Eine neue wissenschaftliche Publikation im International Journal of Astrobiology des Astrophysikers Daniel Whitmire sorgt für Aufsehen, wie Forbes berichtet. Fremde Lebensformen sollen laut „Implication of our technological species being first and early“ in ihrer technischen Entwicklung dem Menschen nicht mehr als 200 Jahre voraus sein und somit praktisch auf derselben Entwicklungsstufe stehen.
Theorie basiert auf der menschlichen Entwicklung
Das Fundament von Whitmires Publikation und seinen Überlegungen zu dem Thema ist das kopernikanische Prinzip. Dieses sagt aus, dass Entstehungssituation, Lage und Stellung des Menschen im Universum nicht besonders, sondern typisch seien. Das Gebot, dass man in der Abwesenheit von gegenteiligen Beweisen davon ausgehen müsse, dass der Mensch ein durchschnittlicher Vertreter einer gewählten Klasse sei, begründet Whitmire mit dem einzig verfügbaren Beispiel: unserer Zivilisation.
In Ermangelung anderer Beweise sei dieses Prinzip der beste Leitfaden, so der Autor. Unsere Zivilisation in ihrer jetzigen Form stelle demnach wohl das Mittelmaß aller Zivilisationen dar. Daraus ergeben sich einige Annahmen für außerirdisches Leben. Die Erkenntnis einer Zivilisation, dass sie technologisch-jung ist, diktiert, dass die meisten anderen Zivilisationen auch jung sein müssen, weil sonst das kopernikanische Prinzip verletzt wäre.
„Der Mensch ist die erst technologisch entwickelte Spezies“
Der Autor betont, dass unsere Spezies „sich nicht nur schnell entwickelt hat, sondern auch die erste technologische Spezies auf der Erde ist“. Demnach seien andere Spezies höchstwahrscheinlich ebenfalls die ersten zur Technik fähigen Lebensformen auf ihren Planeten und in etwa gleich weit in ihrer technischen Entwicklung.
Extraterrestrische Lebensformen, die hingegen mehrere Millionen Jahren alt und in ihrer technischen Entwicklung entsprechend fortgeschrittener seien, sind nach diesem Prinzip extrem untypisch. Unmöglich seien sie aber nicht, sondern lediglich außerordentlich selten. Der Grund dafür liege darin, dass die Obergrenze für jede Zivilisation mit der Langlebigkeit ihrer planetarischen Biosphäre verbunden sei, sagt Whitmire.
Kritik
Der große Kritikpunkt an dieser Art der Schlussfolgerung besteht darin, dass von einem Ausgangszustand auf alle anderen wahrscheinlichen Möglichkeiten geschlossen wird. Der Forbes-Autor Bruce Dorminey vergleicht die Argumentation des Physikers mit der eines Beduinen, der davon ausgeht, dass die gesamte Erde mit Wüste bedeckt sei, weil er bis dahin keine andere Landschaftsform kennengelernt hat.