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Die Suche nach dem Coronavirus-Impfstoff: Forscher dürfen kein Risiko eingehen

Es ist wichtig, dass die Suche nach einem Coronavirus-Impfstoff schnell voranschreitet. Dabei dürfen Forscher aber eine wichtige Sache nicht aus den Augen verlieren.

Hand hält Coronavirus-Impfstoff
Mit einer potenziellen Corona-Impfung wie Sputnik V gehen nicht unwesentliche Risiken einher. Foto: iStock.com/simon2579

Um möglichst schnell einen wirksamen Coronavirus-Impfstoff zu finden, fordern einige Forscher dazu auf, dass Menschen sich freiwillig melden, um ein Heilmittel zu testen. Das bedeutet, dass gesunde Menschen sich absichtlich einer Covid-19-Infektion aussetzen. Doch gerade bei solchen Aufrufen, dürfen Wissenschaftler einen wichtigen Punkt nicht aus den Augen verlieren.

Hand hält Coronavirus-Impfstoff

Die Suche nach dem Coronavirus-Impfstoff: Forscher dürfen kein Risiko eingehen

Es ist wichtig, dass die Suche nach einem Coronavirus-Impfstoff schnell voranschreitet. Dabei dürfen Forscher aber eine wichtige Sache nicht aus den Augen verlieren.

Coronavirus-Impfstoff wird dringend benötigt: Aber zu welchem Preis?

Wieso steckt man gesunde Menschen mit einem Virus an? Ganz einfach: Um die Wirksamkeit des Coronavirus-Impfstoffes zu prüfen. In solchen Studien werden die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine erhält das Heilmittel, die anderen einen Placebo. Danach werden sie dem Erreger ausgesetzt. Erkranken weniger Menschen, die den Impfstoff erhalten haben, ist das ein erstes Zeichen dafür, dass ein solches Mittel wirkt.

Diese Herangehensweise ist neu: Bislang wurden neue Medikamente oftmals bei bereits erkrankten Patienten getestet. Auch hier gibt es Risiken, doch auch die Aussicht auf Besserung. Die neue Variante fordert aber gesunde Teilnehmer dazu auf, sich einer Krankheit auszusetzen. Dabei dürfen Forscher einen wichtigen Faktor nicht vergessen: die Ethik.

Der ethische Aspekt darf nicht ignoriert werden

Solche Studien bei der Suche nach einem Coronavirus-Impfstoff müssen ethische Regeln befolgen. Dazu gehören

  • eine wissenschaftliche Begründung für die Durchführung,
  • die Minimierung von Risiken für den Teilnehmer
  • und detaillierte ethische Richtlinien für die Einwilligung und Aufklärung für den Menschen.

Darunter verstehen die Forscher beispielsweise, dass Teilnehmer nicht dem Risiko von irreversiblen, unheilbaren oder tödlichen Infektionen ausgesetzt werden. Bislang waren diese sogenannten Challenge-Studien nur bei Cholera oder Maleria zugelassen, da es bereits Medikamente zur Behandlung gibt. Der Aufruf von kanadischen Forschern von 1 Day Sooner richtet sich vor allem an Menschen über 20 Jahren. Dennoch liegt das Risiko dort aktuell bei 0,03 Prozent, was eine Person von 3.000 ausmacht.

Zudem schädigt Covid-19 nicht nur die Atemwege, sondern auch andere Organe. Mittlerweile sind auch einige Langzeitfolgen bekannt. Nun fordern kanadische Forscher, dass die Ethik-Regeln geändert werden, damit die Suche nach einem Coronavirus-Impfstoff schneller voranschreiten kann.

Der sichere Weg ist in diesem Fall der bessere

Bis ein Heilmittel auf den Markt kommt, vergehen normalerweise ein bis zwei Jahre. Es wäre kompliziert, die Voraussetzungen für eine Challenge-Studie zu schaffen. Für die Extremsituation der Pandemie geht die Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffes schnell voran. 160 Impfstoff-Kandidaten wurden bereits identifiziert und werden getestet. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass der herkömmliche Weg wohl schneller klappen könnte.

Befürworter der Challenge-Studie argumentieren damit, dass wir auch Nieren spenden, wenn es erforderlich ist und dies ebenfalls ein hohes Risiko mit sich bringt. Wieso sich also nicht freiwillig für einen guten Zweck melden? Doch dieser Vergleich hinkt. Nierentransplantationen werden schon seit Jahrzehnten durchgeführt. Ärzte können die Risiken daher mittlerweile gut einschätzen. Die Erfahrungen mit dem neuartigen Erreger sind allerdings noch viel zu gering. Wir wissen auch nicht genau, wie sich das Virus auf lange Sicht auswirkt.

Der Erfolg einer Nierentransplantation ist wohl wahrscheinlicher als die Durchführung einer erfolgreichen Impfstoff-Challenge. Hierbei geht es nicht nur ethische Regeln zu befolgen, sondern auch die Sicherheit der Teilnehmer zu garantieren und das Vertrauen der Öffentlichkeit zu bewahren. Covid-19 ist ein zu unsicheres Gebiet, um Freiwillige einer solchen Gefahr auszusetzen.

Dieser Coronavirus-Impfstoff soll einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Heilmittel haben. Wie sich aber zeigt, ist die Herdenimmunität durch einen Coronavirus-Impfstoff noch Jahre entfernt.

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