Wenn du ganz genau in den Nachthimmel schaust, kannst du manchmal einen kleinen leuchtenden Punkt zwischen den Sternen wandern sehen. Er funkelt nicht wie ein Stern und bewegt sich schneller als ein Flugzeug. Die Sichtung solcher Objekte am Nachthimmel ist fast schon eine Alltäglichkeit. Aber wie viele Satelliten umkreisen eigentlich die Erde?
Anzahl der Satelliten wächst exponentiell
Am 4. Oktober 1957 brach unter den Einwohner der USA Panik aus. Den Russen war es gelungen einen künstlichen Trabanten ins All zu schießen. Dieser sendete nun ununterbrochen ein monotones Piepen an die Erde. Der erste Satellit schoss um die Erdumlaufbahn und löste das Wettrennen ins All aus. Im Vergleich dazu wirkt es heute fast unvorstellbar, wie viele Satelliten die Erde umkreisen.
Doch zum Anfang: Der Sputnik ist nicht lange der einzige künstliche Himmelskörper. Im Verlauf der folgenden dreißig Jahre schicken Amerikaner und Russen immer neue Satelliten ins All. Von Spionage-Satelliten, über Wettersatelliten bis hin zu Teleskopen und Raumstationen kreist eine immer größere Anzahl von ihnen durch den erdnahen Orbit.
Durch die kommerzialisierte Raumfahrt und dem Aufstieg des Internets reißt dieser Trend keinesfalls ab, sondern schafft immer neue Typen von Satelliten.
Wie viele Satelliten umkreisen die Erde?
Wie der Physiker Supriya Chakrabarti in einem Beitrag für Big Think schreibt, könne nicht genau festgestellt werden, wie viele Satelliten eigentlich die Erde umkreisen. Bis in die frühen 2010er Jahre seien es dennoch zwischen 60 und 100 jährlich gewesen.
Immer mehr Wissenschafter:Innen warnen vor den Folgen weiterer Flugobjekte, die mit Zehntausenden Stundenkilometern durch den Orbit rasen. Derzeit steigt die Anzahl der Satelliten sogar exponentiell an, nicht zuletzt durch die Pläne kommerzieller Raumfahrunternehmen wie zum Beispiel SpaceX.
So will das Unternehmen von Gründer Elon Musk insgesamt knapp 42.000 Satelliten ins All schießen, um ein flächendeckendes Internet über den gesamten Globus zu spannen. Bereits jetzt sorgen sich Astronomen über die dadurch entstehende Lichtverschmutzung, die eine freie Beobachtung des Sternenhimmeln beeinträchtigen könne.
Warum ausgerechnet jetzt immer mehr Satelliten die Erde umkreisen, hat vor allem zwei technische Gründe:
- Die Mittel und Wege Satelliten in den Orbit zu transportieren, haben sich enorm verbessert. SpaceX Cargo Dragon-Modul kann zum Beispiel eine höhere Anzahl an Satelliten ins All befördern, wofür in früheren Zeiten pro Satellit jeweils eine Rakete notwendig war.
- Und dieser Transport ist sehr viel günstiger geworden. Viele Satelliten, die heute die Erde umkreisen, sind quadratisch, klein und wiegen kaum mehr als 600 Kilogramm
Umkreisen zu viele die Erde?
Allein 2020 wurden durch 114 Raketenstarts 1.300 Satelliten in den Weltraum befördert. Bis zum September 2021 platzierten Unternehmen wie SpaceX bereits 1.400 neue Satelliten, Tendenz steigend. Bereits jetzt sind jedoch 2.600 Satelliten gelistet, die durch Kollisionen mit Kleinsteilen oder mit anderen Satelliten defekt oder kaputt sind.
Noch im Oktober diesen Jahrs will SpaceX weitere Starlink-Satelliten im Orbit platzieren, wodurch sich die Anzahl an künstlichen Himmelskörpern nochmals erhöht. Zusammen haben SpaceX und der Kommunikationsdienstleister OneWeb bereits 1.000 sogenannte Smallsats entsendet.
Mit diesem exponentiellen Anstieg an Hochtechnologie im Weltall, wachsen auch die Probleme. Wie der Physiker Chakrabarti schreibt, hätten Astronomen einen Tag nach dem Start von 60 SpaceX-Satelliten bereits erste Anomalien am Nachthimmel bemerkt. Die schiere Anzahl der Satelliten blockiert den freien Blick ins Universum.
Wenn aus Satelliten Projektile werden
Und noch ein Fakt macht den Astronomen zu schaffen. Durch Zusammenstöße im All, schweben neben der Anzahl an kaputten Satelliten auch deren abgebrochenen Teile im All herum. Gefährlich wie Projektile können diese teils nur einen Zentimeter großen Bruchstücke mit über 30.000 Stundenkilometern Geschwindigkeit verheerenden Schaden anrichten.
Eine steigende Kollisionsgefahr könnte eine Kettenreaktion auslösen, denn mehr Einzelteile bedeuten auch mehr Objekte auf unkontrollierten Bahnen in unserem Orbit. Das kann den Verlust weiterer Satelliten nach sich ziehen. Wie viele Satelliten eigentlich um die Erde kreisen, lässt auch auf die Frage schließen, wie viele dazugehörige Einzelteile mitfliegen.
Um einen Zugang zum Weltall nachhaltig offen zu halten, braucht es mehr als eine hohe Anzahl internetfähiger Satelliten. Die Kommerzialisierung des Orbits muss demnach sehr viel nachhaltiger gestaltet werden, bevor aus dem Kommunikationsinstrument ein gigantischer schwebender Schrottberg wird.
Derzeit haben 105 Länder mindestens einen Satelliten, der die Erde umkreist. Auf die Frage, wie viele es nun insgesamt sind, kannst du die Zahl vom 16. September 2021 nehmen: 7.941.
Quellen: Big Think, YouTube/ Kurzgesagt, eigene Recherche
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