Die Vorstellung ist nicht schön, aber auch als Mensch musst du dich unweigerlich damit abfinden, dass du deinen Körper nicht ganz für dich allein hast. Du teilst ihn dir mit kleinen Organismen und Bakterien. Ihr Zuhause ist dort, wo du es garantiert nicht vermutet hättest. Einige von ihnen stellen wir dir vor.
Diese Bakterien und Organismen leben auf deinem Körper
Gott sei Dank, könnte man sagen, bekommst du von dem Eigenleben, das tagtäglich auf deinem Körper stattfindet, nicht viel mit. Dafür sind die kleinen Geschöpfe, die auf dir herumturnen viel zu winzig. Dennoch ist bei ihnen einiges los. Sie liefern sich erbitterte Kämpfe und legen im Verhältnis zu ihrer Größe extrem lange Reisen zurück. Ein Streifzug durch das große, kleine Krabbeln auf dem menschlichen Körper.
Demodex-Milben auf deinem Gesicht
Sie sind die Verwandten der Läuse und gehören zur Art der Arachnoiden, also der Spinnentiere: Demodex-Milben. Hunderttausende von ihnen leben auf deinem Gesicht. Auch auf deinen Handtüchern und Kopfkissen, also allem, was mit dem Gesicht in Berührung kommt, tummeln sie sich. Schließlich leben sie von deinen toten Hautzellen und Talgöl. Auch deine Poren lieben die Viecher, denn darin legen sie ihre Eier.
Bisher wissen wir noch recht wenig über die Milbenart. Klar ist, dass sie normalerweise nicht stechen oder beißen, doch sie können ein eigenständiges Krankheitsbild auslösen, Demodex-Follikulitis. Sie äußert sich in einer rauen Hautoberfläche oder Rötungen, kann in den meisten Fällen aber gut behandelt werden. Versuch trotzdem lieber nicht, sie wegzurubbeln oder sonstwie zu eliminieren. Denn innerhalb von sechs Wochen sind die kleinen Krabbeltiere zurück.
Der Bauchnabel: Ein Biotop
Im Bauchnabel sind nicht nur Flusen zu finden, sondern auch ganz schön viele Bakterien. Ein ganzes Ökosystem bildet sich dort, von dem du rein gar nichts mitbekommst. Nachdem Wissenschaftler 2011 rund 60 Bauchnabel getestet hatten, konnten sie 2.368 Bakterien verschiedenster Arten zusammentragen, über die Hälfte davon bisher unentdeckt.
Doch es gibt auch Unterschiede. Einige Bauchnabel tragen nur um die 30 Bakterienarten in sich, andere wiederum über hundert. Jeder Bauchnabel ist also anders exotisch.
Achselgeruch kommt nicht von ungefähr
„Körpergeruch“ ist eigentlich eine Fehlbezeichnung, wenn man betrachtet, dass gar nicht der Achselschweiß der Hauptauslöser dafür ist. Es sind – oh Wunder – Bakterien, die für unangenehmen Geruch sorgen können. „Staphylococcus hominis“ heißt der Typus im Fachjargon. Diese kleinen Biester mögen es, wenn du richtig unter den Achseln schwitzt. Für sie ist die Flüssigkeit ein perfektes Dessert. Normalerweise sind sie harmlos, können aber bei Menschen mit einem schwachen Immunsystem Krankheiten auslösen.
Auch neuartige Deodorants helfen übrigens nicht gegen den Geruch, den das „Festmahl“ der Bakterien verursacht. Entweder überdecken sie ihn nur oder sie töten die Bakterien, was beides nicht so optimal ist. Schließlich haben die Keime seit Anbeginn der Menschheit eine wichtige Funktion: Sie wandeln die im Schweiß enthaltenen Abbauprodukte in sexuelle Lockstoffe um. Die ideale Basis für die Paarung. Viel mehr ist allerdings noch nicht über das Biotop Achsel bekannt. Doch Forscher arbeiten bereits an seiner intensiveren Erforschung, besonders an dem „Deo-Problem“.
Die Hornhaut: Bloß nicht anfassen?
Total unsichtbar für das menschliche Auge sind auch die Wesen, die in deinem Auge leben. Ja, wenn du es nicht magst, dir ins Auge zu fassen, wirst du es ab jetzt noch weniger gern tun. Ganze Kolonien von kleinen Kriechtieren sind auf deiner Hornhaut unterwegs.
