Eine Forschungsgruppe der Medizinischen Hochschule Hannover fand bei Tests mit Mäusen heraus, dass eine Spermidin-Zufuhr nicht nur die Leistung im Gehirn verbessert, sondern auch bei altersbedingtem Haarausfall hilft. Doch was genau ist Spermidin und wo kommt es vor?
Haarausfall-Minderung & Herz-Schutz
„Die Spermidin-Zufuhr hat dafür gesorgt, dass die Tiere weniger Nieren- und Leberschäden und eine bessere leistungssteigernde Glukoseversorgung im Gehirn entwickelten“, erklärt Studienleiter Dr. Evgeni Ponimaskin vom Institut für Neurophysiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Auch altersbedingter Haarausfall fiel geringer aus als bei der Kontrollgruppe. So zeigten ältere Mäuse, die Spermidin erhielten, kaum kahle Stellen am Rücken. Das ist normalerweise im Alter typisch für sie.
Für die Forschenden war ein Effekt besonders überraschend: Spermidinversorgung schützt laut ihrer Studien das Herz: „In ihren Untersuchungen stellten sie fest, dass die kardio-protektive Wirkung mit einer verminderten Telomerverkürzung im Herzgewebe in Verbindung steht ist.“ Telomere schützen die Enden der Träger unserer genetischen Informationen (Chromosomen) vor dem Abbau. Teilen sich Zellen nicht mehr, wie etwa in der Herzmuskelzelle, dann werden die Telomere weiter verkürzt und es tritt ab einer kritischen Länge der programmierte Zelltod ein.
Doch „Telomere waren bei den Spermidin-supplementierten Mäusen ähnlich lang wie bei jungen Tieren“, so der Studienleiter. Alterungsprozesse in den Zellen von Mäusen laufen ähnlich ab wie in den menschlichen Körperzellen. Daher könnte auch beim Menschen eine Spermidin-Zufuhr als Nahrungsergänzung vor einigen altersbedingten Krankheiten schützen.
Was ist Spermidin genau?
Spermidin ist eine endogene Substanz. Das heißt, dass sie im Körper und nicht durch äußere Umstände entsteht. Sie wurde erstmals in männlicher Samenflüssigkeit entdeckt. Das gab der Substanz auch ihren Namen. Mittlerweile wissen wir aber, dass Spermidin in allen Körperzellen existiert. Bestimmte Darmbakterien sind zwar fähig, diesen Stoff zu bilden, allerdings muss der Hauptbestandteil über die Nahrung aufgenommen werden.
Spermidin kommt in größeren Mengen in folgenden Produkten vor:
- Weizenkeime
- Käse
- Sojaprodukte
- Hülsenfrüchte
Die Substanz aktiviert in unserem Körper die Autophagie. Dadurch werden fehlerhafte Proteine, Krankheitserreger oder nicht mehr funktionstüchtige Zellbestandteile abgebaut. Autophagie und Spermidin sind übrigens auch der Grund, warum du Kaffee ohne Milch trinken solltest.
Weitere Studien belegen, dass eine spermidinreiche Ernährung unter Umständen zu einer längeren Lebenserwartung führen kann. Sollte die oben erwähnte Studie von Mäusen auch auf Menschen übertragen werden können, reduziert die Substanz ebenfalls Haarausfall. Die Studie von Evgeni Ponimaskin et al. findest du hier.
Quellen: Medizinische Hochschule Hannover, 2021