Wenn du dich häufiger krank oder nicht ganz fit fühlst, könnte es sein, dass du ein schwaches Immunsystem hast. Gründe dafür gibt es einige, doch, dass daran sogar ein ganz herkömmliches Mittel zum Würzen Schuld tragen könnte, hättest du vermutlich nicht gedacht. Dabei handelt es sich um eines, welches wir in nahezu jedem Gericht wiederfinden. Forscher fanden jetzt heraus, dass es sogar deiner körpereigenen Abwehr schadet, wenn du zu viel von diesem zu dir nimmst.
Schwaches Immunsystem: Abwehr gegen Aroma
Bei Experimenten mit Mäusen fanden Forscher des Fachmagazins Science Translational Medicine nun nämlich heraus, dass ein Grund für ein schwaches Immunsystem in einem ganz gewöhnlichen, natürlichen Geschmacksverstärker liegen könnte. Mit diesem sorgen wir bei fast jeder Mahlzeit für das fehlende Fünkchen Aroma und für die meisten von uns gehört es zu einem guten Gericht einfach dazu. Es schadet allerdings auch die Fähigkeit bestimmter Immunzellen, Erreger wie Bakterien zu bekämpfen. Falls du noch immer im Dunkeln tappen solltest: Die Rede ist von Salz.
Die unverhältnismäßige Aufnahme von Salz ist bei vielen Menschen nichts Ungewöhnliches: Bei dem Verzehr von beliebten Snacks wie Pommes, Crackern oder Chips erfolgt eine solche ganz automatisch. Obwohl der Appetit auf salzige Kost nicht unbedingt schlecht ist, da es sich bei Natriumchlorid um einen wichtigen Mineralstoff handelt, nehmen wir also meist sogar zu viel davon zu uns.
Neben einem schwächeren Immunsystem kann Salz auch dazu führen, dass unser Blutdruck in die Höhe schießt, die Pubertät hinausgezögert wird oder unser Gedächtnis darunter leidet, legen andere Studien nahe.
Der Einfluss von Salz auf den Verlauf bakterieller Infektionen
Um den Effekt von Salz auf die körpereigene Abwehr herauszufinden, beobachteten die Forscher nun den Einfluss salziger Lebensmittel auf den Verlauf bakterieller Infektionen. Dafür wurden Mäuse eine ganze Woche lang mit unnatürlich salzreicher Kost versorgt. Im Anschluss daran wurde geprüft, wie die kleinen Nager mit einer den bekannten Escherichia coli Bakterien zurechtkommen. Das Ergebnis: Mäuse, die sich normal ernährten, hatten mit einer deutlich milderen Infektion des Harnwegs zu kämpfen, als die, die mit dem Salz gefüttert wurden, was sich letztendlich in einem schwachen Immunsystem wiederspiegelt.
Auch im Kampf gegen andere Keime wie Listerien, die beispielsweise in verunreinigten Lebensmitteln vorkommen, hatten die versalzenen Tiere wesentlich größere Schwierigkeiten. Dies bewies die Anzahl der im Körper der Mäuse vorkommenden Bakterien. „In Milz und Leber dieser Tiere zählten wir eine 100- bis 1.000-fache Menge der krankmachenden Keime“ erklärt Katarzyna Jobin vom Universitätsklinikum Bonn.
Die Erklärung liegt in den Nieren
Die Erklärung dafür hängt mit den Nieren zusammen, für die das Salz eine große Rolle spielt. Der Überschuss wird von ihnen herausgefiltert und über den Urin ausgeschieden. Dabei kommt es offenbar zu einem negativen Nebeneffekt. Bei der gesteigerten Ausscheidung von Salz treten Defizite bei der Produktion von Enzymen auf, in deren Folge Biomoleküle freigesetzt werden, die eine ähnliche Wirkung haben, wie das Stresshormon Cortison. Dieses wird von Medizinern für gewöhnlich zur Unterdrückung von Immunreaktionen verwendet.
Außerdem sorgt der übermäßige Salzkonsum für die gesteigerte Produktion von Harnstoff. Dieser hemmt die antibakterielle Aktivität der Neutrophilen, die als Fresszellen von Bakterien agieren. Tun sie dies nicht, ist ein schwaches Immunsystem die Folge und die Infektionen verlaufen weitaus heftiger, heißt es seitens Jobins Team in der Studie.
Schwaches Immunsystem durch Salz: Gefährlich für den Menschen?
Den Zusammenhang eines schwachen Immunsystems und einer zu salzigen Ernährung konnte auch beim Menschen festgestellt werden. Dafür untersuchten die Forscher zehn freiwillige Probanden, die sich mit zusätzlichen sechs Gramm Salz am Tag versorgten, also in etwa der Menge, die in zwei Fastfood-Gerichten enthalten ist. Nach einer Woche entnahm das Team den Teilnehmern Blut und analysierte es, mit dem Schluss, dass die Zellen nun deutlich schlechter mit Bakterien fertig wurden, was auf ein schwaches Immunsystem zurückzuführen ist.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt übrigens eine Salzzufuhr von maximal fünf Gramm am Tag, was etwa einem Teelöffel entspricht. Weitere Untersuchungen der Zusammenhänge eines übermäßigen Salzkonsums und eines schwachen Immunsystems sollen nun angestellt werden. Zum Beispiel ist noch unerforscht, ob sich die Erkenntnis auch auf die Abwehr gegen Viren beziehen lässt. Gerade bei der Bekämpfung des Coronavirus ist ein gutes Abwehrsystem des Körpers nötig. So findest du im Übrigen heraus, ob du ein schwaches Immunsystem hast.