Tsunamis in Indonesien, Japan oder auch in den Pazifikstaaten sind nichts Ungewöhnliches. Immer wieder werden in den Medien die schockierenden Bilder eines solches Naturereignisses gezeigt. Nun waren die Wellen der Nordsee der Tod für einige niederländische Surfer. Bei manchen kommt nun die Frage auf, wie hoch das Risiko für Naturgewalten in Deutschland ist. Kann uns eine Tsunami-Welle ereilen? Unwahrscheinlich ist es nicht.
Tsunami-Welle in Europa: absurd oder realistisch?
Kräftiger Wind und hohe Wellen sind die perfekte Voraussetzung für Surfer. Doch nun wurde dies fünf Niederländern aus Den Haag zum Verhängnis. Sie waren an der Nordsee surfen und die Wellen waren von einer dicken Schaumschicht überzogen. Sie verloren vermutlich die Orientierung und kamen dabei ums Leben. Ein trauriges Unglück, doch dabei waren es nicht einmal Tsunami-Wellen, die das Leben der Surfer forderten.
Kroatien, Frankreich oder Spanien sind beliebte Urlaubsorte der Küsten Europas am Mittelmeer. Doch so sicher bist du in diesen Regionen gar nicht. Erdbeben und Vulkanausbrüche sind ebenfalls dort keine Seltenheit. Auch in der Geschichte sind im Mittelmeerraum verheerende Tsunamis erfolgt. Geowissenschaftler haben sich nun mit dem Risiko einer Tsunami-Welle auseinandergesetzt und kamen zu einem erschreckenden Ergebnis. Es besteht auch in Europa akute Gefahr.
Früher hielten Forscher nur Subduktionszonen für Gefahrengebiete der Tsunami-Wellen. Mittlerweile ist klar, dass auch andere Verwerfungen für die Katastrophe sorgen können. Diese Auslöser sind auch im Mittelmeerraum zu finden. Dort befindet sich ein Puzzle aus Plattenbruchstücken der tektonischen Platten: die afrikanische Erdplatte nordwärts und die eurasische. Zehn Prozent der Tsunamis weltweit ereignen sich daher im Mittelmeerraum. Frühe Ereignisse stammen sogar aus der Region. Wenn du wissen willst, wie ein Tsunami eigentlich entsteht, kannst du das hier nachlesen.
Historische Berichte und die Gefahr der Gegenwart
Schon im Jahr 365 wurde von einer Tsunami-Welle berichtet: Am 21. Juli seien weite Teile der antiken Küstenregion zerstört worden. Der Tsunami hatte allein in Alexandria Tausende Opfer gefordert. Ein Seebeben vor der Küste Kretas hatte das Unglück ausgelöst. Mindestens einmal im Jahrhundert kommt es zu einer solchen Katastrophe im Mittelmeerraum. Diese Gefahrenzonen gilt es in Europa im Auge zu behalten:
#1 Der Hellenische Inselbogen
Im östlichen Mittelmeer befindet sich der Hellenische Inselbogen. Er ist sich in einer Subduktionszone, die sich vom Westen Griechenlands bis hin über Kreta und Rhodos erstreckt. Darin befindet sich ein Tiefseegraben und zwei nördliche Verwerfungen. Die Erdplatten bewegen sich jedes Jahr 50 Millimeter aufeinander zu. Daher ist das Gebiet sehr anfällig für Erdbeben. Im Jahr kommt es zwischen drei bis sechs Erdbeben. Für eine Tsunami-Welle mit schweren Folgen sorgte das Beben von Kreta im Jahr 1303. Es kam zu einer neun Meter hohen Flutwelle.
#2 Die Straße von Messina
Eine weitere Gefahrenzone im Mittelmeer ist die sogenannte Straße von Messina. Dabei handelt es sich um eine Meerenge zwischen Sizilien und dem italienischen Festland. Diese Region sorgte in der europäischen Geschichte für einige schlimme Katastrophen. Bei einem Erdbeben von 1908 starben in den Städten Messina und Reggio Calabria über 100.000 Menschen. Die Erdbebenzone ist bis heute aktiv.
Das Risiko einer Tsunami-Welle heute
Rund 130 Millionen Menschen leben in dieser Mittelmeerregion. Millionen von Touristen kommen jährlich hinzu. Wie groß ist also eine Gefahr heute? Aktuelle Forschungen zeigen, dass auch heute noch fast alle mediterranen Küsten eine potenzielle Tsunami-Gefahr bergen. Jedes Beben der Stärke 6,5 kann schon einen Tsunmai von bis zu 50 Zentimetern auslösen. Ab 6,9 und 8,0 können auch entfernte Küsten getroffen werden. Besonders gefährdet sind die Gebiete der Adria und die Ägäis.
Das Tsunami-Risiko konzentriert sich vor allem im östlichen Mittelmeer. Das heißt genauer:
- im Südwesten Griechenlands,
- Kreta,
- die südliche Ägäis,
- Zypern,
- Südost-Italien
- und die Küsten Ägyptens und Libyens.
In diesen Regionen kann es alle 50 Jahre zu einer etwa einem Meter hohen Tsunami-Welle kommen. Das klingt zwar klein, doch auch diese Wellen können einen großen Schaden anrichten. In größeren Abständen kann auch mit fünf Meter hohen Tsunamis gerechnet werden. Forscher gehen von einem Abstand von 100 Jahren aus.
Sollte ein Asteroid irgendwann die Erde treffen, könnte dies eine gigantische Tsunami-Welle auslösen. Auch auf dem Mars kam es einmal zu einem Tsunami. Er wurde durch einen Meteoriteneinschlag ausgelöst.