Die moderne Gentechnik bietet Forschern ungeahnte, neue Möglichkeiten. So wurde 2018 die DNA menschlicher Babys manipuliert. Und seit Jahren werden an Frankenstein erinnernde Experimente angekündigt, ausgestorbene Tierarten ins Hier und Jetzt zurückzuholen. Es ist ein Trend, der erst an seinem Anfang steht. Deshalb stellen wir dir die untergegangenen Tierarten vor, über deren Wiederbelebung am meisten diskutiert wird. Aktuell steht die Wandertaube hoch im Kurs.
Taube gegen Waldbrände
Das Magazin Technology Review berichtet in seiner Januarausgabe Näheres von dem Projekt Wiederbelebung der Wandertaube. Die seit 1914 als ausgerottet geltende Taubenart half zu ihren Lebzeiten dabei, brandgefährdete Wälder zu pflegen. Da vor allem die USA unter Waldbränden leiden, haben sich US-Forscher ihrer Reinkarnation angenommen.
Sie stelle einen „unschätzbaren ökologischen Wert“ dar, sagte Ben Novak, Biologe bei der gemeinnützigen, spendenfinanzierten Organisation Revive & Restore. Er fand genügend ausgestopfte Exemplare in Museen und konservierte sie. Aus ihrer Haut entnahm er bruchstückhafte DNA-Stränge. 2015 gelang es ihnen den genetischen Code der Wandertaube zu entschlüsseln.
Die Herausforderung besteht darin, diesen zu reproduzieren. Knapp eine Million Buchstaben müssten dafür künstlich hergestellt werden, der Rekord liegt bei 770.000 Buchstaben. Deshalb verwenden die Forscher die CRISPR-Genschere, mit der einzelne Abschnitte aus einer normalen Taube herausgeschnitten und durch Erbgutmaterial einer ausgestopften Wandertaube ersetzt werden.
Auf diese Weise konnten 2018 chinesische Forscher angeblich genetisch optimierte Babys erschaffen und so soll auch Malaria bekämpft werden. Der CRISPR-Methode folgt auch die Forschergruppe, die das Mammut wiederbeleben will.
Noch kein Mammut-Klon
Seit 2008 die Genomsequenz von Mammuts entschlüsselt worden ist, machen sich Wissenschaftler Hoffnungen die elefantenähnlichen Tiere wieder ins Leben zurückzuholen.
Eine Idee, die offensichtlich nicht nur George Church begeisterte, Genetik-Professor an der Harvard University. Eines seiner Forschungsprojekte beschäftigt sich mit den vor Jahrtausenden ausgestorbenen Mammuts. Als er 2015 mit dem Silicon Valley-Milliardär Peter Thiel in Kontakt trat, spendete Letzterer rund 100.000 US-Dollar für das ungewöhnliches Projekt der Mammut-Wiederbelebung.
Die Ergebnisse bisher sind überschaubar. Von einem lebendigen Mammut-Klon ist man noch weit entfernt – einer Maus konnte man aber immerhin Mammut-Fell wachsen lassen, indem man ihr modifizierte Elefantenzellen implantierte. Zumal es fraglich ist, ob es die Genetik überhaupt in absehbarer Zeit schaffen wird, einen so großen und komplexen Organismus wie den eines Mammuts im Reagenzglas zu erschaffen.
Mehr Chancen für andere Ausgestorbene
Da werden der Wandertaube und anderen ausgestorbenen Tieren schon weit bessere Chancen auf eine Reinkarnation eingeräumt.
Erst die Taube, dann der Mammut-Film
Während Forscher der Wiederbelebung der Wandertaube einen großen Schritt näher sind, gibt es Hoffnung für Mammut-Fans: Sie können zwar so schnell nicht mit einem Klon ihres Lieblings rechnen, ihn aber im Kino bewundern. Denn ein exzentrischer Milliardär, der das Projekt eines angesehenen Forschers finanziert, um ein legendäres, ausgestorbenes Tier zum Leben zu erwecken, hat schon filmisches Potenzial.
Im August 2016 kaufte Fox die Filmrechte für das neue Buch des amerikanischen Bestseller-Autors Ben Mezrich mit dem etwas sperrigen Titel „Woolly: The True Story of the Quest to Revive One of History’s Most Iconic Extinct Creatures“. Filmadaptionen von Mezrichs Büchern haben sich bewährt: „Bringing Down the House“ über eine Gruppe von MIT-Studenten, die durch Kartenzählen enorme Gewinne mit Black Jack machten, wurde 2008 als „21“ verfilmt, „The Social Network“, basierend auf Mezrichs „The Accidential Billionaires“ gewann 2011 sogar mehrere Oscars.
Die kuriose Krönung des Ganzen: Das Budget des Mammut-Films ist mit 80 Millionen US-Dollar rund 800 mal so hoch wie das des Forschungsprojekts.
Die „Auferstehung der Ausgestopften“, wie Technology Review das Phänomen nannte, hat also noch einiges in petto, auf das wir uns freuen können.