Erst Anfang Juni wüteten in Deutschland vielerorts Tornados mit ungeahnter Zerstörungskraft. Kurz danach konnten sich Schüler über Hitzefrei freuen, dann kamen monsunartige Regenfälle und nächste Wochen können wir mit Temperaturen über 40 Grad Celsius rechnen. Spüren wir bereits die erste Auswirkungen der Klimakatastrophe in Deutschland? Das sagen die Experten zum extremen Unwetter-Umschwung in Deutschland.
Extremes Unwetter in Deutschland: Zwischen Dürre und Sturm
Tornados,Starkregen und ein Rekordsommer nach dem anderen: Das Wetter in Deutschland scheint verrückt zu spielen. Die Vermutung liegt nahe, dass der Klimawandel an unserem Unwetter schuld ist, aber stimmt das auch? Deutschlands meist zitierter Wetterforscher Mojib Latif erklärt was die Ursachen sind für unser Wetterproblem in Deutschland.
Faktencheck: Gibt es mehr Tornados in Deutschland?
Allein 17 Tornados wurden 2018 in Deutschland gemessen. Bisher gab es 2019 fünf bestätigte Tornados in Deutschland und unzählige Verdachtsfälle. Wer in der Schule aufgepasst hat, weiß, dass Tornados entstehen, wenn warme, feuchte Luft am Boden und trockene, kalte Luft in der Höhe aufeinandertreffen. Diese „labile“ Schichtung sorgt dafür, dass sich enorm große Luftmassen oft sehr schnell umwälzen. Während die warme Luft aufsteigen will, sinkt die kalte Luft ab, und es entsteht ein Gewittersturm.Ein Tornado entsteht dann, wenn Wind dazu kommt und die Luftmassen zusätzlich verwirbelt. Es gibt durchschnittlich 20-60 Tornados pro Jahr in Deutschland.
Deutschland liegt in der „Tornadostraße“ Europas. Diese verläuft von Irland über Südengland, Südfrankreich, Süddeutschland bis in den Süden von Polen. Hier sind die Bedingungen zur Entstehung einer labilen Luftschichtung besonders günstig. Tornados können aber auch ungeachtet der „Tornadostraße“ überall in Europa entstehen.
Der Wetterforscher Mojib Latif sagte in einem Interview mit Focus, dass sich das Wetter in Deutschland in den vergangenen Jahren verändert habe. So gibt es häufiger ungewöhnlich starke Niederschläge. Dem Klimawandel könne man vermehrte Tornados es aber nicht zweifelsfrei zuschreiben, denn dafür seien Beobachtungen über mehrere Jahrhunderte hinweg nötig und dafür fehlen die Messdaten. Zudem wurden Tornados früher schlechter erkannt und dokumentiert.
Faktencheck: Sind Hitzewellen und Dauerregen Auswirkungen der Klimakatastrophe?
Wie der Wetterforscher Mojib Latif des Max-Planck Instituts bereits in seinem Interview mit der Focus sagte, könne man zwar Tornados nicht dem Klimawandel zuschreiben, es sei aber belegbar, dass die Temperaturveränderungen und Starkniederschläge gestiegen sind.
In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeine erläutert er, dass die Durchschnitts-Temperatur in Deutschland knapp 0,9 Grad gestiegen sei in den letzten Hundert Jahren. Auch die Tage mit Starniederschlägen pro Jahr hätten sich in den letzten 120 Jahren verdoppelt. Anders als bei den Tornados liegen zu Hitze und Regen eindeutigere Zahlen vor. Laut Latif haben Computermodelle diese Wetterextreme bereits vor einigen Jahren berechnet und vorausgesagt. Einige Regionen werden austrocknen, während andere sich mit neuen Starkniederschlägen konfrontiert sehen werden.
Eine Karte, die Globale Wetteranomalien, also ungewöhnliche Wetterabweichungen, dokumentiert, bestätigt Latifs Aussage. Er kämpft seit mehreren Jahren dafür Gesellschaft und Politik für den Klimawandel zu sensibilisieren und drängt auf eine sofortige weltweite Energiewende. Sein Argument für den Kapitalismus: Es sei billiger auf alternative Energien umzusteigen, als im Jahr 2050 alle von Gewittern verursachte Schäden zu beseitigen.
Fazit: Die Unwetter in Deutschland werden extremer
Ja, wir sehen mehr Tornados in Deutschland als früher. Aber: Nein, es sind nicht messbar mehr geworden. Grund dafür ist ganz einfach die verbesserte Berichterstattung und das schnellere Finden und Identifizieren von Tornados. Wir müssen uns also keine Sorge machen über mehr Tornados, über die apokalyptischen Ausmaße des Klimawandels aber schon.
Hitzewellen und Starkregen hingegen ist besorgniserregend und ein eindeutiges Zeichen des Treibhauseffekts. Das Unwetter in Deutschland wird anhalten so lange nicht weltweit Vorkehrungen zur Minderung des Treibhauseffekts getroffen werden. Allein der drohende Wassermangel dank der Klimakatastrophe und der Gletscherschwund sollte uns zum Handeln anhalten.