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Samsung Galaxy Note 8 im Test: Für Kritzelfreudige

Die größte Konkurrenz für das neue Galaxy Note 8 kommt aus dem Samsung-Hause selbst. Denn es ist ein großartiges Smartphone.

Samsung Galaxy Note 8
Wer gerne kritzelt

Nach 4 kommt 8: Fans von Samsungs Galaxy Note müssen hierzulande viel Geduld aufbringen. Nach dem 2014 erschienenen Note 4 begann eine Durststrecke. Das Note 5 erschien nicht in Europa und das Schicksal des Note 7 (die 6 wurde aus Marketing-Gründen ausgelassen) ist allgemein bekannt.

Mit dem Galaxy Note 8 bringt Samsung diese Smartphone-Serie jetzt auf den Stand von 2017. Und genau das ist das Problem: 2017 hat bereits viele gute Smartphones mit großem Display.

Am S8+ gemessen

Das Note 7 war im Vorjahr, abgesehen von den explodierenden und brennenden Exemplaren, das damals beste Android-Smartphone mit großem Display. Es folgte der Samsung-Tradition, dass das Note nicht nur größer als die S-Serie, sondern auch besser verarbeitet war.

In diesem Jahr ist diese Tradition nicht mehr so deutlich ausgeprägt. Schuld daran ist das S8+. Die größere Version der 8er-Serie hat ein 6,2-Zoll-Display, beim Note 8 sind es 6,3 Zoll. Zudem ist die Verarbeitung des Galaxy S8+ ausgezeichnet, wodurch die Messlatte für das Note 8 ausgesprochen hoch ist. Außerdem ist es günstiger als das Note 8. Deshalb werde ich in diesem Test das Note 8 nicht primär am Note 7 messen, sondern am S8+.

Das Eckige statt das Runde

Wie üblich sind auch bei den 8er-Modellen die Ecken des Notes weniger gerundet als bei der S-Serie. Beim Note 8 sind mir die unteren Ecken aber schon zu „eckig“. Beim längeren Halten mit einer Hand drückt sich die Kante unangenehm in die Handfläche. Beim S8+ ist dies aufgrund der Rundungen nicht so.

Zusätzlich kommt hinzu, dass das Note 8 um 22 Gramm schwerer als das S8+ ist. Obwohl beide nahezu gleich groß sind, fühlt sich das Note 8 im Alltag dennoch deutlich größer und auch unhandlicher an – bedingt durch den Gewichtsunterschied und die eckigeren Kanten.

Im Vorjahr war angenehm, da auch die Winkel des Curved Displays beim Note 7 flacher waren als beim S7 Edge und es deshalb zu weniger unbeabsichtigten Betätigungen des Touchscreens kam. Beim S8+ wurde der Winkel aber bereits etwas abgeflacht und die softwareseitige Erkennung von unbeabsichtigten Berührungen verbessert. Obwohl der Unterschied in der Biegung zwischen Note 8 und S8+ geringer als zwischen Note 7 und S7 Edge ist, reicht er aus, damit sich das S8+ kleiner und handlicher anfühlt.

Wie fasst es sich an?

Abgesehen von den eckigeren Kanten orientiert sich das Note 8 stark am Design der S8-Serie. Ob das rundere S8+ oder das eckigere Note 8 besser gefällt, ist Geschmackssache. Die runderen Kanten lassen das S8+ etwas freundlicher und verspielter wirken, während das Note 8 zu sagen scheint: „Kommen wir zum Geschäftlichen.“

Der Fingerabdruckscanner ist wieder auf der Rückseite. Immerhin ist jetzt der LED-Blitz als Pufferzone zwischen Scanner und Kameralinse. Sollte man ihn also nicht gleich treffen, verschmiert man nur den Blitz statt die Kamera. Aufgrund der Größe des Note 8 ist er aber immer noch eher schwer zu erreichen, besonders für Personen mit kürzeren Fingern beziehungsweise kleineren Händen.

Die reine Bixby-Taste an der linken Gehäuseseite gibt es ebenfalls wieder. Wie schon beim S8+, kann sie nicht anders belegt oder deaktiviert werden – zumindest zum Teil dürfte Samsung bei diesem Thema ein wenig zurückrudern. Und wie schon beim S8+, habe ich einige Male beim Ziehen des Note 8 aus der Hosentasche unabsichtlich Bixby aktiviert.

Bei der Verarbeitung gibt es die gute Qualität der S8-Serie. Eine Kleinigkeit, die mich stört: Das Aluminiumband schließt beim Note 8 nicht so bündig mit dem Glas der Vorder- und Rückseite ab, wie beim S8+. Er ist eine Spur höher, was auch fühlbar ist. Dadurch bietet es etwas mehr Fläche, in der sich Fusseln und Schmutz fangen kann.

