Das Spektakel um den Wissenschaftler, der die ersten genmanipulierten Babys erschaffen haben soll, ist noch nicht vorbei: Jetzt werfen ihm die Behörden vor, Gesetze willentlich gebrochen zu haben, um sich selbst zu bereichern.
Gen-Babys für „Ruhm und Gewinn“
Chinesische Funktionäre in der der Provinz Guangdong haben bereits eine vorläufige Untersuchung der Aktivitäten von He Jiankui durchgeführt. Dem Forscher, der behauptet, die ersten Gen-Babys überhaupt kreiert zu haben, wird vorgeworfen, staatliche Gesetze missbraucht zu haben – den Offiziellen zufolge rein aus „dem Streben nach persönlichem Ruhm und Gewinn“ heraus. Das berichtete die chinesische Xinhua News Agency am Montag.
Konkret habe He Dokumente und Laborarbeiten gefälscht und habe sein eigenes Projekt heimlich gegründet und betrieben. Außerdem habe er andere Wissenschaftler angeworben, um ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen. Zusammen mit anderen Mitgliedern seines Forschungsteams „wird er den staatlichen Sicherheitsbehörden übergeben“ und „dem Gesetz nach streng behandelt“, sagten Funktionäre Xinhua, wie auch das Wall Street Journal berichtete.
Ihm droht die Hinrichtung
He, Forscher an der Southern University of Science and Technology in Shenzhen, sorgte Ende 2018 für internationales Aufsehen, als er auf einem Kongress in Hong Kong verkündete, mit seinem Projekt erfolgreich gewesen zu sein: der Erschaffung und Geburt genetisch optimierter Babys. Dafür will er die DNA der Embryos mit der CRISPR-Technologie verändert haben, um ihnen ein Gen zu entfernen, dass verantwortlich für die Ausbreitung von HIV ist.
Seit dieser Ankündigung hatten sich die Ereignisse regelrecht überschlagen. Nachdem der Gen-Baby-Forscher kurzzeitig verschwunden und schließlich wiedergefunden wurde, zeigte sich, dass China ihn und seine Familie unter Hausarrest gestellt hatte. Im schlimmsten Fall könnte dem Gen-Baby-Schöpfer die Hinrichtung drohen.
Mehr angebliche Details zum Gen-Baby-Experiment
Wie das Wall Street Journal weiter berichtete, erkennt die chinesische Regierung die Geburt der Gen-Babys mittlerweile an, das soll aber nichts an Hes möglichem Schicksal ändern. Vor allem verrät das Vorgehen der Behörden einiges über das Experiment des Wissenschaftlers. Wenn es stimmen sollte, was die Funktionäre Xinhua sagten, startete He sein Projekt im Juni 2016 mit einer gefälschten ethischen Prüfbescheinigung.
Acht Paare wären freiwillig rekrutiert worden, um zwischen März 2017 und November 2018 an dem Versuch teilzunehmen. Alle Männer wären positiv auf HIV getestet worden, weil es darum ging, die Weiterverbreitung dieser Krankheit zu unterbinden. Zwei der Frauen wären schwanger geworden, das führte in einem Fall zur Geburt jener nun berühmten Zwillingsmädchen. Die andere Frau ist den Berichten zufolge noch in der Schwangerschaft. Ein anderes Paar brach das Experiment ab, die anderen fünf wurden nicht schwanger.
Sowohl die Babys als auch die Schwangere würden derzeit von Gesundheitsbeamten unter Beobachtung stehen. Angeblich soll He auch gefälschte Bluttests provisorisch genutzt haben, da es HIV-positiven Personen nicht erlaubt ist, eine künstliche Befruchtung durchzuführen, sagten die Funktionäre gegenüber Xinhua.