Der Thwaites-Gletscher liegt im Westen der Antarktis. Er mündet östlich des erloschenen Mount Murphy in die Pine Island Bay der Amundsensee. Zusammen mit dem Pine-Island-Gletscher wird der „Doomsday Glacier“ (dt.: „Gletscher des jüngsten Gerichts“), wie er genannt wird, als Teil des schwachen Unterbauchs des Westantarktischen Eisschildes gezählt. Würde dieser Gletscher vollständig kollabieren und schmelzen, würde der Meeresspiegel um gut 65 Zentimeter ansteigen. Für einige deutsche Städte hätte das verheerende folgen.
Thwaites-Gletscher Risse deuten auf Kollaps hin
Mit einer Fläche von 192.000 Quadratkilometern ist der mehr als doppelt so groß wie Österreich. Fachleute aus den USA und Großbritannien haben sich der Zukunft des Gletschers näher angenommen. Ein großer Teil des Eises schwimme schon jetzt auf dem Meer, sei aber noch mit dem Thwaites-Gletscher verbunden. Splittert dieses sogenannte Schelfeis ab, würde der Meeresspiegelanstieg durch den „Doomsday Glacier“ weit früher beginnen als in, wie zuvor angenommen, erst 100 Jahren.
„Anhand von Satellitendaten, Bodenradar und GPS-Messungen legen wir nahe, dass der endgültige Kollaps des letzten verbliebenen Schelfeises des Thwaites-Gletschers durch die Überschneidung von Rissen mit verborgenen Basalspaltenzonen innerhalb von nur 5 Jahren eingeleitet werden könnte.“
E. C. Pettit et al. (2021)
Die Glaziologin Erin Pettit von der Oregon State University und ihr Team veröffentlichten ihre Ergebnisse im Rahmen einer Tagung der American Geophysical Union. Sie hätten schwächere und stärkere Bereiche des Schelfeises kartiert. Die Forscher:innen vermuten einen „Zick-Zack“-Weg, den die Risse durch das Eis nehmen könnten.
Folgen für Deutschland
Sollte das Schelfeis in fünf Jahren ins Meer abfließen, würden sich die Folgen an der deutschen Nordseeküste zunächst in Grenzen halten. Kritisch wird es aber spätestens, wenn der gesamte Thwaites-Gletscher den sprichwörtlichen und buchstäblichen Bach runtergeht. Die konkreten Folgen eines solchen Vorfalls zeigt die interaktive Risk Zone Map (Link) der Non-Profit-Organisation Climate Central.
Besonders stark von den Fluten betroffen wären mitunter die Städte Bremerhaven, Wilhelmshaven, Brunsbüttel und sogar Hamburg.
Quellen: „C34A-07 – Collapse of Thwaites Eastern Ice Shelf by intersecting fractures. (Invited)“ (2021, American Geophysical Union); Climate Central