Maschinen können immer mehr. Sie können Krankheiten eher als menschliche Ärzte erkennen. Sie helfen gegen Liebeskummer. Kurzum: Sie sind extrem lernfähig und werden zunehmend intelligenter. Nun scheint es, als käme die unsere drohende Existenzauslöschung schneller als gedacht.
Jedenfalls, wenn man Toby Walsh glaubt. Der Professor der University of New South Wales in Sydney sagte jüngst beim Festival of Dangerous Ideas, er glaube, Künstliche Intelligenz (KI) werde menschliche Eigenschaften wie Kreativität, emotionale Intelligenz und Anpassungsfähigkeit entwickeln – in weniger als 50 Jahren. Mehr noch: Roboter werden seiner Meinung nach bereits im Jahr 2062 so klug wie die Menschen sein, die sie schufen.
Keine bösartigen Maschinen
Es bestehe jedoch kein Grund zur Sorge, so Walsh. „Wir sind ziemlich irregeführt worden von der Idee, dass Roboter die Kontrolle übernehmen könnten“, sagte er gegenüber dem Magazin Time Out. „Roboter haben keine eigenen Wünsche, sie tun exakt, was wir ihnen sagen. Ich sorge mich mehr um [menschliche] Inkompetenz denn [künstlich intelligente] Böswilligkeit – dass wir die Maschinen etwas tun lassen, über dessen Auswirkungen auf unsere komplexe Welt wir nicht sorgfältig genug nachgedacht haben.“
Schließlich werde künstliche Intelligenz jeden unserer Lebensbereiche erfassen, von der Industrie bis in den Bildungsbereich. Es geht ihm also weniger um bösartige Maschinen, die außer Kontrolle geraten, als um gesellschaftliche Werte, die die Menschen im Umgang mit ihnen allzu leicht vergessen könnten.
Mehr zu künstlicher Intelligenz:
- Die Geschichte unserer Sprache und ihr Einfluss auf die KI
- Wie eine neue KI deine Persönlichkeit liest
- Künstliche Intelligenz könnte Tierversuche in der Medizin ablösen
Gesellschaft und Technologie in Symbiose
Die einzige Hoffnung, so Walsh, bestehe darin, „Technologie anzunehmen und die weltlichen Ressourcen besser und nachhaltiger zu nutzen. „Die Zukunft ist ein Produkt der Entscheidungen, die wir heute treffen. Gesellschaft formt Technologie, Technologie kann Gesellschaft formen.“ Walsh hat mit seinen Ansichten schon häufig für Aufmerksamkeit gesorgt.
futurezone traf ihn Ende September zum Interview in Wien und sprach mit ihm über seine These, Orwell habe sich in „1984“ geirrt.