Das Ende des Kabelgewirrs? Statt etliche Anschlüsse für Strom, Bildschirm, Kopfhörer und Datenübertragung zu verbauen, kommt Apples Einstiegs-Macbook mit nur noch einem einzigen USB-C-Anschluss aus, der alle Aufgaben übernimmt: Hier lassen sich etwa ein externer Monitor anschließen, Audioboxen oder das Stromkabel zum Aufladen.
Auch andere Hersteller ziehen zunehmend nach und verbauen USB-C-Stecker in Computer und Smartphones – doch oftmals leisten die Anschlüsse weniger als erhofft. Gleichzeitig bieten bestehende USB-3.0-Anschlüsse oft mehr Leistung als vermutet – wenn man denn das richtige Kabel anschließt. Ein Versuch, den Format-Dschungel zu lichten.
„Super Speed“ mit USB 3.0
Um das Optimum aus seinen USB-Anschlüssen herauszuholen, ist zunächst einmal wichtig zu wissen, dass der USB-Standard in verschiedene leistungsfähige Versionen unterteilt ist. Heutzutage trifft man überwiegend noch auf USB 2.0. Das überträgt rechnerisch maximal 480 Megabit pro Sekunde (MBit/s) und wird auch als Highspeed-USB bezeichnet.
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Die gewaltig klingenden Übertragungsraten muss man erst einmal in gängige Alltagswerte übersetzen. So rechnen Verbraucher üblicherweise in der Einheit Byte, ein Byte besteht aus acht Bit. So bleiben von 480 Megabit nur noch 60 Megabyte pro Sekunde übrig. Und auch davon steht nicht alles zur Datenübertragung zur Verfügung: Im Alltag kommt man kaum über einen Durchsatz von 40 Megabyte pro Sekunde (MB/s) hinaus. Wer also seine Fotos von einer randvollen 64-Gigabyte-Speicherkarte auf den PC überspielen möchte, braucht locker eine halbe Stunde.
Dabei unterstützen viele Geräte längst USB 3.0 mit „Super Speed“. Das leistet theoretisch fünf Gigabit pro Sekunde (GBit/s), im Alltag bleiben da rund 300 MB/s übrig – mehr als viele Festplatten und Kartenlesegeräte überhaupt nutzen können. Noch einmal doppelt so schnell ist USB 3.1 mit „Super Speed Plus“, dessen Datenrate offiziell mit zehn GBit/s beziffert wird. Als wäre das nicht schon kompliziert genug, gibt es für USB-Versionen mit fünf GBit/s Datenrate auch die alternative Bezeichnung „USB 3.1 Gen 1“ und für die schnellere zehn GBit/s „USB 3.1 Gen 2“.
Moderne Geräte werden ausgebremst
Viele schnelle USB-3.0-Geräte fristen allerdings ein Leben im Standgas. Schuld ist die eigentlich praktische Abwärtskompatibilität von USB-Typ-A-Steckern. So kann man seine USB-3.0-Festplatte ohne Probleme auch in einen USB-2.0-Port stöpseln, allerdings läuft sie dann auch nur im lahmen USB-2.0-Modus. Tückischerweise sind auch bei modernen PCs oft nur zwei oder drei der USB-Anschlüsse in der schnellen 3.0-Version ausgelegt (sie sind meist innen blau und mit dem Schriftzug „USB 3.0“ gekennzeichnet). An den übrigen USB-Ports werden die modernen Geräte ausgebremst. Und selbst wenn man den richtigen Anschluss erwischt, gibt es noch eine weitere Fehlerquelle: das Kabel.
USB-3.0-Kabel haben zwei zusätzliche Aderpaare, um die hohe Bandbreite umzusetzen. Greift man stattdessen versehentlich zu einem USB-2.0-Kabel, wird auch die Übertragung entsprechend gedrosselt. Immerhin lassen sich die USB-2.0- und USB-3.0-Kabel auf Geräteseite recht gut auseinanderhalten.
Die sechseckigen USB-Typ-B-Stecker, wie man sie etwa vom Drucker kennt, sind bei USB-3.0-Geräten eher selten. Sie kann man auch nicht verwechseln, denn die 2.0- und 3.0-Version passen schlicht nicht in den USB-Port des jeweils anderen Standards.
Kabelhöchstlänge gibt Auskunft
Um die schnellste USB-Geschwindigkeit „Super Speed Plus“ mit 10 GBit/s auch erreichen zu können, müssen die Kabel bestimmte Qualitätsmerkmale einhalten – das kann vor allem bei billigen No-Name-Produkten aus dem Internet zum Problem werden. Mit bloßem Auge ist das leider nicht zu erkennen. Einen Anhaltspunkt gibt es allerdings: Die empfohlene Kabelhöchstlänge beträgt bei „Super Speed“ drei Meter, bei „Super Speed Plus“ nur einen.
USB-C: Der Alleskönner
Immerhin gehören diese Probleme mit USB-C teilweise der Vergangenheit an. Künftig wird zumindest die Steckerfrage einfach: Mit USB-C bleibt genau ein Steckertyp übrig – sowohl in Computern als auch in Smartphones. Außerdem ist der Stecker endlich verdrehsicher ausgelegt, wie herum man ihn einsteckt, ist egal.
Natürlich ist das Format USB-3.1-Gen-2-kompatibel, Daten lassen sich also mit bis zu zehn GBit/s übertragen. Zusätzlich wurde auch das „Display Port“-Protokoll integriert, so können moderne Monitore direkt über USB-C angeschlossen werden. Darüber hinaus bietet die neue Funktion „Power Delivery“ (PD) auch genügend Saft, um ausgewachsene Notebooks aufzuladen, bis zu 100 Watt elektrischer Leistung können über eine entsprechend beschaltete Schnittstelle bereitgestellt werden. Und natürlich lassen sich per Adapter auch ältere USB-Geräte mit dem neuen Standard verbinden.
Fazit: Auf USB-C ist kein Verlass
Beendet USB-C also die große Steckerverwirrung? Leider nein. Denn alle geschilderten Funktionen sind via USB-C zwar möglich – aber keineswegs zwingend. So lassen sich die Geräte oft nur an einem der Anschlüsse aufladen, der Bildschirm sich vielleicht nur an einem oder auch an gar keinem der USB-C-Ports anschließen.
Nicht einmal auf Geschwindigkeit ist Verlass: So sind neue Smartphones zwar häufig schon mit dem modernem USB-C-Stecker ausgestattet – intern aber nur mit einem USB-2.0-Chip verbunden. Auch künftig werden wir also nach den richtigen Buchsen suchen.