Warum gibt es eigentlich Fingerabdrücke? War es eine Idee der menschlichen Evolution, jedem von uns ein unverkennbares Merkmal zu verpassen, sodass wir bei einem Verbrechen schneller von den Kriminalpolizisten aufgespürt werden können? Natürlich nicht. Die tatsächliche Antwort überrascht: Die schön geschwungenen Rillen in der Haut regulieren die Feuchtigkeit auf der Hautoberfläche und erleichtern uns so das Greifen. Die Fingerabdrücke machen uns also erst zu intelligenten Bestien.
Den Fingerabdruck gibt es, damit wir die Welt im Griff haben
Es ist oft im Volksmund die Rede vom Daumen, der uns den Vorteil vor allen anderen Spezies geben soll, die die Welt bewohnen. Denn nur der Daumen erlaube den Griff, mit dem wir Werkzeuge bauen konnten und damit die Weltherrschaft an uns reißen konnten. Doch tatsächlich soll das Geheimnis des evolutionären Siegeszugs des Menschen noch tiefer liegen. Dank des Fingerabdrucks können wir Gegenstände besser festhalten und verlieren auch bei feuchten Oberflächen nicht die Kontrolle.
Die smarte Kombination aus Furchen und Schweißdrüsen in der Haut unserer Fingerkuppen reguliert die Feuchtigkeit so intelligent, dass es stets eine optimale Reibung zwischen unseren Fingern und dem gegriffenen Gegenstand gibt. Das haben Forscher mittels verschiedener Experimente entdeckt. Im Unterschied zu fast allen anderen Tierarten haben Primaten also vor allem coole Fingerabdrücke.
So wichtig sind Fingerabdrücke für unser Leben
Das komplexe System aus Rillen und Schweißdrüsen, das wir als Fingerabdruck verstehen, ist schön geformt und einzigartig von Mensch zu Mensch. Ein Viertel aller unserer Schweißdrüsen befindet sich auf unseren Fußsohlen und Handflächen. Die Schweißproduktion wird hier mehr durch emotionale Auslöser als durch die tatsächliche Außen- oder Innentemperatur reguliert. Dass die Finger sich immer perfekt ihre Feuchtigkeit verteilen, sodass die Haut einen festen Halt mit allen Objekten behält, die mit ihr in Berührung kommen, konnte ein Forscherteam um Seoung-Mok Yum von der Seoul National University jüngst in einem Experiment nachweisen.
Dabei pressten Probanden ihre Finger auf eine Glasfläche. Die Wissenschaftler maßen dann mit verschiedenen bildgebenden Techniken, wie sich die Flüssigkeit zwischen Finger und Glas verteilt und wie sich das auf Reibung und Haftung auswirkt. Im Ergebnis war es egal, ob der Fingerabdruck nass oder trocken war, die Feuchtigkeit reguliert sich immer so schnell so gut, dass eine Reibung vorhanden ist. „Beim Kontakt mit festen Objekten sind die Rillen des Fingerabdrucks bedeutend, um Haftung und Präzision zu gewährleisten“, so Michael Adams von der University of Birmingham, ein Mitautor der Studie. So kann auch das glatte Smartphone nur sehr selten aus der Hand fallen.
Das alles kann dein Fingerabdruck über dich verraten. Doch Vorsicht ist geboten. Digitale Fingerabdrücke bei iPhones und Android-Handys können dich aber auch angreifbar machen. Auchauf dem Personalausweis in Deutschland sind Fingerabdrücke mittlerweile Pflicht.