Offiziell möchte Facebook mit seinen Geräten – Lautsprecher mit Bildschirmen und Kameras – Videotelefonie und Virtual Reality in die Haushalte bringen, um Menschen auch über große Distanzen einander näher zu bringen. Dass die Lautsprecher dabei eigenständig Personen in ihrem Blickfeld verfolgen, auf deren Gesichter zoomen und sogar deren Stimmen verstärken können, sobald sie sprechen, rief allerdings sofort Kritiker auf den Plan.
Auch Facebooks smarte Lautsprecher sammeln vereinzelt Daten
Ido Kolovaty, Professor des Rechtsinstituts an der Universität Tulsa, twitterte laut New York Post dazu: „Und Facebook so…schaut euch dieses coole, neue Gadget an, das euch belauscht und gruselige Dinge mit den Informationen tut, die es sammelt.“
Auch andere Twitter-Nutzer schätzten die Lautsprecher wenig: „Ja, bitte zeichnet auf und analysiert die Art, in der ich mich bewege, wie ich esse, was ich mir anhöre, wie viele Gäste mich besuchen und wie viele von ihnen Facebook-Freunde sind.“
Tatsächlich werden Daten darüber erhoben, welche Sprachbefehle die Geräte von Usern entgegennehmen, allerdings ist dies auch bei anderen smarten Lautsprechern wie dem Google Home oder Amazon Echo bekannt. Es soll dazu die Möglichkeit geben, die Kamera mit einer Blende abzudecken und das Mikrofon per Knopf auszustellen.
Facebook gesteht Spionage-Potenzial der Lautsprecher
Facebook selbst betonte anfänglich, dass die smarten Lautsprecher „nicht zuhören, zusehen oder Inhalte der damit getätigten Videoanrufe aufzeichnen“. Man fügte hinzu, es würde keine Gesichtserkennung zum Einsatz kommen und Nutzer würden auch nicht von den Geräten identifiziert werden. Aufgezeichnete Sprachprotokolle ließen sich einfach bei Bedarf löschen. Zudem würden keine der aufgezeichneten Daten für Werbezwecke auf Facebook genutzt.
Jetzt allerdings scheint man sich nicht länger verstecken zu können. Nur eine Woche später gab Facebook nun zu, dass die Geräte doch vollständig in der Lage seien, Daten über ihre Nutzer zu sammeln und diese für gezielte Werbung zu nutzen.
Genauer hieß es dazu: „Portal Voice calling basiert auf der gleichen Infrastruktur wie der Messenger. Tätigen Sie also einen Anruf über Portal, werden die gleichen Daten gesammelt (zum Beispiel Länge und Häufigkeit von Anrufen), die auch über Geräte mit dem Messenger gesammelt werden. Wir könnten diese Informationen für die Werbeanzeigen nutzen, die wir Ihnen auf unseren Plattformen zeigen. Andere allgemeine Nutzerdaten, wie die aggregierte Nutzung von Apps, könnten auch Teil der Informationen werden, die wir in Werbemaßnahmen einfließen lassen.“
Kein Vertrauen gegenüber Facebook
Im Angesicht der Datenskandale rund um Facebook und Cambridge Analytica erscheinen die Geräte von Facebook also nicht unberechtigt fragwürdiger als ihre Wettbewerber. Auch der jüngste Hack von 50 Millionen Facebook-Konten dürfte den Vertrauensverlust gegenüber Facebook weiter beflügeln. Dass Skeptiker Facebooks Aussagen zur Datensicherheit kaum Glauben schenken und von Beginn an besonders harsche Kritik an der Hardware des sozialen Netzwerkes geübt, war also keineswegs verwunderlich.
Man sollte immer bedenken, dass es sich bei Facebook um einen Datenkonzern handelt. Das Unternehmen macht Unmengen an Geld damit, Nutzerdaten von Milliarden an Usern zu sammeln und damit gezielte Werbeanzeigen auszuspielen.