Die Umstellung auf Elektroautos ist zweifellos ein entscheidender Faktor im Kampf gegen den Klimawandel. Allerdings gibt es noch einige Hürden zu überwinden, damit Stromer in jeder Hinsicht nachhaltig werden. Ein bedeutendes Hindernis ist die teure und schwierige Reparatur beschädigter Akkus. Dieses Problem führt dazu, dass Elektrofahrzeuge mit niedriger Laufleistung, die ansonsten noch funktionsfähig sind, verschrottet werden müssen. Infolgedessen hat sich eine unerwartete Nachhaltigkeitslücke in der vermeintlichen Kreislaufwirtschaft ergeben.
Schnelle Abschreibungen für Elektroautos
Die Akkus können bis zu 50 Prozent des Preises eines E-Autos ausmachen. Dadurch ist es wirtschaftlich nicht sinnvoll, sie im Schadensfall zu ersetzen. Obwohl einige Autohersteller Fortschritte bei der Verbesserung der Reparaturfähigkeit gemacht haben, haben andere die Reparatur von Akkus erschwert. Tesla zum Beispiel hat der Nachrichtenagentur Reuters zufolge ein Model Y mit einem neuen strukturellen Batteriepaket auf den Markt gebracht, das als „null reparabel“ beschrieben wird.
„Ein Tesla-Strukturbatteriepaket kommt direkt in die Müllpresse“, erklärt Sandy Munro, Leiterin des in Michigan ansässigen Unternehmens Munro & Associates, das Fahrzeuge zerlegt und Automobilhersteller berät, wie man sie verbessern kann.
Dies habe zur Folge, dass Versicherungsgesellschaften zunehmend E-Fahrzeuge mit geringer Laufleistung und relativ geringen Schäden abschreiben. Das wiederum führe zu steigenden Prämien für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Dieser Trend habe außerdem zu einem Überschuss an ausrangierten E-Fahrzeugen auf Schrottplätzen geführt.
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CO2-Bilanz gerät ins Wanken
Bei der Produktion von Elektroautos wird weitaus mehr CO2 ausgestoßen als bei Modellen, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Das bedeutet, dass Elektroautos Tausende von Kilometern gefahren werden müssen, bevor sie diese zusätzlichen Emissionen ausgleichen. Wenn E-Fahrzeuge vorzeitig verschrottet werden, geht dieser Vorteil vollständig verloren.
„Die Zahl der Fälle wird steigen, daher ist der Umgang mit Batterien ein entscheidender Punkt“, zitiert Reuters etwa Christoph Lauterwasser. Er ist Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik, einem Forschungsinstitut der Allianz. „Wenn man das Fahrzeug in einem frühen Stadium wegwirft, hat man so gut wie alle Vorteile in Bezug auf die CO2-Emissionen verloren.“
Da die Verkaufszahlen weiter steigen, werde auch die Zahl der abgeschriebenen E-Fahrzeuge mit geringer Laufleistung zunehmen. Daher müssten die Autohersteller unbedingt leichter zu reparierende Akkupacks entwickeln und Dritten Zugang zu den Daten der Batteriezellen gewähren. Ohne diese Änderungen werde die Nachhaltigkeit der Kreislaufwirtschaft schwer zu erreichen sein.
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„Nicht sehr nachhaltig“
Darüber hinaus würden sich Versicherer, Leasingunternehmen und Werkstätten mit den Autoherstellern um den Zugang zu den Daten vernetzter Elektroautos streiten. In Europa sei dieser Streit so weit eskaliert, dass die Regulierungsbehörden aufmerksam geworden seien.
Die Allianz sei in der Vergangenheit bereits mit leicht zerkratzten Akku-Paketen konfrontiert gewesen, deren Innereien, die Batteriezellen, wahrscheinlich unbeschädigt waren. Ohne die dringend erforderlichen Diagnosedaten müsse der Versicherer die betroffenen Fahrzeuge aber dennoch abschreiben.
„Wir kaufen Elektroautos aus Gründen der Nachhaltigkeit“, sagt auch Matthew Avery, Forschungsdirektor beim Automobil-Risikoforschungsunternehmen Thatcham Research. „Aber ein Elektroauto ist nicht sehr nachhaltig, wenn man die Batterie nach einer kleinen Kollision wegwerfen muss.“
Quelle: Reuters
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