Viele lernen von klein auf, dass es hilft, eine Verletzung mit einem Coolpack zu kühlen. Zugegeben, das Gefühl ist sehr angenehm, besonders, wenn es sich um eine Verbrennung handelt. Jetzt kommt das große Aber: Für die Wundheilung hilft das gar nichts. Wir erklären dir, warum du deine Wunde ab jetzt besser nicht mehr mit einem Kühlpack vereisen solltest.
Wunde da, Kühlpack drauf? Das dachtest du vielleicht
Es ist ein Verhalten, dass sich ziemlich hartnäckig in unsere Köpfe eingebrannt zu haben scheint: Wunden kühlen mit Kühlpacks. Leider rät die Forschung seit einiger Zeit genau davon ab. Sogar so sehr, dass der Mann, der die Vereisung als Praxis popularisiert hat, jetzt vor ihren Schäden warnt.
Eis ist eine ziemlich alte Substanz, klar, schließlich auch unsere Erde zum Teil daraus. Dann dachte sich jemand, dass es mehr können müsste als Drinks zu kühlen: Dr. Gabe Mirkin. Er veröffentlichte 1987 sein Buch „The Sports Medicine Book“, das die Grundlage für die RICE-Methode legte:
- Rest (Ruhe)
- Ice (Eis)
- Compression (Kompression)
- Elevation (Hochlagern)
Das Buch wurde prompt zu einem Bestseller und die RICE-Methode zum Standard in der Ersten Hilfe, besonders bei Muskelverletzungen. Eis erlebte einen wahren Siegeszug, heute kann man Kühlpacks quasi überall kaufen.
Solche Art der Kühlung hat auch ihr Gutes: Sie wirkt entzündungshemmend. Sie lenkt den Blutfluss von verletzten Muskeln ab und leitet ihn zurück zu den lebenswichtigen Organen. Das minimiert Schwellungen, betäubt den Bereich der Wunde und reduziert Schmerzen zumindest vorübergehend.
Kühlpacks für die Wundheilung: Das lass lieber bleiben
Allerdings ist es ein Trugschluss anzunehmen, dass Kühlen mit Eis die Regeneration beschleunigt. Das sieht mittlerweile sogar Dr. Mirkin selbst, der Ursprung des ganzen Mythos, ein. In einem Blogpost zog er das „I“ in seiner RICE-Methode offiziell zurück.
Er argumentiert, dass die Forschung seine Annahme, dass Eis die Wundheilung beschleunigt, niemals vollständig bestätigt hat. Es reduziere zwar Schwellungen, aber das tue das Hochlagern genauso. Mehr noch: Eis könnte sogar verhindern (!), dass Wunden auf lange Sicht heilen. In einer Studie von 2013 beispielsweise hat Eis die Genesung einer Ellenbogenverletzung verlangsamt.
Wer sich jetzt Sorgen um Schwellungen mache, sollte bedenken, dass sie er natürlichen Wundheilung dienen, so Mirkin. „Alles, was die Reaktionen deines Immunsystems hemmt, wird auch die Muskelheilung verzögern“, so der Mediziner.
Die neue RICE-Methode: REC
Mirkin empfiehlt nun eine modifizierte RICE-Methode, die nur noch aus:
- Rest (Ruhe)
- Elevation (Hochlagern)
- Compression (Kompression)
besteht. Möglicherweise die REC-Methode? Einen offiziellen Namen gibt es (noch) nicht.
Andere Forscher jedoch zeigen keine solche Anti-Haltung zum Thema Vereisung. Ein Allheilmittel sei Eis zwar nicht, aber es habe eine gründlichere Untersuchung verdient. Denn das Interessante: Trotz des Mythos, dass Coolpacks Wunden schneller heilen, ist der Wissensstand dazu lückenhaft. Die oben angeführte Studie arbeitet mit einer Stichprobe von 11 (Teilnehmern).
Das hat aber auch einen einfachen Grund: Mit Eis können keine Blindstudien durchgeführt werden, schließlich wüssten die Teilnehmer sofort, was mit ihnen passiert, wenn sie mit Eis behandelt werden. Ein ungewollter Placebo-Effekt könnte die Folge sein.
Oder doch METH?
Deshalb ist es unter Umständen möglich, dass Eis doch Kräfte hat, um Wunden zu heilen. Bis dahin gilt jedoch: Weg mit dem Kühlpack. Vielleicht hilft dir ja diese Alternative von Physiologe John Paul Cantazaro: METH.
- Movement (Bewegung)
- Elevation (Hochlagern)
- Traction (Zug, zum Beispiel mit einem großen Gummiband)
- Heat (Hitze)
Übrigens: Herztransplantationen könnten diese Erfindung überflüssig machen. Mittlerweile können Krebszellen Selbstmord begehen. Mehr spannende Themen findest du auf unseren Themenseiten #Medizin und #Gesundheit. Und jetzt: Kühlpack weg, Wunde heilen lassen.