Auf den ersten Blick ist das Affenbaby nicht von seinen Artgenossen zu unterscheiden. Doch normal ist an dem Äffchen nichts, denn es handelt sich um den ersten Primaten, der aus eingefrorenem Hodengewebe gezüchtet worden ist.
Tiefgefrorenes Hodengewebe
Um ihr Ziel zu erreichen, entnahmen die Forscher einem vorpubertären Affen Hodengewebe, kryokonservierten es und verpflanzten es im Anschluss wieder unter die Haut des Wirtstieres. Dort entwickelte es sich weiter. Mittels künstlicher Befruchtung zeugten die Forscher daraus dann das Affenbaby, das sie Grady nannten.
Dieser Durchbruch könnte nun auch solchen Männern die Chance auf eigene Kinder geben, die durch Krebsbehandlungen im Kindesalter unfruchtbar wurden. Erwachsene Männer haben die Möglichkeit, Sperma einfrieren zu lassen um daraus nach überstandener Erkrankung Nachkommen zeugen zu können. Jungs, die die Pubertät noch nicht erreicht haben, bleibt diese Möglichkeit jedoch verwehrt.
Hoffnung für krebskranke Jungen
Da die Überlebenschancen für Kinder bei einer Krebserkrankung mittlerweile bei 80 Prozent liege, wie National Geographic berichtet, steige die Nachfrage nach derartigen Fruchrbarkeitsbehandlungen an. Weltweit würden Kliniken schon heute Hodengewebe vorpubertärer Jungen einfrieren, sagt Studienautor Kyle Orwig, seines Zeichens Forscher am „Magee-Womens Research Institute“ der „Medical Center der University of Pittsburgh“.
Bereits seit 2002 wurde die Methode an zahlreichen Versuchsobjekten, darunter Schweine, Mäuse und Pferde, getestet. Zur Geburt lebender Nachfahren kam es jedoch seltener als erhofft.
So lief die Studie ab
Um die Studie durchzuführen, entfernten die Forscher jeweils einen Hoden von fünf präpubertären Affen und schnitten sie in Stücke. Im Anschluss wurden die Stücke für bis zu sieben Monate kryokonserviert, während die Affen sich der Pubertät näherten. Danach entfernten die Wissenschaftler auch den zweiten Hoden und schnitten auch diesen in Stücke.
Im Anschluss verpflanzten sie die Gewebeproben der frisch entfernten und der tiefgefrorenen Hoden unter die Haut ihres ehemaligen Trägers. Durch die natürlichen Hormone im Körper konnte das Gewebe im Anschluss weiter wachsen. Rund zwölf Monate später waren die Zellen so weit gereift, um Sperma zu produzieren, das die Wissenschaftler dann entnahmen um es für die künstliche Befruchtung einzusetzen.
Verhaltener Optimismus
So viel Hoffnung die Studie auch macht, die Wissenschaftler warnen vor zu viel Optimismus. So sei die Methode etwa nicht für jede Art von Krebserkrankung geeignet. Auch sei noch nicht klar, ob Kinder, die auf diese Art gezeugt werden, an eventuellen Spätfolgen leiden könnten. Beim Affen Grady konnten zwar keinerlei Entwicklungs- oder Verhaltensauffälligkeiten nachgewiesen werden, bis die Methode jedoch sicher für den Einsatz am Mensche ist, werde noch Zeit vergehen.
Erst kürzlich vermeldeten Wissenschaftler, dass sie 50 Jahre altes Schaf-Sperma genutzt hätten, um daraus Nachwuchs zu zeugen. Auch hinter dieser Forschung steckt der Wunsch kranken Männern zu ermöglichen, gesundes Sperma über lange Zeitäume einfrieren zu lassen.