Das wissen wir erst seit 2017, als das National Eye Institute ein kleines Bakterium von der Art Corynebacterium mastitidis auf Abstrichen von Mäuse-Augäpfeln entdeckte. Die Schlussfolgerung: Auch in unserem Auge findet sich die Bakterienart. Bisher war man davon ausgegangen, die Augen seien ein „toter Ort“. Aber keine Sorge: Die Kriecher haben keine übertragbaren Krankheiten. Sie sind sogar gut für uns, weil sie zum Beispiel feindliche Krankheitserreger abwehren. Aber wenn du schon jemanden dafür verantwortlich machen willst, dann deine Mutter. Von ihr hast du die Kleinen.
Freu‘ dich über E.coli
Von E.coli-Bakterien hast du sicher schon einmal gehört. Immer wieder machen sie Schlagzeilen, beispielsweise weil sie in einem Salat gefunden wurden. Denn die Keime in deinem Darm können praktisch überall überleben und kommen in vielen verschiedenen Varianten vor, wie Scientific American berichtet.
Sozusagen die Bad Boys sind mögliche Auslöser von Darmerkrankungen, wogegen Forscher seit Jahren anzukämpfen versuchen. Die Good Boys aber sind sehr nützlich, denn sie können etwa Vitamin K herstellen, den lebenswichtigen Vitalstoff für uns Menschen.
Der Mund: Mehr Bakterien als Menschen auf der Erde
Dein Mund ist ein weiteres Biotop für Bakterien und Organismen. Schließlich ist es dort schön warm, schön feucht, angenehm dunkel und ab und zu überraschend, je nachdem, was du isst. Dem Harvard-Professor Sigmund Socransky zufolge leben mehr Bakterien in deinem Mund als es Menschen auf der Erde gibt. Stell es dir lieber nicht zu genau vor, was da kreucht und fleucht.
Wie beim Bauchnabel gilt: Jeder Mund ist anders. Einige Experten bezeichnen das Bakterienprofil sogar als Fingerabdruck oder Signatur des jeweiligen Menschen. Er ist einzigartig, was auch äußeren Einflüssen geschuldet ist, wie Tabakkonsum, Diäten, dem kulturellen Hintergrund, Sport oder Zahnpastamarken.
Mehr Wissenschaft:
In den Nasenlöchern tobt der Kampf
Der Kampf zwischen Gut und Böse findet auch in deinem Körper statt, in deiner Nase etwa. Einer von drei Menschen ist ein Zuhause für Bakterien, die sich Staphylococcus aureus nennen. Das ist an sich nicht schlimm, wenn nicht ab und zu einige der Kriechtiere den Weg in deinen Blutkreislauf finden würden. Dann kannst du infiziert werden mit dem Monster-Krabbler namens MRSA. Der ist multiresistent, es wirken also auch keine Antibiotika gegen ihn.
2016 sind noch 210 Menschen in Deutschland an einer Infektion mit MRSA gestorben. In den vergangenen Jahren ist jedoch ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Und es gibt Hoffnung: Einige Menschen scheinen Bakterienstamm in sich zu tragen, der ihr MRSA-Risiko sechsmal verringert. Durch sie könnte es möglich sein, ein Nasenspray zu entwickeln, mit dem sich alle vor dem Erreger schützen können.
Was passiert beim Sex?
Du ahnst es sicher bereits: Beim Geschlechtsverkehr tanzen die Bakterien Mambo. Ganze Kolonien tauschen sich aus, besonders die Hautbakterien, wie die New York Times berichtete, gefolgt von jenen in den Augenlidern und jenen im Bauchnabel. Was dann passiert? Kleine Babys, könnte man sagen, ohne, dass ihr ein richtiges Baby gebähren müsst.
Bakterien: Good Boys, Bad Boys
Seien wir ehrlich: Bakterien sind da und wir leben mit ihnen. Die meiste Zeit unseres Lebens machen wir uns sowieso keine Gedanken darüber, was auf unserem Körper herumkrabbelt. Trotzdem macht es Sinn, sich das einmal vor Augen zu führen. So machst du dir bewusst, dass es gute und böse „Jungs“ gibt, mit denen du zusammenlebst, und dass das meistens total okay ist.