Weniger als 50 Menschen auf der Welt tragen täglich etwas Besonderes mit sich: ihr Blut mit Rhesusfaktor Null. Diese Blutgruppe ist äußerst selten und deshalb für Ärzte und Patienten weltweit kostbar. Wir erklären, was dahintersteckt.
Was macht „Goldenes Blut“ so besonders?
Menschen mit Rhesus Null sind selten. Die Blutgruppe wird deshalb auch „Goldenes Blut“ genannt, weil sie Patienten aller anderen Blutgruppen das Leben retten kann. Mit Blut aus goldener Farbe hat das also nichts zu tun, sondern mit den Eigenschaften des Blutes. Für ihre Träger ist es jedoch potenziell gefährlich. Im Folgenden erklären wir, was die Unterschiede ausmacht.
Welche Blutgruppen gibt es?
Wir erinnern uns kurz an den Biologieunterricht aus der Unterstufe: Es gibt vier Hauptblutgruppen: 0, A, B und AB sowie den positiven und den negativen Rhesusfaktor (also eigentlich acht Gruppen). Diese Einteilung ist allerdings stark vereinfacht, denn es gibt Millionen von Kombinationen der Bluttypen. Blut ist quasi unser innerer Fingerabdruck.
An jedem roten Blutkörperchen haften Proteine, die Antigene heißen. Davon existieren 350, die in 35 Blutgruppensysteme unterteilt sind. Eines davon ist das AB0-, ein anderes das Rhesussystem. In Letzterem sind mehr als 60 Antigene klassifiziert.
In der Praxis bedeutet das: Trifft ein rotes Blutkörperchen auf ein fremdes, das andere Antigene in sich trägt, wird eine sofortige Reaktion des Abwehrsystems hervorgerufen. Der Körper bekämpft das fremde Molekül und das Blut des Patienten verklumpt. Die schlimmste Folge: Eine Transfusion endet tödlich. Deshalb müssen im Falle einer Blutspende auch die Blutgruppe von Spender und Empfänger zusammenpassen, das wissen Ärzte nun seit etwa 100 Jahren.
Was ist das Besondere am „Goldenen Blut“?
Menschen mit „Goldenem Blut“ fehlen sämtliche dieser Antigene des Rhesussystems, deshalb ist bei ihnen die Gefahr bei einer Transfusion besonders hoch. Blutkörperchen von fremden Blutgruppen stoßen sie ab. Bräuchten sie also irgendwo im Nirgendwo dringend Blut, könnte es schwierig werden.
Lange war die Vorstellung Gang und Gäbe, eine Mensch mit Rhesus Null könne nicht überlebensfähig sein und daher bereits als Embryo sterben. 1961 wurde aber die erste Frau mit dieser Blutgruppe entdeckt, eine Ureinwohnerin aus Australien.
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Blut mit Rhesusfaktor Null zu haben ist für Menschen nicht aber nicht nur eine Einschränkung. Sie tragen auch etwas Wertvolles in sich. „Es ist universelles Blut“, sagt Thierry Peyrard, Direktor des Nationalen Referenzlabors für Immunhämatologie in Paris gegenüber dem Schweizer Verbrauchermagazin Beobachter. Deshalb trage es seinen Beinamen „Goldenes Blut“.
Wie sieht der Alltag eines Menschen mit Rhesus Null aus?
Der Beobachter hat mit einem Mann mit „Goldenem Blut“ gesprochen, Thomas B.. Er fühle sich als „ganz normaler Mann“. Warum auch nicht? Schließlich hat der spezielle Rhesusfaktor kaum gesundheitlich Auswirkungen. Viele allerdings leiden laut dem Magazin an Blutarmut, sogenannter Anämie. In ihrem gewohnten Umfeld geraten Menschen sie deshalb nicht in Gefahr. Jedoch müsse Thomas täglich einen Ausweis mit seiner Blutgruppe bei sich tragen.
„Als Kind durfte ich nicht ins Pfadilager“, sagt er. „Meine Eltern dachten, es sei zu gefährlich.“ später wurde er wegen der Besonderheit seines Blutes auch vom Militärdienst suspendiert. Außerdem meide er Reisen in Länder, die kein modernes Gesundheitssystem haben. Weil statistisch gesehen nur acht oder neun von den etwa vier Dutzend Rhesus Null-Trägern spenden würden, ginge im Notfall eine internationale Maschinerie in Gang: ein Spender müsse kontaktiert oder tiefgefrorenes „Goldenes Blut“ beschafft werden, um einem Patienten zu helfen.
Zweimal jährlich fährt Thomas deshalb für seine Spenden ins Ausland, um sich gleich einen halben Liter seines kostbaren Blutes entnehmen zu lassen. „Spenden ist nicht nur in meinem eigenen Interesse, sondern auch meine Pflicht“, berichtet er.
Welche Blutgruppe habe ich?
Willst auch du herausfinden, welche Blutgruppe du hast, kannst du zu einer örtlichen Blutspendestation oder deinem Hausarzt gehen oder du nimmst an einer Blutspendeaktion in deiner Nähe teil. Auch ein Blutgruppen-Schnelltest ist eine Möglichkeit. Die Chancen, dass auch du „Goldenes Blut“ in dir trägst, sind äußerst gering, aber nicht ausgeschlossen. Außerdem kann jede Spende Leben retten.