Die Forscher der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) in Canberra, Australien, arbeiten schon länger daran, die einzigartige Biochemie des Schnabeltieres zu entschlüsseln. Nun ist ihnen dabei ein weiterer wichtiger Schritt gelungen, der sich sogar für den Menschen als lebensrettend erweisen könnte.
Einzigartiges Protein in der Milch entdeckt
Dass die Milch, die Schnabeltier-Weibchen produzieren, antimikrobiellen Schutz an die Schnabeltier-Jungen überträgt, war bereits bekannt. Nun haben die Forscher herausgefunden, dass es ein besonderes und einzigartiges Protein ist, das für diese antimikrobielle Wirkung zuständig zu sein scheint.
Mithilfe einer Protein-Krystallisations-Technik wurde das besagte Protein im Labor nachgebildet und seine Molekularsturktur in einer 3D-Ansicht dargestellt. Es erhielt aufgrund seiner gekringelten Struktur den Namen „Shirley-Temple“, nach den Korkenzieherlocken des gleichnamigen Kinderstars.
Schutz der Jungen durch das Protein
Das Protein könnte sich wegen der besonderen Weise in der Schnabeltier-Milch entwickelt haben, in der die Schnabeltier-Mütter ihre Jungen mit der Milch füttern. Die Weibchen der Kloakentierart, zu der die Schabeltiere zählen, verfügen nämlich nicht wie andere Säugetiere über Zitzen, sondern die Milch wird durch spezielle Drüsen im Brustbereich abgesondert, dem sogenannten Milchfeld. Die Jungen lecken die Milch dann quasi aus dem Fell der Mutter.
Da die Milch sehr nahrhaft ist, versuchen auch andere Lebewesen, wie eben Bakterien, an sie heranzukommen. Um ihre Jungen vor solchen Bakterien zu schützen, so vermuten die Forscher nun, habe sich das besagte antimikrobielle Protein in der Milch gebildet.
Protein zur Herstellung von Antibiotika nutzen?
Da es gelungen ist, das Protein nachzubilden, so die Forscher, könne es in Zukunft vermutlich in Antibiotika verwendet werden. Das wäre ein notwendiger Schritt für die Menschheit, da in den letzten Jahren eine Zunahme an gegen Antibiotika resistenten Bakterien verzeichnet wurde, die für den Menschen in der Folge lebensgefährlich sind.
Übrigens ist es nicht das erste Mal, dass das Schnabeltier zum Retter des Menschen wird. Die Männchen dieser ungewöhnlichen Tierart produzieren ein Gift, das sie vermutlich beim Kampf um ein Weibchen einsetzen. Im Jahr 2016 fand man heraus, dass dieses Gift zur Herstellung von Diabetes-Medikamenten geeignet ist.
Ob die Schnabeltier-Milch nun wirklich einen Durchbruch im Kampf gegen multiresistente Bakterien liefert, wird sich zeigen.