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Paralleluniversum: Dieses Modell funktioniert „verdächtig gut“

Forschende haben ein Modell entworfen, das auf die Möglichkeit von Paralleluniversen hinweist. Es ist in seiner Funktionsweise einfach.

Menschen stehen auf einem Hügel
u00a9 Getty Images/Amin Berenjkar/EyeEm

Forscher versuchen, das Tor zu einem zweiten Universum zu öffnen

Ob eine spiegelgleiche Parallelwelt direkt neben unserem Universum existiert, wollen Forscher mit einem ganz speziellen Experiment herausfinden.

Die Vorstellung von Paralleluniversen, die insbesondere durch das Marvel Cinematic Universe populär wurde, beschäftigt Philosophen bereits seit der Antike. Renommierte Wissenschaftler wie Albert Einstein und Stephen Hawking haben bedeutende Beiträge zur Multiversum-Theorie geleistet. Kürzlich wurde ein neues Modell vorgestellt, das ein tieferes Verständnis für parallele Universen ermöglichen soll.

Modell für Paralleluniversum präsentiert

Victor Galitski ist Mitglied am Joint Quantum Institute (JQI). Gemeinsam mit der Doktorandin Alireza Parhizkar ergründete er die Idee, dass unsere Welt lediglich ein Teil zweier miteinander interagierender Realitäten sein könnte. Dabei verließen sich die beiden Forschenden aber keineswegs ausschließlich auf ihre Vorstellungskraft.

Im Rahmen einer im Fachjournal Physical Review Research veröffentlichten Studie präsentierte das Duo ein mathematisches Modell, das eine neue Perspektive mit Blick auf die Fundamente unserer Realität liefern könnte. Sollte sich ihr Gedanke messbar bewahrheiten, könnte das Ergebnis einige grundlegende Fragen der Astronomie beantworten.

Beispielsweise:

  • Warum dehnt sich unser Universum aus?
  • Wie hängt das mit den winzigsten Längen zusammen, die die Quantenmechanik zulässt?

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„Aufregende und ehrgeizige Idee“

„Die beiden Wissenschaftler stießen auf diese neue Perspektive, als sie sich mit der Erforschung von Graphenblättern – einzelnen Atomschichten aus Kohlenstoff in einem sich wiederholenden sechseckigen Muster – befassten“, hieß es in einer Mitteilung des JQI. Diese Stapel hätten das Team optisch an winzige Universen erinnert.

Ihre Vermutung habe sich auch durch die elektrischen Eigenschaften erhärtet. Denn: In Graphenstapeln entstehen durch die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Schichten neue elektrische Verhaltensweisen. Auch anderswo könnte auf ähnliche Weise eine einzigartige Physik aus interagierenden Schichten entstehen – etwa zwischen unserem und einem Paralleluniversum.

„Wir halten dies für eine aufregende und ehrgeizige Idee“, erklärte Galitski. „In gewisser Weise ist es fast schon verdächtig, dass es so gut funktioniert, indem es auf natürliche Weise fundamentale Merkmale unseres Universums wie die Inflation und das Higgs-Teilchen ‚vorhersagt‘, wie wir in einem nachfolgenden Preprint beschrieben haben.“

Multiversum-Theorie in Antike und Mittelalter

Bereits in der Antike spekulierten Philosophen über die Existenz anderer Welten. Der griechische Philosoph Demokrit, ein Vertreter der Atomisten im 5. Jahrhundert vor Christus (v. Chr.), glaubte, dass das Universum aus unzähligen unteilbaren Partikeln besteht, die verschiedene Welten bilden könnten. Diese frühen Überlegungen legten den Grundstein für die spätere Entwicklung der Multiversum-Theorie und zeigen, dass das Konzept der Parallelwelten tief in der Geschichte der menschlichen Gedanken verankert ist.

Im Mittelalter und während der Renaissance wurde die Idee eines unendlichen Universums weiterentwickelt. Der italienische Philosoph Giordano Bruno im 16. Jahrhundert ging über die kopernikanische Vorstellung hinaus und postulierte ein unendliches Universum mit unzähligen Sternen und bewohnten Planeten. Seine revolutionären Ideen über parallele Welten brachten ihn in Konflikt mit der Kirche und beeinflussten die spätere wissenschaftliche Diskussion über das Universum und mögliche Multiversen nachhaltig.

Quellen: „Strained bilayer graphene, emergent energy scales, and moiré gravity“ (2022, Physical Review Research); Joint Quantum Institute; „Moiré Gravity and Cosmology“ (arXiv, 2022); „The Presocratic Philosophers“ (Stanford Encyclopedia of Philosophy, 2007); „Giordano Bruno and Renaissance Science“ (Cornell University Press, 2002)

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