Mit Hilfe einer Studie wollten Wissenschaftler aus Australien und Deutschland herausfinden, ob eine KI dazu in der Lage wäre, Persönlichkeitsaspekte eines Menschen anhand seiner Augenbewegungen im Alltag zu bestimmen.
Dafür wählte man 50 studentische Probanden und stattete sie mit einer Eye-Tracking-Brille aus. Im Anschluss an die entsprechende Kalibrierung schickte man die Studenten mit der Aufgabe, sich ein Produkt ihrer Wahl in einem Shop ihrer Wahl zu kaufen, über den Campus – für jeden von ihnen plante man dabei circa zehn Minuten ein.
Abgleich mit einem Persönlichkeitstest
Während die Studenten sich auf dem Gelände bewegten, wurden ihre Augenbewegungen mit Hilfe der Brille aufgezeichnet und anschließend analysiert. Dabei interpretierte das KI-System Informationen unter anderem über die Blinzelrate und -dauer sowie die Verweildauer der Blicke auf bestimmten Objekten. „Augenbewegungen sind ein Fenster zu unserem Verstand und eine reiche Informationsquelle bezüglich dessen, wer wir sind, wie wir uns fühlen und was wir tun“, heißt es in der Studie.
Abgeglichen wurden die erhaltenen Daten mit den Ergebnissen eines Persönlichkeitstests, den die Probanden zu Beginn der Studie ablegen mussten. Gewählt wurde hierfür das NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (NEO-FFI) nach Costa und McCrae. Es testet die sogenannten „Big Five“ der Persönlichkeitseigenschaften: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit.
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KIs lesen dich wie ein Buch
Die Ergebnisse der Studie, erstmals veröffentlicht im Fachblatt frontiers in Human Neuroscience, legen nahe, dass die KI Vermutungen abgab, die mit den getesteten Eigenschaften der Probanden korrelierten. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass das entwickelte System tatsächlich dazu in der Lage war, die Persönlichkeit der Testperson anhand ihrer Augen abzulesen. Dieser Fakt ist allerdings nicht ausschließlich für die Verhaltensforschung von großer Relevanz.
Auch in der Krankenpflege oder der Entwicklungshilfe wäre der Einsatz solcher Systeme denkbar. Neben den Persönlichkeitseigenschaften könnte man mit Hilfe eines weitergesponnenen System möglicherweise die Gefühlslage eines Menschen interpretieren. Auf der anderen Seite ließe sich eine Methode wie diese jedoch ebenso für Zwecke der Überwachung instrumentalisieren. Mit Informationen über Persönlichkeit und Gefühlswelt könnten Regierungen – aber auch werbende Konzerne – mehr anfangen, als es uns vielleicht lieb sein mag.