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Psychologie: Wer das mit dem Kopf macht, könnte ein großes Problem haben

Laut einer Untersuchung sollen sich bestimmte Verhaltensauffälligkeiten erkennen lassen, je nachdem wie der Kopf beim Reden bewegt wird.

Frau mit ernstem Blick und starrem Kopf.
An bestimmten Posen lassen sich Psychopathen erkennen. © Getty Images/Westend61

Es gibt diverse Merkmale, an denen sich Psychopathen erkennen lassen. Die meisten davon spiegeln sich in ihrem Verhalten wider. Allerdings, so haben Forschende herausgefunden, gibt es auch wenige körperliche Erkennungszeichen, die Hinweise auf eine solche Persönlichkeit liefern. Kopfhaltung und Blick gehören dazu.

Psychopathen erkennen: Starrer Blick und stiller Kopf helfen

Wie die Forschung schon seit längerem weiß, lassen sich Psychopathen unter anderem daran erkennen, dass sie sogenanntes „psychopatisches Starren“ bei der nonverbalen Kommunikation aufweisen. Dem renommierten kanadischen Psychologen Dr. Robert Hare zufolge handelt es sich dabei um „intensiven Augenkontakt und einen stechenden Blick“. Er geht sogar so weit, davon abzuraten, mit entsprechenden Menschen Augenkontakt aufzunehmen, wie Bigthink erklärt.

Neu Untersuchungen dazu zeigen, dass sich auch die Kopfbewegungen als Erkennungsmerkmal eignen. Im Rahmen einer im Juni 2021 im Journal of Research in Personality veröffentlichten Studie und mithilfe von Trackingalgorithmen zur Messung von Kopfbewegungen wurden Videointerviews mit 507 männlichen Gefängnisinsassen dahingehend analysiert. Jene Personen, die hohe Punktzahlen bei antisozialen Charakterzügen aufwiesen, tendierten dazu, ihren Kopf still zu halten.

Vorgehen während der Studie

Um mehr darüber herauszufinden und wie sich Psychopathen auf diesem Wege erkennen lassen, haben die beteiligten Wissenschaftler:innen eine künstliche Intelligenz herangezogen. Während der Interviews, die jeweils zwischen einer und vier Stunden dauerten, saßen die Teilnehmer dazu direkt gegenüber von Interviewer und einer Kamera, die mit dem Algorithmus ausgestattet war. Zusätzlich hatte jeder Befragte die Hare Psychopathy Checklist – Revised (PCL-R) abgearbeitet – ein Standardverfahren im Rahmen der forensisch-psychologischen und psychiatrischen Diagnostik.

Diese misst zwischenmenschliche, affektive, entwicklungsbezogene, antisoziale und auf den Lebensstil bezogene Charaktereigenschaften, die mit Psychopathie in Verbindung gebracht werden. In den USA gelten Werte von mindestens 30 von 40 generell als psychopathisch. Die befragten Insassen erreichten Punktzahlen von 3,2 bis 37, mit durchschnittlich 20,35.

Die Männer, die dabei besonders hoch punkteten, hielten mit größerer Wahrscheinlichkeit ihren Kopf während der Befragung still. Beobachtet wurde dies aber nur im Rahmen eines Aspektes des PCL-R beobachtet: den entwicklungsbezogenen und antisozialen Charaktereigenschaften. Diese beinhalten Aggressivität, impulsives und kriminelles Verhalten.

Warum überhaupt die Kopfbewegung beobachten?

Dass sich die Forschenden mit dem Bewegen des Kopfes auseinandergesetzt haben, hat einen Grund. So spiele nonverbales Verhalten eine wichtige Rolle bei der Kommunikation. Vergangene Beispiele zwischenmenschlicher Kommunikation hätten gezeigt, dass Kopfbewegungen helfen können, Zustimmung, Dissens und Verwirrung zu transportieren. Dinge wie Kopfschütteln würden dagegen helfen, ein Argument zu betonen.

In Kombination mit Starren, so die Forschenden, kann die Bewegung des Kopfes noch komplexere Funktionen ausdrücken, wie den Grad der Emotionen oder soziale Kontrolle. Der einzigartige Weg, auf dem Psychopathen nonverbal kommunizieren, könnte demnach Schlüsse auf die neurologischen Fundamente des Zustandes und darauf wie Mediziner diesen identifizieren geben.

Quellen: Journal of Research in Personality: Quantifying the psychopathic stare: Automated assessment of head motion is related to antisocial traits in forensic interviews, Bigthink

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