Es gibt fünf Millionen Menschen auf der Welt, die aus einem Ei und einem Spermium in einer Petrischale gezeugt wurden. Forscher sind ständig dabei, die künstliche Befruchtung zu verbessern, vor allem für ältere Frauen mit Kinderwunsch. Dafür finden sie die experimentellsten Methoden. Wie diesen Bio-Hack, bei dem der Embryo schließlich aus drei Menschen geschaffen wird.
Bio-Hack: Man kombiniere genetisches Material dreier Menschen
Es war vergangenen Sommer, als eine 32-jährige Griechin sich zum fünften Mal zum Arzt begab, um sich einer In-vitro-Fertilisation (IVF) zu unterziehen. Die bisherigen Versuche waren schiefgegangen, nun sollte es noch endlich funktionieren mit der Schwangerschaft. Und das tat es. Mit einer neuen Methode, die ziemlich kontrovers diskutiert wird, wie Wired berichtet.
Dabei wurde den Eiern der Frau nicht das Sperma ihres Partners direkt zugeführt. Stattdessen nahmen die Ärzte des Institute of Life in Athen Spendereier, trennten sie von ihren Kernen und setzten die DNA der Patientin an ihrer Stelle ein. Die modifizierten Eier wurden dann mit dem Sperma befruchtet. Die entstanden Embroys setzten sie der Frau in die Gebärmutter ein, was zu ihrer ersten erfolgreichen Schwangerschaft führte.
Erster Test mit 25 Frauen
Sie ist nun in der 28. Schwangerschaftswoche, wie das spanische Fruchtbarkeits-Tech-Unternehmen Embrytools berichtet, das auch die Schwangerschaft verkündete. Mitochondrial Replacement Therapy (MRT), zu deutsch Mitochondrien-Austauschtherapie, nennt sich die Methode, dessen erster groß angelegter Test bald stattfinden soll. Das Institute of Life will zusammen mit Embryotools 25 Frauen unter 40 Jahren behandeln, die mit IVF keine Erfolge erzielen konnten.
Die MRT, häufig auch „Drei-Personen-IVF“ genannt, verspricht, die Qualität älterer Eier, die mit der Zeit Schaden nehmen können, zu verbessern. Sicherheit und Erfolg sind bei der Methode aber noch nicht garantiert. Seit den späten 90er Jahren wird sie in US-Kliniken erforscht, 2001 konnten 30 erfolgreiche Geburten verkündet werden.
Kritik: Keine Fördergelder für Embryonenforschung
Doch sie geriet schnell in die Kritik. Die US Food and Drug Administration (FDA) gab Warnungen heraus, die dazu führten, dass es still wurde um die Forscher. Die Methode sei wider die Natur, die Mischung von gleich drei verschiedenen DNA zu riskant für die Gesundheit des Embryos. In den USA ist es generell nicht gern gesehen, an Embryonen zu forschen. Wissenschaftler werden Wired zufolge gar daran gehindert, staatliche Fördermittel für diesen Forschungszweig zu verwenden.
„Die potenziellen Risiken dieses Verfahrens für die Babys sind bedeutend, aber ungewiss. Ihr potenzieller Wert bei der Behandlung von Unfruchtbarkeit ist nicht schlüssig“, sagt Bioethiker Hank Greeley von der Stanford University. Für Ethiker und andere Kritiker soll die MRT eher dazu verwendet werden, mitochondrialen (genetischen) Störungen vorzubeugen.
Beobachtung bis zum 18. Lebensjahr
Großbritannien ist bisher das einzige Land, das MRT legalisiert hat, allerdings mit der Einschränkung, dass sie für Frauen genutzt werden soll, die mitochondriale Krankheiten haben. Das hat die Verfechter der Methode nicht daran gehindert, in Ländern mit weniger strengen Gesetzen diesbezüglich MRT-Versuche durchzuführen. Wie eben in Athen.
Der Großversuch soll dort bald gestartet werden. Seit 2018 sind die Forscher auf der Suche nach Probandinnen. Allzu viel versprechen wollen sie aber nicht. „Die Technologie hat viel Potenzial, aber wir wollen vorsichtig sein“, sagte ein beteiligter Wissenschaftler zu Wired. Auch wenn sie erfolgreich sein sollten, wird es noch einige Zeit dauern, um erste Zweifler umstimmen zu können. Schließlich muss man abwarten, wie sich die Kinder entwickeln. Bis sie 18 Jahre alt sind, soll die Gesundheit der mit der Methode erfolgreich geborenen Kinder beobachtet werden.
Gentechnik ein neuer Schritt
Eines ist aber jetzt schon klar: Mit der MRT ist ein neues Kapitel in der menschlichen Fortpflanzungsgeschichte aufgeschlagen worden. Dazu tragen auch die ersten genmanipulierten Babys aus China bei. Ihrem Schöpfer könnte deshalb aber die Hinrichtung drohen. Daneben gibt es noch weitere krasse Dinge, die mit DNA möglich sind.