Display: Kräftig statt übersättigt

Das AMOLED-Display ist mit 6,3 Zoll um 0,1 Zoll größer als beim S8+. Auch das Verhältnis von 18,5:9 und die Auflösung von 2.960 x 1.440 Pixel ist gleich. Ebenfalls vom S8+ bekannt: Die Auflösung ist standardmäßig auf 2220 x 1080 Pixel eingestellt, da viele Android-Apps ohnehin nicht in der vollen Auflösung nativ angezeigt werden und so weniger Akku verbraucht wird. Für den Test (und weil ich die nativen Samsung-Inhalte gerne in voller Auflösung sehe), habe ich die volle Auflösung genutzt.

Die Farben sind kräftig, ohne übertrieben gesättigt zu sein. Das Display ist hell genug, um auch gegen die pralle Sonne anzukommen. Es unterstützt HDR, entsprechende Inhalte gibt es mit der Amazon- und Netflix-App. Für das mobile Film- und Serienvergnügen sollte man aber Kopfhörer verwenden (3,5mm Klinkenbuchse ist vorhanden). Denn wie beim S8+ gibt es nur einen Lautsprecher an der Unterseite, der zwar laut ist, aber einen eher faden Klang fabriziert.

Gut, dass im Lieferumfang AKG-In-Ear-Kopfhörer, mit geflochtenem Kabel, enthalten sind. Ebenfalls mitgeliefert sind Adapter von USB-C auf MicroUSB und USB-C auf regulären USB-Anschluss.

Software: Videos schauen und gleichzeitig lästern

Auf dem Note 8 ist Android 7.1.1 mit Samsungs eigener Oberfläche installiert. Eine neue Funktion gegenüber dem S8+ ist, dass App-Paare in der Shortcut-Seitenleiste erstellt werden können. So kann man etwa auf einen Fingertipp gleichzeitig Youtube und eine Messenger-App öffnen – um Videos zu schauen und gleichzeitig mit Freunden darüber abzulästern.

Dies funktioniert mit allen Apps, die die geteilte Bildschirmansicht unterstützen. Der Samsung-Browser kann sogar zwei Mal gleichzeitig geöffnet werden. Das doppelte Anzeigen anderer Apps funktioniert derzeit noch nicht.

Always-On: Kritzeleien im Blick

Das große Unterscheidungsmerkmal zwischen der S- und Note-Serie ist der S-Pen genannte Stift. Wie beim Note 7 ist er sicher per Klick-Mechanismus im Gehäuse verstaut. Mit dem Stift können direkt am Always-On-Display Notizen gekritzelt werden – bis zu 100 Seiten lang. Diese Notizen können auch am Always-On-Display angezeigt werden. So hat man etwa die schnell gekritzelte Einkaufsliste immer im Blick.

Ein wenig lästig ist, dass man, um eine Always-On-Notiz zu bearbeiten, erst mit dem Finger darauf tippen und dann den Stift aus dem Gehäuse nehmen muss. Nimmt man den Stift vorher hinaus, wird eine neue Notiz angelegt, anstatt die bereits vorhandene bearbeitet.

Live-Nachrichten: Kritzeleien als animiertes GIF

Der Stift selbst entspricht technisch dem des Note 7: 4096 Druckstufen, 0,7 Millimeter dünne Spitze und wasserfest nach IP68-Standard. So kann man das Note 8, das ebenfalls nach IP68-Standard geschützt ist, auch unter Wasser verwenden. Mir ist der Stift immer noch zu kurz, um länger bequem damit arbeiten zu können.

Mit dem Stift können wieder Notizen gemacht, Bildausschnitte ausgewählt und Screenshot-Notizen angefertigt werden. Diese sind über das Pen-Menü auswählbar, das aufpoppt, sobald der Stift aus dem Gerät gezogen wird. Die Apps und Funktionen in dem Menü können durch andere Shortcuts getauscht werden.

Eine der neuen Stift-Funktionen ist die Live-Nachricht. Dabei wird eine Kritzelei die man anfertigt, als animiertes GIF gespeichert und auf Wunsch direkt in Messenger-Apps verschickt. Durch die Stifteffekte „Leuchten“ und „Glitzern“ sehen sogar die schlechtesten Zeichnungen ansprechend aus. Diese Effekte sorgen allerdings auch dafür, dass die 600 x 600 Pixel großen GIFs teilweise über 5 MB groß sind.

