Ein eigenartiger Fall beschäftigt gerade Mediziner in Irland: Ein Mann kam ins Krankenhaus, weil er an chronischen Rückenschmerzen litt und sich verhoben hatte. Dann aber kam die ganze Wahrheit heraus: Über Monate hinweg spritzte er sich sein eigenes Sperma in den Arm. Angeblich, um seine Schmerzen zu behandeln.
Samen in den Arm: Das macht man nicht
In der Januar-Ausgabe des Irish Medical Journal beschreiben die Ärzte den Fall. Der 33-jährige Mann litt an chronischen Schmerzen im unteren Rücken. Er kam ins Krankenhaus, weil er ein paar Tage zuvor, einen schweren Gegenstand gehoben hatte und deshalb stärkere Leiden als zuvor verspürte. Bei der Untersuchung fiel seinem Arzt auf, dass der rechte Arm seines Patienten rot und geschwollen war.
Die Ursache war schnell geklärt, allerdings könnte sie nicht kurioser sein: Monatelange Sperma-Injektionen lösten die Schwellung aus. Der Mann hatte sich online eine Injektionsnadel gekauft, um sich damit über einen Zeitraum von anderthalb Jahren monatlich sein eigenes Spermas zu verabreichen. Die Schwellung trat seinen Angaben nach erst auf, als er sich nach seiner jüngsten Verletzung drei Dosen Samen verabreicht hatte.
Mit den Injektionen wollte er seiner eigenen Aussage zufolge seine Rückenschmerzen kurieren – ohne diese ungewöhnliche Behandlungsmethode vorab mit einem Mediziner zu klären. Den Ärzten vom Adelaide und Meath Hospital in Irland, die daraufhin den Fall dokumentierten, ist dies „der erste gemeldete Fall einer Sameninjektion als medizinische Behandlung“.
Was passierte mit dem Sperma im Arm?
Die Eigenbehandlung des Patienten hatte zu Folgendem geführt: Der Samen war in seine Blutgefäße und Muskeln eingedrungen. Eine Röntgenaufnahme zeigte die Bildung eines infektiösen Abszesses in der Hautschicht unter der Dermis und Epidermis. Dem Mann waren intravenös Antibiotika verabreicht worden, als die roten Flecken sich auf seinen gesamten Arm ausbreiteten.
Bevor die Infektion vollständig abgeklungen war, entließ sich der Patient dann selbst. Schließlich waren seine Rückenschmerzen mittlerweile weg.
Kann Sperma gegen Rückenschmerzen helfen?
Die Mediziner recherchierten, ob so ein Fall bereits vorgekommen war. Sie fanden nichts, außer einigen Experimenten aus den 1940er Jahren, in denen menschliches Sperma in Ratten, Hasen und Meerschweinchen injiziert worden war. Darauf war nichts Positives resultiert. Selbst im Internet, wo die Ärzte andere Anhänger der „Sperma-in-den-Arm-These“ zu finden hofften, wurden sie nicht fündig. Ihr Patient scheint bisher mit seiner Theorie allein zu sein.
Das heißt nicht, dass sie nicht diskutiert wird, beispielsweise hier. Studien wie diese legen immer nahe, dass der männliche Samen die Vitamine C und B12, Calcium, Zink und andere Mineralien enthält. Diese seien jedoch bei jedem verschieden verteilt. Außerdem würden sie nicht in einer derart hohen Konzentration vorkommen, dass sie irgendeinen Effekt erzeugten. Nichtsdestotrotz gibt es auch Injektionsbehandlungen, die Rückenschmerzen lindern können, wie Mediziner der John Hopkins University herausfanden.
Trotzdem sollte eine selbstständige Behandlung dieser Art ohne medizinischen Rat nicht durchgeführt werden. Selbst Gesundheits-Apps schaden dem Rücken. Andererseits könnte Sperma bald Krebs heilen. Um mehr über den Körper herauszufinden, werden auch Menschen in Scheiben geschnitten und als digitale Leichen seziert.