluss mit dem Fernseher verbunden sind, hier wurden trotzdem Inhalte erstellt.

Das sagen die Hersteller

Die Forschenden bezogen sich in der Studie auf Geräte in den USA und UK. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Daten auch auf andere Länder zutreffen, so auch in Deutschland. In einem Statement gegenüber t3n begründet Samsung zum Beispiel, dass der Einsatz von ACR dazu diene, „das Fernseherlebnis seiner Nutzer*innen zu verbessern.“ Zusätzlich würden die Daten „ausschließlich über eine anonymisierte Identifikationsnummer erfasst“ werden.

Auch Bilder würde Samsung nicht speichern. LG verweist gegenüber t3n darauf, dass LG Ads als eigenständiges Unternehmen für personalisierte Werbung verantwortlich sei und losgelöst von LG Electronics Deutschland agiere. So soll es zwar möglich sein, dass Nutzer*innen in den Datenschutzeinstellungen ihrer Geräte das ACR-Tracking abstellen können. Dazu müssen die Kund*innen jedoch zwischen sechs und elf verschiedene Optionen in den Einstellungen ihres Fernsehers aktivieren oder deaktivieren, die die Forscher*innen in der Studie ausführlich auflisten.

Quellen: „Watching TV with the Second-Party: A First Look at Automatic Content Recognition Tracking in Smart TVs“ (arxiv.org 2024), t3n

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