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Fermi-Paradoxon: Wo sind sie, die Außerirdischen?

Das Fermi-Paradoxon versucht eine ziemlich große Menschheitsfrage zu beantworten: Sind wir wirklich allein im Universum? Nun, die Antworten, die Fermi darauf liefert, geben zu denken.

Radioteleskope
© imago images / Leemage

Über unsere Observatorien und Radio- und Weltraumteleskope können wir bis in die entferntesten Winkel des Universums schauen. Uns gelingen bereits jetzt Aufnahmen weiter Galaxien und nahezu 5.000 Exoplaneten sind bereits entdeckt worden. Nur hat sich die brennendste Frage für uns noch nicht beantwortet: Sind wir die einzige Spezies im Universum, die sowas macht? Oder sucht auch wer nach uns? Das Fermi-Paradoxon liefert darauf antworten.

Die Suche nach uns selbst

Die Frage nach außerirdischen Leben hat für den Menschen nicht nur eine rein wissenschaftliche Bedeutung. Sie ist zutiefst komplex verwoben mit unseren eigenen Erwartungen und Wünschen an das Leben und die eigene Existenz.

Bereits 1954 schrieb der Wissenschaftler Micheal Hart einen Artikel über die Abwesenheit extraterrestrischen Lebens auf der Erde. Hart bezog sich damals auf seinen verstorbenen Kollegen Enrico Fermi, der sich in während einer Mittagspause einst die berühmte Frage stellte: Wo sind sie denn alle, die Außerirdischen? Und diese Frage beschreibt das berühmtgewordene Fermi-Paradoxon.

Für Micheal Hart steht fest: Hätte es extraterrestrische Zivilisationen gegeben, dann wäre uns ihre Existenz spätestens jetzt aufgefallen. Wir hätten vermutlich Energiestreifen ihrer Raumantriebe in unserer Galaxie messen können, oder ähnliche Anzeichen dafür erkannt, dass es noch andere da draußen gibt.

Micheal Hart fasste seine Erkenntnisse wie folgt zusammen:

„ Wir beobachten, dass es auf der Erde keine intelligenten Wesen aus dem Weltraum mehr gibt. Es wird vermutet, dass sich dieser Fakt durch die Hypothese stützt, dass es in unserer Galaxie keine anderen fortgeschrittenen Zivilisationen gibt.“

Micheal Hart in An Explanation for the Absence of Extraterrestrials on Earth

Sind Aliens eigentlich Maschinen?

Das Fermi-Paradoxon löst sich laut Hart also anhand der einfachen Erkenntnis, dass sie uns schon längst besucht hätten, wenn es sie gäbe. Dieser rationalen These folgend, müssten Außerirdische auf unsere Spezies aufmerksam geworden sein. Doch bereits hier könnte die Frage in den Raum geworfen werden, warum das Außerirdische überhaupt wollten.

Der Physiker Frank Tipler suchte die Beantwortung des Fermi-Paradoxon in der ziemlich irdischen Schwäche eines eigenen, biologischen Körpers zu finden. Denn würde sich eine Zivilisation von Raumfahrenden auf den Weg ins All machen, wäre ein organischer Körper eher hinderlich.

In seinem 1980 erschienen Text Extraterrestrial Intelligent Beings do not exist verhandelt Tipler die Ressourcen-Frage für ein solches Raumfahrprogramm. Selbst mit Lichtgeschwindigkeit bräuchte eine Zivilisation, die den interstellaren Raumflug beherrscht, Millionen Jahre, um die Milchstraße zu bereisen.

Eine solche Reise würde für den Physiker nur dann gelingen, wenn es diesen Außerirdischen auch gelänge eine selbstreproduzierende, künstliche Intelligenz zu entwickeln. Diese KI könnte von Sternsystem zu Sternsystem reisen, ohne sich vom Heimatplanet zu entfernen. Ihre Maschinen würden sich auf Exoplaneten eine technische Infrastruktur aufbauen, vervielfältigen und weiterreisen. Von ET bleibt da keine Spur.

Tipler ist skeptisch. Befürworter:innen einer Alien-Theorie reiht der Wissenschaftler in die Gruppe jener UFO-Enthusiast:innen ein, die von ihren Sichtungen besonders überzeugt sind. Er glaubt, dass Menschen die an Untertassen festhalten und Menschen, die an intelligentes außerirdisches Leben glauben, im Grunde einem trügerischen Gefühl der Sicherheit hinterherlaufen. So sollen es immer die hochentwickelten Aliens sein, die uns vor uns selbst schützen.

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Das Fermi-Paradoxon, oder: Warum wir die Einzigen sein könnten

Das Fermi-Paradoxon beschreibt also nicht, dass wir allein im Universum sind, sondern warum wir es trotz der schieren Größe des Kosmos sein könnten. Dabei spielen die bereits oben genannten Faktoren von Zeit und Raum eine wichtige Rolle.

Sechs Punkte beschreiben am eindrücklichsten, warum die Menschheit noch keinen Kontakt mit Vulkaniern und Co. geschlossen hat:

  1. Außerirdische sind physisch nicht dazu in der Lage eine interstellare Reise anzutreten. Für eine Reise von mehreren Tausend Jahren bedarf es mehr als einen organischen Körper.
  2. Außerirdische haben sich einfach nicht für uns entschieden. Eventuell sind wir für eine hochentwickelte Zivilisation einfach zu unbedeutend. Oder im Gegenteil: Sie verstecken sich vor uns.
  3. Kosmische Distanzen und Zeit sind zentrale Faktoren des Fermi-Paradoxons. So kann es auch möglich sein, dass eine weit entfernte Zivilisation sich zu spät entwickelte. Würde sie sich auf den Weg zu uns machen, könnten wir bei ihrer Ankunft vermutlich schon längst ausgestorben sein.
  4. Umgekehrt könnte eine solche Spezies von Raumfahrenden die Erde bereits zu einer Zeit besucht haben, als der Mensch noch nicht einmal existiert hat.
  5. Die Dunkle-Wald-Theorie geht davon aus, dass es evolutiv das sinnvollste für eine intelligente Spezies sei, unerkannt zu bleiben. Demnach könnte es in der Milchstraße vor Zivilisationen nur so wimmeln, die sich ab einem bestimmten Punkt dazu entschieden haben, ihre Existenz zu verbergen.
  6. Der sogenannte große Filter sagt aus, dass eine Evolution, wie sie auf der Erde stattgefunden hat, extrem selten ist. In diesem Fall sind wir die einzigen intelligenten Lebewesen im uns bekannten Universum. Die Theorie besagt aber auch, dass sich jede intelligente Zivilisation eher noch selbst zerstört, als eine außerirdische zu finden.

Das Fermi-Paradoxon beschreibt demnach ziemlich viele und unbequeme Szenearien für die Menschheit. Im Prinzip stellt es sich aus einer rational wissenschaftlichen Perspektive gegen die Sehnsucht der Menschen, einen kosmischen Gleichgesinnten im unendlichen Weltraum zu finden.

Weil es allein auf der Erde bereits 4 Milliarden Jahre dauerte, bis sich die ersten Hochkulturen entwickelten, scheint die Suche nach eher kleineren Lebensformen wie Bakterien vorerst zielführender.

Und auch wenn diese Antwort für viele unbefriedigend sein mag, werden Astronom:innen nicht müde Anzeichen für intelligentes Leben an entfernten Orten zu suchen. Einige Wissenschaftler:innen gehen nun davon aus, dass sich eine menschliche Spezies unabhängig von uns auch woanders entwickelt haben könnte.

Quellen: SAO/ NASA Astrophysics Data System, Space.com

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