Anhand der chemischen Zusammensetzung unseres Atems können Wissenschaftler einiges über unsere Gewohnheiten, unsere Stimmung und unseren Gesundheitszustand erfahren. Anstelle der typischen Blutabnahmen, die dir von manchem Arztbesuch bekannt sein sollten, könnte künftig die Entnahme deiner Atemluft ausreichen, um Krankheiten zu diagnostizieren – wie beim Alkoholtest mit der Polizei.
So können Krankheiten durch „Alkoholtest“ erkannt werden
Ein Unternehmen, das sich auf Analysatoren für Atemluft spezialisiert hat, ist Owlstone Medical mit Sitz in Cambridge. Es hat eine Art „Alkoholtest“ zur Früherkennung von Krankheiten wie Krebs, Entzündungs- oder Infektionskrankheiten entwickelt, Atemluftbiopsie genannt. Sein Ziel ist es laut Website, „100.000 Menschleben zu retten und Gesundheitskosten in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar zu sparen“.
„Atem als Phänotyp kann uns eine sehr umfangreiche Momentaufnahme der Gesundheit eines Individuums geben“, sagte Chris Claxton, Leiter der Investor Relations bei Owlstone Medical, zu Wired. Eine einzelne minutenlange Atemprobe ermögliche bereits das direkte Ablesen von körpereigenen Prozessen und des körperlichen Wohlbefindens.
Wie funktioniert der „Alkoholtest für Krankheiten“?
Der Atemtest von Owlsone Medical speichert biologische Informationen aus der Luft, die wir ausatmen. Die enthaltenen Verbindungen entstehen als Nebenprodukte der körpereigenen Stoffwechselprozesse, beispielsweise der Aktivität von Darmmikrobiomen und des Abbaus von Lebensmitteln und Medikamenten, die wir zu uns nehmen.
Der Inhalt des Metallröhrchens wird separat im Cambridger Labor des Unternehmens analysiert – dem bisher einzigen kommerziellen Labor für personenbezogene Atembiopsie. Dort wird in den Atemluftproben nach Biomarkern für Krankheiten gesucht.
Der Vorteil des Atemlufttests gegenüber herkömmlichen Methoden wie der Entnahme von Flüssigkeits- und Gewebeproben, sei den Forschern nach eine völlig schmerzfreie Methode, Krankheitsindikatoren zu diagnostizieren.
Krebs identifizieren und Medikamente verbessern
Mit 4.000 Patienten führt Owlstone Medical derzeit die weltweit bisher größte Studie zu Atem-Biomarkern durch. Sie verfolgt das Ziel, Marker für die Früherkennung von Lungenkrebs zu identifizieren und wird vom National Health Service in Großbritannien finanziert.
Neben dem Erkennen von Krankheiten könnte die Atemluftbiopsie auch bei klinischen Studien für Medikamententests zum Einsatz kommen. Atembasierte Biomarker gäben dabei Aufschluss über die Wirkungsweise von Medikamenten im Körper. Das würde Pharmaunternehmen helfen, eine effektivere und zielgerichtetere Behandlung mithilfe eines Arzneimittels für die entsprechende Krankheit zu entwickeln.
In der Medizin tut sich, von technologischen Fortschritten getrieben, derzeit einiges. So behandelten Ärzte ein 24 Wochen altes Baby direkt im Mutterleib. Derweil ist ein neuer Ansatz im Kampf gegen Krebs gefunden worden. Wieder diagnostiziert ein neuer Bluttest Alzheimer vor den ersten Symptomen.