Übersetzen und Malbücher für Erwachsene

Die Übersetzungsfunktion wurde erweitert. Statt nur einzelner Worte können ganze Sätze übersetzt werden, indem man mit dem Stift über den Satz schwebt. Auch Währungen können übersetzt werden. Im Test klappte das zwar mit US-Dollar auf Euro, nicht aber mit britischen Pfund auf Euro.

In der App Pen-Up können Stiftkünstler ihre digitalen Kreationen mit anderen teilen. Für Normal-User spannender ist die „Malen“-Sparte der App. Hier wird dem aktuellen Trend „Malbücher für Erwachsene“ genüge getan. Man sucht sich ein Bild aus und malt es mit dem Stift aus. Wem das zu lange dauert, kann mit der Funktion „Farbe ausfüllen“ das Ausmalen beschleunigen.

Leistung und Akku: Keine Vorteile

Die Stifteingaben werden verzögerungsfrei umgesetzt. Auch sonst ist man mit dem Note 8 immer flott unterwegs, auch in der geteilten Bildschirmansicht, mit zwei Apps gleichzeitig am Display. Mit 6 GB ist der Arbeitsspeicher um 2 GB größer als beim S8+. Im Testzeitraum konnte ich allerdings keine Geschwindigkeitsvorteile feststellen.

Der Akku ist mit 3.300 mAh kleiner als beim S8+ (3.500 mAh). Bei starker Nutzung hatte ich am Ende des Tages meist 15 bis 25 Prozent Akku übrig. Beim S8+ waren es meist 25 bis 35 Prozent. Bei moderater Nutzung bin ich mit beiden Geräten bei etwa 40 bis 50 Prozent am Ende des Tages.

Für Vielreisende oder Work-Life-Balancer relevant: Das Note 8 gibt es auch in einer „Duos“-Version, die genausoviel wie die normale Variante kostet. Diese hat einen kombinierten SIM-MicroSD-Slot, wodurch zwei SIM-Karten gleichzeitig genutzt werden können.

Dex Station: Viele Anschlüsse

Bei einigen Verkaufsaktionen und für Vorbesteller gibt es die Dex Station (90 Euro) kostenlos zum Note 8 hinzu. Das kleine Dock ist eine Schnittstelle, um das Note 8 auf einem PC-Monitor und mit Maus und Tastatur zu verwenden. Dazu hat die Dex Station 2 USB-, einen HDMI- und einen Ethernet-Anschluss. Die Stromversorgung erfolgt per USB-C, ein Ladekabel ist dabei.

Die Ansicht am PC-Monitor erinnert an ein normales Desktop-Betriebssystem. Kompatible Apps können als Vollbild angezeigt und in der Größe verändert werden. Auch Rechtsklicks auf der Maus werden unterstützt. Dazu zählen die meisten Samsung-eigenen Apps, die Microsoft-Office-Apps und einige Games in Samsungs Spiele-Launcher-App.

Der Großteil der Android-Apps wird aber nur im Fenstermodus angezeigt – so als würde man am Windows-PC einen Android-Emulator nutzen. Deshalb wird man mit der Dex Station auch Samsungs Internet Browser statt Google Chrome nutzen, weil dieser besser angepasst ist. Ein echtes Desktop-Erlebnis bietet aber auch dieser nicht. Er kann zwar Passwörter speichern und unterstützt Ad-Block-Plug-Ins, das Anpinnen von Tabs oder das Ziehen von Tabs in ein neues Browser-Fenster sind aber nicht möglich.

Kameras: Weitwinkel und Zweifach-Zoom

Abgesehen vom Stift ist der zweite große Unterschied zum S8+ die Dual-Kamera. Beide Kameras nehmen mit 12 Megapixel auf: Eine im Weitwinkel-Bereich, die andere mit einem Zweifach-Zoom. Durch einen Tipper auf das entsprechende Symbol in der App wird verzögerungsfrei zwischen den Kameras umgeschaltet. Nutzt man Fingergesten, um digital zu zoomen, wird ab einen 2-fach-Zoom automatisch zur Zoomkamera umgeschaltet.

Beide Kameras haben optische Bildstabilisatoren, sind aber nicht exakt gleich. Die Weitwinkelkamera hat eine Lichtstärke von 1.7, die Zoomkamera 2.4. Zudem hat die Zoomkamera einen anderen Autofokus-Modus, weshalb sie in Situationen mit weniger Licht etwas langsamer fokussiert.

Die Belichtungs- und Farbmessung ist bei der Zoomkamera weniger präzise. Bei Nachtaufnahmen ist das Bildrauschen stärker und die Details sind geringer. Bei einigen Aufnahmen ist ein dezenter Grauschleier-Effekt zu bemerken, der beim Fotografieren mit der Weitwinkelkamera, je nach Lichtsituation, weniger stark ausgeprägt oder gar nicht sichtbar ist.

