Das Gemälde „Salvator Mundi“ (deutscher Titel: Retter der Welt) zeigt Jesus mit einer Glaskugel in der Hand. Es ist eines von Leonardo da Vincis Werken, das 2017 vom New Yorker Auktionshaus Christie’s für 450,3 Millionen US-Dollar versteigert wurde. Damit ist es nicht die nur die weltweit teuerste Malerei, sondern auch eins von 20 Werken des berühmten Künstlers – und das sorgt schon seit Jahren für Diskussionen. Denn die Glaskugel im Gemälde warf seit jeher Fragen auf. Nun konnte das Rätsel um das mysteriöse Bildnis gelöst werden.
Leonardo da Vincis Werke: Das sorgte für Diskussionen
Auf dem Gemälde „Salvator Mundi“ sieht man Jesus mit einer Glaskugel in der Hand, die die Himmelsphäre symbolisiert. Da eine Kugel als konvexe Linse fungiert, sollte eigentlich alles, was dahinterliegt, vergrößert werden und auf Kopf stellen. Stattdessen ist in Leonardo da Vincis Werk das Gewand Jesu nur leicht verzerrt. Was hatte sich der Künstler damals dabei gedacht?
Eine heiß diskutierte Frage, auf die nun ein Forscherteam der University auf California eine Antwort gefunden hat. Eine Software für Computergrafik, Inverse Rendering, machte es möglich, eine 3D-Version der Szene zu schaffen. Es wurden verschiedene Kugeln modelliert und betrachtet, inwiefern sie das Gewand im Hintergrund veränderten und das Licht gebrochen wird.
Lang diskutierte Frage kommt auf einfaches Ergebnis
Das Ergebnis war recht simpel: Leonardo da Vinci verwendete für dieses Werk keine massive Glaskugel, sondern eine, die hohl war. Der Radius der Kugel wird von den Forschern auf etwa 6,8 Zentimeter geschätzt. Außerdem soll die abgebildete Person ihre Hand wohl in einem Abstand von 25 Zentimeter zum Körper halten.
Bei einer hohlen Kugel werden Hintergrundlinien, die durch die Mitte der Kugel verlaufen, nicht verzerrt. Alle anderen jedoch schon. Dies ist auch in „Salvator Mundi“ zu erkennen. Das Gewand schlägt fächerartige Falten, die in der Mitte zusammenlaufen. Der Eintritt hinter die Kugel wurde verwischt. Die Wissenschaftler gehen zudem davon aus, dass die Wand der Glaskugel nicht dicker als 1,3 Millimeter war.
Das Forscherteam konnte noch weitere Details über dieses Werk von Leonardo da Vinci herausfinden:
- Auf das Motiv wurde vermutlich eine stark Lichtquelle gerichtet.
- Das Licht war eher diffus.
- Der Künstler stand wohl etwa 90 Zentimeter vom Motiv entfernt.
Spannende Erkenntnisse über die Renaissance-Künstler
Natürlich wirft diese Simulation nun wiederum die Frage auf, ob Leonardo da Vinci die entdeckten Beschaffenheit für sein Bild auch damals wirklich zur Verfügung hatte. Daraufhin wurden die Notizen des Autors studiert. Das Team schlussfolgerte, dass da Vinci zumindest über das notwendige Wissen verfügte. Außerdem waren Renaissance-Künstler bekannt für die Reproduktion von Lichtverhältnissen.
„Unsere Experimente zeigen, dass mit Materialien, Lichtquellen und wissenschaftlichen Erkenntnissen, die Leonardo da Vinci um 1500 zur Verfügung standen, tatsächlich eine optisch genaue Wiedergabe möglich ist, die qualitativ mit der des Gemäldes übereinstimmt“, heißt die Schlussfolgerung der Forscher, die Technology Review wiedergibt.
Nicht nur die Physik in Leonardo da Vincis Werken ist faszinierend. Diese drei eigentlich unmöglichen Dinge hat die Physik einfach mal möglich gemacht. Hast du schon einmal etwas von der sagenumwobenen Weltformel gehört?