Der Umweltbonus der Bundesregierung steht bereits seit geraumer Zeit in der Kritik. Die Förderung sollte ursprünglich dem Verkauf von Elektroautos zugute kommen und auf diese Weise die Verkehrswende beschleunigen. Aufgrund einiger Hintertüren wurden aber auch Plug-in-Hybride gefördert, die zwar ähnlich wie E-Autos behandelt werden, in ihrer CO2-Bilanz aber eher den Verbrennern nahe kommen.
Umweltregelung: Nabu kritisiert Förderung von Plug-in-Hybriden
Mit einer Änderung in den Regelungen des Umweltbonus‘ will das Bundeswirtschaftsministerium ebendieses Problem beheben. So sollen im Rahmen der Förderung nicht länger sowohl das theoretische CO2-Kriterium als auch die Reichweite der Batterie beziehungsweise des Elektromotors berücksichtigt werden, sondern lediglich letzteres. Plug-in-Hybride müssen demnach rund 40 Kilometer rein elektrisch fahren können, um von dem Bonus zu profitieren. In Kraft treten soll die neue Vorgabe am 1. Oktober 2022. Zwei Jahre später soll das Reichweitenkriterium auf 80 Kilometer angehoben werden
Dem umstrittenen Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ist das aber längst nicht genug. „Dass diese Technologie weiter steuerlich gefördert werden soll, ohne dass ein Nachweis über eine tatsächliche elektrische Fahrleistung und damit auch CO2-Minderung erfolgt, ist inakzeptabel“, zitiert der Stern den Nabu-Vertreter Daniel Rieger. Die Förderung von Plug-in-Hybriden sei „höchst problematisch“.
Man verfolge damit lediglich das Ziel, „der Autoindustrie beim Absatz fragwürdiger Modelle unter die Arme zu greifen“. Die Hersteller wären, so Rieger, gut beraten, „sich voll und ganz auf die Entwicklung reiner Elektroantriebe zu konzentrieren, statt sich über verschärfte Vorgaben zu beklagen“.
Automobilindustrie rechnet mit Ausbremsung
Während der Nabu den Umweltbonus, der auch Steuerzahler:innen belastet, für Plug-in-Hybride generell in Frage stellt, kritisiert der Verband der Automobilindustrie (VDA) lediglich die neugeschaffenen Einschränkungen. Zwar begrüße der Verband die Verlängerung des Programms, aber „der geplante Wegfall des CO2-Kriteriums wird den Hochlauf der Elektromobilität kurzfristig bis mittelfristig ausbremsen“, sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
Eine Vielzahl bisher förderfähiger Plug-In-Hybride werde für Kunden weniger attraktiv. „Diese entscheiden sich dann möglicherweise für ein Fahrzeug mit klassischem Antrieb, und das kann politisch nicht gewollt sein“, so Müller. So sei es zwar möglich, die Mindestreichweite der Batterien mittelfristig auf 80 Kilometer zu steigern, doch benötige die Industrie Planungssicherheit. Daher fordere der VDA, „es hier bei der Frist von Anfang 2025 zu belassen“.
Quelle: Stern