Schnappschüsse: Mit Weitwinkel nach wie vor Spitze

Das heißt nicht, dass das Note 8 schlecht fotografiert. Im Gegenteil: Die Weitwinkel-Kamera gehört, wie schon beim S8+, zum Besten, was es derzeit in Smartphones gibt. Zwar gibt es auch wieder verschiedene Effekte und einen Pro-Modus zum manuellen einstellen der Bild-Parameter. Die Stärke der Note-8-Kamera liegt aber darin, dass die Automatik-Algorithmen ausgezeichnet sind. Schnappschüsse sehen auf dem S8+ und Note 8 fast immer sehr gut aus und erfordern selten ein Nachjustieren oder erneutes Fotografieren.

Die Weitwinkelkamera ist also nach wie vor Spitze – die Zoomkamera kann nur leider mit dieser hohen Qualität nicht ganz mithalten. Hier wird Samsung noch etwas nachjustieren müssen. Dafür hat die Zoomkamera aber auch einen Vorteil: Man kann mit der vollen 12-MP-Auflösung Porträts machen, ohne, dass man Bildverzerrungen an den Rändern hat, was normal bei einer Weitwinkelkamera ist. Dies ist besonders für User praktisch, die bildfüllend Porträts und Objekte ablichten möchten.

Live-Fokus: Künstliche Hintergrundunschärfe

Die zwei Kameras ermöglichen die neue Funktion „Live-Fokus“. Dabei ist die Zoomkamera aktiviert. Über einen Schieberegler am Display kann in Echtzeit die Hintergrundunschärfe (Bokeh) eingestellt werden. Auch dieser Modus ist speziell für Porträt- und Objektfotografie gedacht.

Nachdem das Foto gemacht wurde, kann das Bokeh in der Samsung-Galerie-App nachträglich justiert werden. Da beim Live-Fokus-Modus gleichzeitig auch mit der Weitwinkelkamera fotografiert wird, kann auch dieses Bild in der Galerie angezeigt und extra abgespeichert werden.

Das künstliche Bokeh ist genau das: künstlich. Je nach Hintergrund sieht dies mal besser und schlechter aus. Bei organischen Hintergründen oder wenn sehr viel Abstand zwischen Motiv und Hintergrund ist, fällt dies weniger auf. Bei Hintergründen mit vielen Ecken, Kanten und geraden Linien kann der Effekt schon mal billig und übertrieben wirken. In den höheren Stufen wird das Bokeh zu stark auf die Ränder des Motivs angewandt, was bei Porträts unwillkürlich Assoziationen zu weichgezeichneten 90er-Jahre Balladen-Musikvideos und Sexhotlinewerbungen weckt.

Fazit

Die größte Konkurrenz für das sehr gute Galaxy Note 8 hat Samsung selbst im Sortiment: Das ausgezeichnete Galaxy S8+. Die Qualität des S8+ ist einfach so groß, dass es schwer fällt, eine Rechtfertigung für das teurere Note 8 zu finden. Denn das S8+ ist günstiger, liegt besser in der Hand und hat einen größeren Akku.

Das Unikum des Note 8 ist der S Pen. Wer leidenschaftlich gerne mit einem Stift am Smartphone kritzelt, wird vom Note 8 begeistert sein. Die Dualkamera ist ein brauchbares Feature, aber verbesserungswürdig. Außerdem ist die Chance hoch, dass dieses Feature nächstes Jahr im S9 und S9+ zu finden sein wird.

Technische Daten

  • 6,3 Zoll Super-Amoled-Display mit 1440 x 2960 Pixel (18,5:9)
  • Hauptkameras: 12 MP Weitwinkel (Dualpixel Fokus, f1.7) und 12 MP 2-fach-Zoom (Autofokus, f2.4)
  • Frontkamera: 8 Megapixel (f1.7)
  • Akku: 3.300mAh, Wireless Charging
  • Prozessor: Octa core (2.3 GHz Quad + 1.7 GHz Quad), 64bit, 10nm
  • Speicher: 6 GB RAM, 64 GB intern, erweiterbar mit MicroSD auf 256 GB
  • Betriebssystem: Android 7.1.1
  • S Pen: Stift mit 4096 Druckstufen
  • Sonstiges: LTE+, wasserfest nach IP68, AKG-Kopfhörer im Lieferumfang enthalten
  • Maße: 162,5 x 74,8 x 8,6 mm, 195 Gramm
  • Preis: 999 Euro

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