Natürlich ist es nicht die feine englische Art, doch Lügen sind ein Teil unseres menschlichen Verhalten. Dabei ist es egal, ob es sich um eine kleine Notlüge wie eine vermeintliche Verspätung der Bahn handelt oder große Fehltritte wie einen Seitensprung vertuschen soll. Seit jeher wollen Menschen deshalb wissen, wie sie Lügen erkennen können. Spoiler: Bisher gibt es keine Technik, die das zuverlässig kann. Allerdings legen jüngste Forschungen nahe, was für den Anfang helfen könnte.
Lügen erkennen für Anfänger: Gutes Zuhören ist der Schlüssel
Um die Lügen von anderen Menschen erkennen zu können, brauchst du keinen abgefahrenen Lügendetektor, wie du ihn vielleicht aus Filmen kennst. Sie werden häufig von Polizei oder Geheimdiensten verwendet, die körperliche Anzeichen von Nervosität, Angst oder Stress mit Lügen in Verbindung bringen. Zuverlässig ist diese Methode aber nicht immer. Es gibt viel einfachere Wege, um Lügen zu erkennen.
Schon gewusst?
Den ersten Lügendetektor auf der Welt gab es schon im Jahr 1913. Der Psychologe Vittorio Benussi entwickelte ihn an der Universität Graz. Die (für heutige Verhältnisse sehr primitive) Maschine prüfte die Atmung und den Pulsschlag einer Person, um eine mögliche Lüge zu enttarnen.
Ein neuer Ansatz ist da, der genau das verspricht. Das sogenannte Micro-Expressions Training Tool (METT) ist keine Maschine, sondern eine Trainingsstrategie, die Menschen lehrt, durch einfachste Spionage-Techniken Lügner:innen zu erkennen. Dabei sind es winzige, flüchtige „Mikro-Ausdrücke“, auf die es zu achten gilt, und es kommt auf zwei wesentliche Dinge an: richtig Fragen stellen und richtig zu hören.
Willst Lügen entlarven, tu das
In vielen Bereichen wird METT bereits eingesetzt, zum Beispiel in der Flughafensicherheit. In einer Studie wurde der Ansatz erprobt, allerdings mit schlechten Ergebnissen. Von den 90 Personen, die entweder mit METT-Schulung, mit einer „Placebo-Schulung“ oder ohne Schulung Menschen in Videos als Lügner entlarven sollten, schnitten die METT-Kandidaten am Ende schlechter ab.
Das heißt aber noch lange nicht, dass damit alles verloren ist. Du kannst dennoch einen Weg finden, um Lügen zu erkennen, wenn auch vielleicht nicht in allen Fällen zuverlässig. Der wissenschaftliche Trick dabei ist laut Curiosity tatsächlich die erlernbare Fähigkeit, genauestens auf das zu hören, was Leute sagen und auch die Antworten richtig zu deuten.
Wie man eine Frage stellt, darauf kommt es vor allem bei Spionage-Techniken an. Bei einer Lüge wird besonders darauf, dass alle fiktiven Details im Gedächtnis bleiben und überzeugend klingen. Das bedeutet eine enorme kognitive Herausforderung. Ein Trick ist es, die Person zu bitten, ihre Geschichte in umgekehrter Reihenfolge zu schildern. Das könnte ihn aus dem Konzept bringen.
Oder man stellt einfach mehr Fragen, vor allem unerwartete. Wahrheits-Sager:innen können meist ad hoc mehr sagen, sich etwas auszudenken ist schwerer.
Wie im Fernsehen
Eine andere wissenschaftlich gestützte Technik entspricht dem, was im Fernsehen von fiktiven Strafverfolgern zu sehen ist. Es geht darum, die Karten nicht gleich auf den Tisch zu legen, sondern nach und nach zu enthüllen, welche Beweise gegen den Verdächtigen vorliegen. Bei Lügner:innen könnte die Geschichte dadurch unglaubwürdig werden. Widersprüche können aufgedeckt werden.
Lügen erkennen: Tricks können helfen
Auch wenn es bisher keine zuverlässige Technik gibt, ist es doch möglich, mit ein paar Tricks Lügen zu erkennen. Natürlich gibt es auch massig Anleitungen für Spionage über die Augenbewegungen eines Menschen. Oft dürfte es jedoch ausreichen, ganz einfach weniger hinzuschauen und mehr zuzuhören, was der potenzielle Lügner:innen von sich gibt.
Übrigens: Lügendetektoren dürften gar nicht so heißen. Dafür spricht auch die Behauptung eines Zeitreisenden, der von einem Lügendetektor bestand. Manchmal allerdings hilft Hinschauen doch: Im Vorstellungsgespräch sagt deine Kleidung alles über dich.