In Filmen wird es uns so intensiv vorgelebt, dass wir gar nicht anders können als daran zu glauben, dass auch wir unsere Freunde fürs Leben gefunden haben. Spätestens nach der wilden Ausbildungszeit hofft man endlich die Freunde für immer um sich zu haben, mit denen man auch Freunde bleiben will. Eine Studie enthüllt jetzt, wie sehr wir uns anscheinend etwas vormachen.
Freunde fürs Leben? Von wegen!
Egal, ob du nun 100 Freunde dein Eigen nennst oder nur zwei – am besten ziehst du gleich einmal die Hälfte dieser Summe ab. Das ist dann die tatsächliche Anzahl deiner Freunde fürs Leben. Der Rest mag dich eigentlich gar nicht. Das legt eine Studie des Massachussetts Institute of Technology in Kooperation mit der Universität Tel Aviv nahe.
Angeblich können wir nur 50 Prozent unserer angeblichen Freunde für immer wirklich als solche bezeichnen. Der Grund: Wir sind extrem schlecht darin, Beziehungen richtig einzuschätzen. Deshalb betrachten wir häufig auch Personen als unsere Freunde, die das umgekehrt nicht so sehen.
Zu dem wohl für Viele erschreckenden Resultat kamen die Forscher nach einer Studie mit 84 Studenten der Tel Aviv University. Diese sollten ihre Kommilitonen auf einer Skala von 0 bis 5 bewerten:
- 0 = Ich kenne die Person nicht.
- 3 = Das ist mein Freund.
- 5 = Das ist einer meiner besten Freunde.
Die Stufen 2 und 4 lagen dementsprechend dazwischen. Als „Freund“ und damit einen der potenziellen Freunde fürs Leben schätzten die Wissenschaftler die Personen ein, die eine 3 oder höher bekamen.
50 Prozent deiner Freunde mögen dich gar nicht
Nach ihren eigenen Einschätzungen sollten die Probanden diejenigen der Kommilitonen voraussagen. Dabei offenbarte sich die ernüchternde Realität: Fast jeder erwartete, dass seine eingeschätzte Freundschaft auf Gegenseitigkeit beruhte. Das traf aber eben nur in der Hälfte der Fälle zu. Also nur rund 50 Prozent derjenigen, die sie mit 3 oder höher bewertet hatten, erwiderten dieses Urteil auch. Jeder Zweite, mit dem ein „Freunde für immer“ verbunden wurde, sieht das nicht so.
Dieser Effekt steckt dahinter
Doch warum ist dieser Stichprobe zufolge unsere Einschätzung zu Freundschaften anscheinend so völlig falsch? Laut den Forschern ist unser Selbstschutz dafür verantwortlich. Denn: Der Gedanke daran, dass jemand nicht sagen könnte, wir seien Freunde fürs Leben, sei unerträglich für uns. Er stelle unser Selbstbild infrage. Daher würden wir ihn lieber verdrängen, wie es immer so ist mit unangenehmen Wahrheiten.
Hinter dem Resultat stecken natürlich noch tiefergehende psychologische Effekte. Aber im Grunde legen sie genau das nahe: Die Hälfte deiner angeblichen Freunde fürs Leben ist es gar nicht. Die besagte Studie wurde im März 2016 hier veröffentlicht. Auch mit Partnerschaften ist es nicht immer einfach. So hat Liebe auf den ersten Blick viel mehr mit Sex zu tun als du denkst. Außerdem ist Liebeskummer gefährlicher als gedacht. Und WhatsApp und die Liebe vertragen sich manchmal auch nicht so gut.